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  Missbrauchsfall Beschäftigt Deutsche Bischofskonferenz
Müller: " Die Verantwortung Für Die Tat Trägt Der Täter"

By Susanne Hefekauser
Berliner Umchau
September 26, 2007

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Die Deutsche Bischofskonferenz wird sich auf ihrer Herbsttagung am Grab des Heiligen Bonifatius in Fulda nun doch mit dem Thema Kindesmissbrauch befassen. Dies teilte der Vorsitzende Kardinal Lehmann gestern zum Beginn der Konferenz mit.

"Ich will die Meinung der Bischofskonferenz erfragen und am Freitag eine Stellungnahme der Geistlichen vorlegen", so Lehmann. Auf seine personliche Stellungnahme komme es nicht an, ihn interessiere nur, wie die anderen das Thema sehen, sagte der Kardinal.Das Thema wurde fur die Bischofskonferenz durch einen Missbrauchsfall im Regensburger Bistum aktuell. Lehmann wies allerdings darauf hin, dass die Diskussion rein ideologisch sei: Fur das Vorgehen in Missbrauchsfallen seien allein die betroffenen Bistumer verantwortlich.

Der zustandige Bischof im Regensburger Fall, Gerhard Ludwig Muller, geriet gestern von Seiten der Opferfamilien stark unter Beschuss: Die Familien aus den zwei Gemeinden, in denen der beschuldigte Pfarrer Peter K. tatig gewesen war, warfen dem Bistum schweres Versagen und Mitverantwortung in dem Fall vor. Der beschuldigte Pfarrer war bereits im Jahr 2000 wegen Kindesmissbrauchs in zwei Fallen in seiner alten Gemeinde Viechtach zu einem Jahr auf Bewahrung rechtskraftig verurteilt worden. Vom Bischof des Bistums bekam er im Jahr 2004 dennoch wieder eine Pfarrseelsorgerstelle in Riekofen zugeteilt: Hier ereignete sich der aktuelle Fall des Kindesmissbrauchs. Muller verteidigte seine Entscheidung und wies auf ein psychologisches Gutachten hin, das den Pfarrer als "geheilt" einstufte. Personliche Konsequenzen lehnte der Bischof ab - "Die Verantwortung fur die Tat tragt der Tater."

Kritik bekam Muller auch von Seiten seines Fuldaer Bischofskollegen: Dieser verurteilte das Verhalten des Regensburgers in dem Fall des 39-jahrigen vorbestraften Geistlichen. Man durfe einen einschlagig verurteilten Pfarrer nicht wieder mit Kindern arbeiten lassen, warf Heinz Josef Algermissen dem Regensburger Bischof vor. Dieser entgegnete, es gebe keine kinderfreien Raume in der Kirchenarbeit. "Auch im Altersheim besuchen die Enkel ihre Oma und im Gefangnis kann man den Kindern der Angestellten begegnen", so Muller.

Der Fall des Bischofs Muller ist vergleichbar mit einem Kindesmissbrauchsfall im Jahre 2002 in den USA, der zum ersten Mal eine Welle der Enthullungen von Missbrauch in der internationalen katholischen Kirche zur Folge hatte. Damals war der katholische Priester John G. zu einer zehnjahrigen Haftstrafe wegen Missbrauchs eines 10-jahrigen verurteilt worden. Er soll sich allerdings in mehreren hundert Fallen des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben. Der zustandige Bostoner Bischof, Francis Law, hatte offenbar von den Machenschaften seines Untergebenen gewusst und ihn standig von einer Gemeinde in die andere versetzt, um das Bistum vor schlechter Presse zu schutzen. Dies trifft nach Ansicht des Diplom-Sozialpadagogen Johannes Heibl von der "Initiative gegen Gewalt", der sich um die Familien der Opfer kumemrt, auch auf den Fall in Regensburg zu: Vor allem in Bayern verteidige und vertusche die Kirche solche Falle, statt sich um die Opfer zu kummern.

Nach dem Skandal von Boston verabschiedete der Papst in Rom nach Beratungen mit der amerikanischen Bischofskonferenz internationale Richtilinien uber die Behandlung von Missbrauchsfallen in der katholischen Kirche. Die US-Bischofskonferenz beschloss daraufhin auch, eine "Null-Toleranz-Politik" gegenuber padophilen Priestern zu etablieren: Auf einen bewiesenen Fall von Kindesmissbrauch von Seiten eines Priesters sollte die sofortige Enthebung des Schuldigen aus jeglichen Kirchenamtern folgen.

Kardinal Lehmann sagte damals, man musse sich in Deutschland den "Schuh der Amerikaner" nicht anziehen. Doch schon kurz danach wurde auch in Deutschland eine Welle von Missbrauchsfallen in der Kirche bekannt. Daraufhin legte auch die deutsche Bischofskonferenz im September des Jahres 2002 eine gemeinsame nationale Richtlinie zum Vorgehen in Missbrauchsfallen vor. Diese delegiert die Handlungsverantwortung an die betroffenen Bistumer und zielt vor allem auf den Schutz und die Unterstutzung der Opfer. Diese Unterstutzung lasst der Regensburger Bischof leider bis dato vermissen: Weder entschuldigte sich Bischof Muller bei den Familien des aktuellen Opfers oder der zwei Altopfer des Pfarrers Peter K., noch nahm er an der Amtseinweihung des neuen Pfarrers in Riekofen teil.

 
 

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