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  Freiburg Zollitsch Entschuldigt Sich Bei Den Opfern

Badische Zeitung
February 22, 2010

http://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburg-zollitsch-entschuldigt-sich-bei-den-opfern--27334682.html

GERMANY -- Klare Wort zum Auftakt: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch aus Freiburg, hat sich erstmals zu dem Missbrauchs-Skandal geäußert. Er entschuldigt sich bei den Opfern und will das Thema bei seinem Papstbesuch im März ansprechen.

"Ich entschuldige mich bei allen, die Opfer eines solchen Verbrechens geworden sind", sagte Zollitsch in Freiburg. Die katholische Kirche in Deutschland dringe auf eine umfassende Aufklärung. Zudem werde sie versuchen, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen übergriffen zu verbessern.

Robert Zollitsch: 'Wir brauchen eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens.'
Photo by Ingo Schneider

Die Bischofskonferenz werde aus dem Missbrauchsskandal Konsequenzen ziehen, sagte Zollitsch. Bei ihrer Tagung in Freiburg stelle sie ihre acht Jahre alten Leitlinien zum Schutz vor sexuellen übergriffen auf der Prüfstand. "Wir werden über mögliche änderungen der Leitlinien sprechen", sagte Zollitsch, ohne Einzelheiten zu nennen.

Zudem erörterten die Bischöfe bei ihrer bis Donnerstag dauernden Vollversammlung, wie die Prävention verbessert werden könne. Grundsätzlich hätten sich die Leitlinien bewährt, sagte Zollitsch.

Großes Medieninteresse beim der Pressekonferenz in Freiburg.
Photo by Joachim Röderer

Dagegen sehen Kritiker wie die Reformbewegung "Wir sind Kirche" großen änderungsbedarf. Notwendig seien eine von der Kirche unabhängige bundesweite Ombudsstelle, eine grundlegende Reform der Priesterausbildung, wirksame Präventionsmaßnahmen und eine aktive Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Täter dürften in keiner Weise mehr in der Seelsorge eingesetzt werden. Notwendig sei zudem ein einheitliches und abgestimmtes Vorgehen aller Diözesen und Ordensoberen, fordert "Wir sind Kirche".

AUSZUG AUS DEM REDEMANUSKRIPT

Erzbischof Robert Zollitsch sagte zu den Missbrauchsfällen:

* über die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle bin ich zutiefst erschüttert. Sofort nach Bekanntwerden haben wir darauf reagiert.

* In aller Deutlichkeit unterstreiche ich: Sexueller Missbrauch an Minderjährigen ist immer ein abscheuliches Verbrechen. Ich mache mir diese Formulierung von Papst Benedikt aus tiefer überzeugung zu eigen und entschuldige mich bei allen, die Opfer eines solchen Verbrechens wurden. Im Raum der Kirche wiegt der Missbrauch besonders schwer, weil es ein besonderes Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in den Priester gibt. Es darf keinen Missbrauch geben – schon gar nicht im Raum der Kirche.

* Wir haben vor acht Jahren einen guten und entscheidenden Schritt nach vorne getan und Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger geschaffen. Wo immer nämlich ein Verdacht vorliegt, muss es eine lückenlose und absolut transparente Aufklärung geben. Ich begrüße, dass sich der Jesuitenorden seiner Verantwortung stellt und Konsequenzen aus den Verfehlungen einiger Patres zieht. Wir deutschen Bischöfe drängen darauf, dass die früheren und teils lange zurückliegenden wie natürlich alle neueren Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen aufgeklärt werden. Wir halten die Leitlinien von 2002 für unverändert wichtig. Sie stellen die Grundlage unseres Handelns dar. Diese Leitlinien bringen vor allem – und das ist wichtig – die Sorge um die Opfer zur Geltung.

* Die Leitlinien haben sich bewährt. Sie weisen uns selbst den Weg, wie wir Mitverantwortung übernehmen können. Dabei wünschen wir, dass die staatlichen Behörden so schnell wie möglich eingeschaltet werden und die Staatsanwaltschaften alle möglichen Einblick erhalten. Ich betone das, weil es hierzu Falschmeldungen gab.

* Wir werden die Leitlinien überprüfen und über mögliche änderungen sprechen.

* Wir werden auch über Fragen der Prävention sprechen. Unsere künftigen Priester müssen menschlich und damit auch in sexueller Hinsicht über die Eignung und nötige Reife für ihr Amt verfügen. Dasselbe gilt für alle pastoralen und pädagogischen Mitarbeiter. Außerdem wollen wir uns darüber unterhalten, wie wir in dieser schwierigen Lage den katholischen Schulen zur Wahrung des Ansehens verhelfen können.

* Wir brauchen in unserer Gesellschaft – und das gilt für uns selbst ganz besonders - eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens. Wir müssen wachsam sein, für das, was im Verborgenen passiert. Und wir müssen den Mut haben, Unrecht sofort beim Namen zu nennen, da wo es passiert.

* Ich gehe davon aus, dass die Bischofskonferenz zu diesem Thema am Donnerstag eine Erklärung abgibt, über die ich Sie dann in der Abschlusspressekonferenz informiere.

* Mir ist das Thema so wichtig, dass ich unseren Papst Benedikt XVI. bei meinem Besuch im März von mir aus darauf ansprechen werde.

[summary]

Archbishop Robert Zollitsch apologized to victims of sexual abuse at the beginning of the German Bishops Conference spring meeting. This is the first time he has spoken on the scandal.

During his speech, the archbishop said he is deeply shocked by the allegations. He said he wanted to emphasize that sexual abuse of minors is always a heinous crime as was noted by Pope Benedict. He apologized to all those who were victims and said abuse within church space is particularly serious because children and adolescents have a special confidence in the priest. There should be no abuse, particularly within the church.

A good and important step was made by the bishops eight years ago when bishops created guidelines on how sexual abuse cases would he handled, he said. Whenever there is a suspicion there was must a seamless and absolutely transparent explanation. He said he welcomes the actions by the Jesuits to take responsibility and to draw lessons from the failings of some priests.

The archbishop said the 2002 guidelines are important and form the basis of their actions. Concern for the victims must be paramount, he said.

 
 

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