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  Mehr Als 100 Fälle am Canisius-Kolleg Befürchtet

Berliner Morgenpost
February 15, 2010

http://www.morgenpost.de/berlin/article1257973/Mehr-als-100-Faelle-am-Canisius-Kolleg-befuerchtet.html

GERMANY -- Der Rektor am Canisius-Kolleg, Pater Klaus Mertes, rechnet mit deutlich höheren Opferzahlen an der Berliner Eliteschule und weiteren Enthüllungen über Verfehlungen früherer Lehrer.

Die Zahl missbrauchter Schüler könne sogar dreistellig sein, sagte Pater Klaus Mertes in einem Gespräch mit der "Berliner Zeitung". Der 55-Jährige hatte Berichte von ehemaligen Schülern des Kollegs über übergriffe durch zwei frühere Patres in den 70er und 80er-Jahren im Januar an die öffentlichkeit gebracht. Der Skandal erfasste schnell Jesuitenschulen in Hamburg, St. Blasien (Schwarzwald) und schließlich auch Bonn. Dort sind ein Dutzend Fälle bekannt geworden. Erst am Wochenende wurde in Bonn eine Hotline für Missbrauchsopfer am Jesuitengymnasium Aloisiuskolleg eingerichtet. Schon am ersten Tag seien mehrere Anrufe eingegangen.

Am Berliner Canisius-Kolleg in Berlin-Tiergarten wurden über Jahre Kinder und Jugendliche durch zwei Patres missbraucht.

Dem früheren Rektor des Kollegs und der Leitung des Jesuitenordens in München lagen bereits 1981 detaillierte Hinweise zu Vorwürfen sexuellen Missbrauchs vor. Offenbar wurden die brisanten Informationen seither unter Verschluss gehalten.

Verfehlungen eingestanden

Im Falle des Vorwurfs eines sexuellen Missbrauch hat sich nach Angaben der Erzdiözese Berlin der beschuldigte Berliner Priester Peter W. (64) selbst für einen Verzicht auf seine bisherige Pfarrei Heilig Kreuz in Hohenschönhausen ausgesprochen. Der Geistliche habe Verfehlungen eingestanden und bereits im Juli 2009 das Protokoll seiner Vernehmung nach einer Bedenkzeit gelesen "und als richtig und vollständig bestätigt", heißt es in einer am Sonntag in der Heilig-Kreuz-Pfarrei verlesenen und anschließend auch den Medien zugeleiteten Stellungnahme des Erzbistums Berlin.

Vergangene Woche hatte W. in einem in seiner Pfarrei veröffentlichten "Statement" dem Ordinariat widersprochen. Er habe nicht aufgrund seiner Selbsteinschätzung um die Beurlaubung gebeten, sondern sei der Aufforderung des Erzbistums gefolgt. Nach seiner Vernehmung im Juli 2009 habe er sich in einer "Ausnahmesituation" befunden und das Vernehmungsprotokoll unterschrieben. Von seinem Recht auf Rechtsbeistand habe der Priester bisher keinen Gebrauch gemacht, heißt es in der Stellungnahme des Erzbistums. Es treffe zu, dass W. keine Kopie des Vernehmungsprotokolls erhalten habe; dieses verbleibe üblicherweise im Vorverfahren kopielos in den Akten. Das sei W. seinerzeit auch mitgeteilt worden. Auch in einem zweiten Gespräch im Ordinariat Ende Juli 2009 habe der Priester bezüglich seiner Aussagen und dem ersten Protokoll keinerlei Widersprüche oder Einsprüche angemeldet.

Zu dem Vorwurf W.'s, er werde anonym verdächtigt, erklärt das Erzbistum weiter, er sei nicht von anonymen Personen angezeigt worden, diese hätten jedoch zunächst um Diskretion gebeten. Diese Vertraulichkeit wolle und werde die Erzdiözese im Vorverfahren wahren. Die Namen würden dem Beschuldigten erst im Zuge des eigentlichen Verfahrens genannt. Die nunmehrige Aussage W.'s, er wisse nicht, um was und wen es gehe, sei im übrigen falsch. Er selbst habe, wie die Vernehmungsprotokolle belegten, nicht nur ihm vorgeworfene Verfehlungen eingeräumt, sondern auch dem Bistum bis dahin noch unbekannte Tatbestände und Namen genannt. Ebenso entspreche W.'s Behauptung, er habe die Stadt Berlin zu verlassen, nicht der vollen Wahrheit. Er sei lediglich aufgefordert worden, von einer geplanten Jugendfahrt Abstand zu nehmen und „sich für eine bestimmte Zeit zur Selbstklärung in ein Kloster außerhalb Berlins zu begeben.

Die Opfer wurden laut Berliner Ordinariat auf ihr Recht hingewiesen, jederzeit Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzureichen. Nach Prüfung der Unterlagen aus dem Vorverfahren habe Rom die Durchführung des kirchlichen Strafrechtsverfahrens dem Erzbischof von Berlin übertragen. Dazu wird in der Stellungnahme betont: "Dies ist ein durchaus üblicher Vorgang, der in keiner Weise als Ablehnung eines Verfahrens verstanden werden kann."

Der Fall in der Hohenschönhausener Gemeinde war im Zuge des Missbrauchs-Skandals an dem Elite-Gymnasium Canisius-Kolleg in Tiergarten publik geworden.

[summary]

The sexual abuse scandal at Canisius College, Berlin, has taken on greater proportion. Father Klaus Mertes, rector, said it is now possible the numer of victims is in three digits.

Berlin Attorney Manuela Groll, who represents several victims, said new victims come forward every day.

 
 

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