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  Ex-messdiener Brechen Schweigen: Von Kaplan Missbraucht

volksfreund
February 23, 2010

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Immer mehr Missbrauchsfalle in der katholischen Kirche kommen ans Licht: Obwohl ein Kaplan in den 1960er Jahren einen Jugendlichen in einer Eifel-Pfarrei sexuell missbraucht hatte, wurde er in eine Pfarrei in Trier versetzt. Dort soll er ehemalige Messdiener sexuell missbraucht haben.

Trier/Gerolstein. Die Berichterstattung uber sexuellen Missbrauch hat auch traumatische Erinnerungen von sechs ehemaligen Messdienern einer Trierer Pfarrei hervorgeholt: "Nach der Messe befingerte der Kaplan uns Ministranten im Genitalbereich", sagt ein Mann, der in der Region Trier lebt und anonym bleiben mochte. "Wir waren fassungslos!" Der sexuelle Missbrauch habe in der Sakristei stattgefunden. "Einigen machte er auch das Angebot, ihn aufs Zimmer zu begleiten." Der Missbrauch sei ein offenes Geheimnis unter den Ministranten gewesen. Heute wei? der Mann, der das berichtet, dass sich einige Betroffene damals erfolglos ihren Eltern anvertraut hatten. Als Erwachsener glaubt er, die Grunde der Eltern, die Beschwerden ignorierten oder verdrangten, zu kennen: "Die Autoritat dieses kirchlichen Wurdentragers war unantastbar!" Fatal sei gewesen, dass der Kaplan sehr charismatisch gewesen sei. Der Ex-Ministrant schildert ihn als jugendlich, dynamisch, "einer, der als sehr fortschrittlich galt und alltagstauglich predigte".

Nicht nur in der Kirche hatten die Katholiken mit ihm zu tun: Er war auch Religionslehrer und Fu?balltrainer. Die Pfarreien-Mannschaft habe mehr Zuschauer herbeigelockt als die Spiele der Mannschaft des Sportvereins. "Wir hatten keine Chance, Gehor zu finden, wir Kinder waren mit dem sexuellen Missbrauch auf uns alleine gestellt." Nach Jahrzehnten des Schweigens haben die betroffenen Ex-Messdiener Kontakt miteinander aufgenommen, "um uber das Erlebte zu sprechen und um die Aufklarung voranzutreiben". Auf TV-Anfrage teilte Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums Trier, mit, dass es in den Akten keine Hinweise auf Missbrauchsfalle in der betroffenen Pfarrei gebe. "Allerdings ergibt die Aktenlage, dass es auf der ersten Kaplansstelle des Beschuldigten im heutigen Vulkaneifelkreis zu einem Fall sexuellen Missbrauchs gekommen ist." Das habe der damals 31-Jahrige auch gestanden.

Aus diesem Fall seien damals allerdings keine Konsequenzen gezogen worden, sagt Pralat Rainer Scherschel, Beauftragter des Bistums Trier fur sexuellen Missbrauch. "Das war sicher ein schwerer Fehler", raumt Scherschel ein.

Der geburtige Saarlander wurde nach dem regularen Ende seiner Kaplanszeit Pfarrer im heutigen Eifelkreis Bitburg-Prum. Nachdem er in dem Ort eine Frau geschwangert und geheiratet hatte, schied er 1973 aus dem Priesteramt aus, die Familie zog weg. Zuvor soll es aber auch in dieser Pfarrei zu Ubergriffen gekommen sein. "Er konnte seine Finger nicht an sich halten", erinnert sich ein Einwohner, "vor allem junge Madchen mussten vorsichtig sein." Dass der "Herr Pastor" sich damals auch an Jungen des Dorfs vergriffen habe, sei ihm jedenfalls nicht zu Ohren gekommen, sagt der Eifeler.

Der Bistumsbeauftragte Scherschel sagt, dass das Bistum eine luckenlose Aufklarung moglicher Missbrauchsfalle wolle: "Fur Fehler in der Vergangenheit konnen wir uns nur entschuldigen."

Bei den ehemaligen Ministranten wirkt der sexuelle Missbrauch nach: Ein Ministrant verspurt "eine unglaubliche Wut", wenn er an das Geschehene denkt.

Und: "Geblieben ist ein generelles Misstrauen gegenuber der Institution Kirche." Extra Anlaufstelle: Menschen, die im Bistum Trier Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester oder hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche geworden sind, konnen sich an den Beauftragten fur sexuellen Missbrauch beim Bistum Trier, Pralat Rainer Scherschel, wenden. Telefon: 0651/7105-220, Oder auch per E-Mail: rainer.scherschel@bgv-trier.de

 
 

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