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  Missbrauchsvorwürfe Belasten Franz-Sales-Haus

Der Westen
February 22, 2010

http://www.derwesten.de/staedte/essen/Missbrauchsvorwuerfe-belasten-Franz-Sales-Haus-id2624803.html

GERMANY -- Das „Franz Sales Haus“ ist nicht einfach nur ein Behinderten-Heim. Es ist ein mittelgroßes Unternehmen, hat 800 Angestellte und 20 Standorte. 1500 Menschen mit Behinderungen werden betreut. Es gibt Wohngruppen, Werkstätten, professionelle Arbeitsmarkt-Integration, ein eigenes Berufskolleg und einen Reitstall. Als das Haus im Frühjahr 2009 seinen 125. Geburtstag feierte, kam NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Allseits gelobt wurde unentwegt die „Lebensfreude“, die allgegenwärtig sei.

Das renommierte „Franz Sales Haus“ muss sich mit einem neuen Missbrauchs-Vorwurf auseinandersetzen. Die Tat liegt rund 40 Jahre zurück. Bei dem heutigen Leiter des Hauses, Günter Oelscher, hat der Verdacht „persönliche tiefe Betroffenheit“ ausgelöst.

Jetzt droht ein dunkler Schatten der Vergangenheit, den hervorragenden Ruf des Hauses zu gefährden. Ein ehemaliger Bewohner des „Franz Sales Hauses“, der Ende der Sechziger Jahre für rund dreieinhalb Jahre an der Steeler Straße untergebracht war, hat sich am Telefon dem heutigen Direktor Günter Oelscher anvertraut. Oelscher: „Er sagt, er ist damals als Jugendlicher von einem Angestellten des Hauses sexuell missbraucht und erniedrigt worden.“

„Ohne Rücksicht auf Verantwortliche“

Längst arbeite der Angestellte nicht mehr im „Franz Sales Haus“; es sei derzeit unklar, ob er überhaupt noch lebe. Oelscher, der am gestrigen Sonntag angab, vor rund einer Woche erstmals mit dem Mann telefoniert zu haben, kündigte an, den Fall „mit aller Entschiedenheit, Offenheit und ohne Rücksicht auf Verantwortliche“ aufzuklären.

Warum der mögliche Fall ausgerechnet jetzt ans Licht kommt, ist offen. Derzeit gibt es eine Vielzahl von überregionalen Veröffentlichungen zum Thema Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen. Sie könnten den ehemaligen Bewohner des „Franz Sales Hauses“ dazu bewogen haben, seine eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Oelscher: „Er wollte Kopien aus seinen Akten haben.“

Einmal zuvor ist das „Franz Sales Haus“ in negative Schlagzeilen geraten: Der frühere Leiter der Einrichtung, ein Priester, trat im Sommer 2002 zurück. Er hatte zugegeben, während seiner Zeit als Kaplan einen Jugendlichen missbraucht zu haben. Bereits damals wurde betont, dass die eigentlichen Vorgänge nichts mit dem „Franz Sales Haus“ zu tun haben.

„Seit Anfang der Neunziger Jahre keine sexuellen übergriffe“

„Wir haben das genau aufgearbeitet“, sagt Oelscher. „Was wir heute mit Sicherheit sagen können, ist: Es hat in diesem Haus seit Anfang der Neunziger Jahre keine sexuellen übergriffe gegeben.“ Gleichwohl könne er nicht ausschließen, dass es in den Sechziger Jahren mehrere Fälle wie den gegeben hat, der jetzt als Verdacht im Raum steht.

Beim „Franz Sales Haus“ zog man 2002 weitere Konsequenzen: Nie mehr, so hieß es, sollte ein Geistlicher die Führung des Hauses übernehmen. Deshalb holte man Günter Oelscher. Er ist studierter Betriebswirt, hat eine Zusatz-Ausbildung in Sonderpädagogik. Oelscher hat eigenen Angaben zufolge bereits Kontakt mit der Ruhr-Uni Bochum aufgenommen: Am dortigen Geschichts-Lehrstuhl gebe es Experten zum Thema Kinderheime.

„Ich habe die Ruhr-Uni beauftragt, die Geschichte des Hauses auf diesen Aspekt hin zu untersuchen.“ So hat der jüngste Vorwurf, ganz gleich, wie man zu ihm stehen mag, schon eine handfeste Konsequenz: Entstehen wird eine Dokumentation über eine Zeit, über die womöglich noch längst nicht alles gesagt und geschrieben worden ist.

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The Franz Sales House is more than just a wheel-chair accessible home. It is a medium-sized business with 800 employees and 20 locations. Fifteen hundred people with disabilities are cared for there. Franz Sales has group homes, workshops and professional labor market integration, a private vocational college and a riding stable.

Now a darker shadow from the past threatens to jeopardize the reputation of the organization. A former resident of the Franz Sales House told Director Gunter Oelsch that as a teen-ager during the 1960s he was sexually abused and humiliated by an employee. He lived there for three-and-a-half years. The employee has not worked there in years.

In the summer of 2002, a priest resigned from Franz Sales. He admitted that he abused a young person during it time as chaplain. Oelsch said they can say with certainty there have been no sexual assaults at the house since the early 1990s.

 
 

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