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  Regierung Fordert Von Kirche Aufklarung Des Missbrauchs

op-online
February 20, 2010

http://www.op-online.de/nachrichten/politik/regierung-fordert-kirche-aufklaerung-missbrauchs-faelle-639699.html

Regionaldechant Propst Martin Tenge verliest am Sonntag (07.02.2010) in der Basilika in Hannover eine Erk larung von Bischof Norbert Trelle zu den Missbrauchsfallen durch Jesuiten-Pater auch in Niedersachsen. Das Bistum rief weitere Geschadigte auf, sich zu melden.

Berlin - Nach dem Bekanntwerden immer neuer Falle von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester dringt die Bundesregierung auf luckenlose Aufklarung. Gefordert wird dazu auch ein "Runder Tisch".

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger schlug dazu im “Spiegel“ Ombudsleute und einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vor. Dies sei ein guter Weg, um Missbrauchsfalle aufzuklaren und uber Entschadigungen zu reden.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen stellte derweil Reformen der Aus- und Fortbildung der Priester in Aussicht. Leutheusser-Schnarrenberger sagte dem Nachrichtenmagazin laut Vorabbericht vom Samstag: “Ich erwarte von der katholischen Kirche konkrete Festlegungen, welche Ma?nahmen fur eine luckenlose Aufklarung ergriffen werden.“

Gleichzeitig kritisierte die FDP-Politikerin den Augsburger Bischof Walter Mixa, der die “sogenannte sexuelle Revolution“ fur den Missbrauch mitverantwortlich gemacht hatte. Es sei “wenig hilfreich, wenn sich einige Verantwortliche wie Mixa hinter polemischen Ausfluchten verstecken, statt zur Sachaufklarung beizutragen“, sagte die Bundesjustizministerin.

Wahrenddessen weitet sich der Skandal um Missbrauchsfalle aus den 60er, 70er und 80er Jahren immer weiter aus. Mindestens sechs katholische Einrichtungen sind laut “Spiegel“ mit neuen Vorwurfen konfrontiert, darunter zwei ehemalige Heime der Salesianer Don Boscos in Augsburg und Berlin, wo drei Geistliche und ein Mitarbeiter Minderjahrige missbraucht haben sollen.

Ebenfalls betroffen sein sollen ein ehemaliges Kinderheim der Vinzentinerinnen im oberschwabischen Oggelsbeuren sowie das Maristen- Internat in Mindelheim (Bayern) und das fruhere Franziskaner-Internat in Gro?krotzenburg bei Hanau.

Missbrauchsvorwurfe gibt es demnach auch gegen fruhere Mitarbeiter des Franz-Sales-Hauses in Essen, einer Behinderten-Einrichtung. Der heutige Leiter der Institution sagte dem “Spiegel“, er wolle “ohne Rucksicht auf das Image der Einrichtung“ fur Aufklarung sorgen.

“Missbrauch in einem erschreckenden Ma?e“

Erzbischof Thissen sagte der “Frankfurter Rundschau“, der Umgang der Geistlichen mit ihrer Sexualitat musse noch intensiver als bisher zur Sprache kommen. Er sei “jedem dankbar“, der sich offenbare.

Auf die Frage, ob es sich bei den Vergehen nur um individuelles Versagen Einzelner handele, sprach Thissen von einem “Strukturproblem“. Er raumte “in unseren Reihen sexuellen Missbrauch in einem erschreckenden Ma?e“ ein, “das wir nicht fur moglich gehalten hatten“.

Die Kirche konne jetzt mit aktiver Aufklarung eine Vorreiterrolle einnehmen. Mit ihren Leitlinien aus dem Jahr 2002 hatten die Bischofe “dazu beigetragen, Tabus zu brechen und die Opfer zu ermutigen, sich zu melden“, sagte Thissen weiter.

Er regte an, die Handlungsanweisungen des Papiers noch konkreter zu fassen als bisher. “Insgesamt glaube ich, an drei Punkten kommt kein Bistum vorbei: 1. Der Bischof muss jeden Fall zur Chefsache machen. 2. Luckenlose Aufklarung. 3. Sorge fur die Opfer.“ Zur Moglichkeit einer erneuten seelsorgerlichen Verwendung von Priestern, die Kinder missbraucht haben, sagte Thissen: “Im Zweifelsfall nein.“ Er begrundete das damit, dass padophile Neigungen haufig irreversibel seien.

 
 

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