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  Missbrauch: Die muhsame Aufarbeitung in Riekofen
Wahrend der Pfarrer in U-Haft sitzt, hort die Kripo Zeugen an

By Jorg Klotzek
Passauer Neue Presse
September 14, 2007

http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-17290675&Ressort=bay&BNR=0

Riekofen. Mühsam geht die Aufarbeitung des Riekofener Kirchenskandals um sexuellen Missbrauch von Kindern voran. Während der verdächtige Pfarrer Peter K. (39) in Untersuchungshaft sitzt, hört die Kripo Regensburg in großem Stil - vor allem minderjährige - Zeugen an. Gleichzeitig steht das Bistum Regensburg unverändert stark in der Kritik für seine Entscheidung, den im Jahr 2000 verurteilten Kinderschänder ab 2004 wieder im Gemeindedienst einzusetzen.

Was hat er Kindern alles angetan? Muhsam versucht die Kripo, aus Zeugenaussagen den Fall Peter K. aufzuklaren.

Vor allem kirchenkritische Institutionen wie die Bewegung „Wir sind Kirche" greifen den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller offen an. Von „Vertuschung" spricht Sigrid Grabmeier von der Kirchenvolksbewegung, weil die Pfarrgemeinde von der Vorstrafe des Pfarrers nichts erfahren hatte, als dieser 2004 ins Amt eingeführt worden war.

Bistum steht weiter massiv in der Kritik

Im Gegenteil hatte das Bistum sogar versucht, das Vorleben von Peter K. den Pfarrangehörigen zu verheimlichen, denn in der damals im Pfarrbrief abgedruckten Vita des neuen Geistlichen fand sich kein Hinweis auf dessen früheres Wirken als Kaplan in Viechtach. Dort hatte er 1999 zwei Buben sexuell missbraucht.

Nachdem am 26. Juli die Passauer Neue Presse auf diese Vorgeschichte aufmerksam gemacht hatte, fingen immer mehr Katholiken in der etwa 2000 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde Schönach-Riekofen an, sich über das Verhalten ihres Pfarrers zu wundern. Etwa, dass er mit den Ministranten im Keller des Pfarrhauses gerne Wasserpfeife rauchte und auch sonst mit Kindern enge Kontakte unterhielt.

Mit Rücksicht auf ihre Kinder haben viele Eltern aus dem kleinen Ort im Landkreis Regensburg Stillschweigen vereinbart über das, was ihnen nun nach und nach ihre Kinder anvertrauen. Eine Psychologin aus Weiden war zwei Mal vor Ort und hat die Eltern informiert, wie man mit einem möglichen Missbrauch seines Kindes umgehen sollte. Viele Familien bauen zudem aus Scham eine Mauer des Schweigens um sich auf.

Auch die Ermittlungsbehörden geben derweil keinerlei Auskunft über den Stand der Dinge. Wie Dr. Andreas Quentin von der zuständigen Justizpressestelle sagte, werden keine Details veröffentlicht, „um den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden". Bekannt ist, dass mindestens ein Kind so konkrete Vorwürfe gegen den Pfarrer aussagte, dass der 39-Jährige umgehend verhaftet wurde. Nach Informationen der PNP gibt es weitere Aussagen, die zumindest Annäherungsversuche des Geistlichen belegen.

Pfarrer drohen bis zu zehn Jahre Haft

Ob dies zu einer Verurteilung ausreicht, ist offen. Im Raum steht „Sexueller Missbrauch von Kindern" nach § 176 des Strafgesetzbuches, was mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden kann.

Die Kritik am Verhalten des Regensburger Ordinariats unter Führung von Bischof Gerhard Ludwig Müller geht in zwei Richtungen. Viele Pfarrangehörige rügen, dass sie oder zumindest einige Eingeweihte nicht über eine mögliche Gefahr durch den Pfarrer informiert worden waren.

Externe Kritiker sehen vor allem einen eindeutigen Verstoß gegen die von Rom vorgegebenen und von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen Richtlinien, wie die Kirche mit Kinderschändern aus den eigenen Reihen umgehen sollte.

In diesem Zusammenhang verweist Sigrid Grabmeier auf ein aktuelles Gerichtsurteil aus Spanien. Dort war der Kardinal von Madrid vom höchsten Gericht des Landes für schuldig befunden worden, weil er nicht genügend gegen einen Priester seines Bistums vorgegangen war, der sich an einem Kind vergangen hatte.

 
 

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