BishopAccountability.org
 
  Schuldbekenntnis Der Bischofe: Aufruf an Missbrauchsopfer

Die Press
March 5, 2010

http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/544538/index.do?_vl_backlink=/home/index.do



Kardinal Schonborn: „Scham und Trauer“ uber Umgang mit Taten. Gleichzeitig verwahrte er sich gegen Pauschalverdachtigungen gegen Priester, Laien oder die Kirche als Ganze.

WIEN (d.n.). Osterreichs Bischofe haben sich gleichsam ihr Bu?ergewand ubergeworfen. Sie haben eingestanden, dass in der Vergangenheit Fehler im Umgang mit den Tatern sexuellen Missbrauchs begangen wurden und ein Vierpunkteprogramm beschlossen, mit dem der Kampf gegen Missbrauch verscharft werden soll. Opfer sexuellen Missbrauchs werden ausdrucklich aufgerufen, sich an die Ombudsstellen der Diozesen zu wenden (Wien, Tel.: 01/319 664 524).

„Falle von sexuellem Missbrauch wurden oft verschwiegen. Fur solche Vorkommnisse kann es nur Reue, Bitte um Vergebung und Bemuhen um Heilung der Wunden geben. Leider wurden in der Vergangenheit zu Unrecht in der Kirche die Tater oft mehr geschutzt als die Opfer. Mit Scham und Trauer stellen die Bischofe fest, dass sich erst in den letzten Jahren in der Kirche in Osterreich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass bei Missbrauchsvorwurfen nichts anderes zahlt als die Wahrheit.“ Diese Erklarung hat am Freitag Kardinal Christoph Schonborn als Vorsitzender des Episkopats verlesen.

Die Fruhjahrstagung der Bischofe in St.Polten und auch die Pressekonferenz einen Tag nach Abschluss der Beratungen waren entgegen den ursprunglichen Planungen ganz im Zeichen der Missbrauchsfalle gestanden, die zuletzt vor allem in Deutschland publik wurden. Bis zur Sommerkonferenz in Mariazell soll eine Projektgruppe aus Experten, deren Namen Schonborn nicht nennen wollte („Sie sollen in Ruhe arbeiten konnen“), ein detailliertes Gesamtkonzept zum noch wirksameren Umgang mit Fallen sexuellen Missbrauchs ausarbeiten.

Die vier Eckpunkte, die die Bischofe vorgeben, im Detail („Die Presse“ hat uber die Grundzuge der Beschlusse bereits exklusiv in ihrer Freitag-Ausgabe berichtet):

Erarbeitung osterreichweit gultiger Standards und Regeln; Basis soll das „Wiener Modell“ mit einer personell breit aufgestellten Ombudsstelle und einem Regulativ zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs sein;

Zusammenarbeit der Ombudsstellen uber die Grenzen der Diozese hinweg;

Einbindung aller Orden in die Zustandigkeit der Anlaufstellen fur Opfer;

Verstarkung der Pravention durch Aus- und Weiterbildung der kirchlichen Mitarbeiter (unabhangig davon, ob angestellt oder ehrenamtlich).

Schonborn bekraftigte die heutige Praxis beim Auftauchen eines Verdachts gegen einen Kirchenmitarbeiter: Zunachst erfolge die sofortige Dienstfreistellung bis zum Ablauf der Verfahren. Bei einer Verurteilung folgt fur einen Priester ein kirchenrechtliches Verfahren in Rom, an dessen Ende die Ruckversetzung in den Laienstand stehen kann – und auch manchmal tatsachlich steht. Wie erst ganz aktuell in dieser Woche bei einem Priester, der eine mehrjahrige Gefangnisstrafe abzubu?en hatte. Das entsprechende Dekret aus dem Vatikan platzte in die noch tagende Bischofskonferenz.

Gleichzeitig verwahrte sich Schonborn gestern gegen Pauschalverdachtigungen gegen Priester, Laien oder die Kirche als Ganze. Dies sei als ungerechtfertigt zuruckzuweisen. Er raumte ein, dass gerade fur die katholische Kirche hohe ethische Anspruche gelten, an denen sie zu Recht gemessen werde. Umso mehr wolle sie mit allen in der Gesellschaft zusammenarbeiten, um Missbrauch zu verhindern. Und ganz gegen Ende seiner Ausfuhrungen zu diesem Themas konnte sich der Kardinal einen Hinweis nicht versagen: Die meisten Falle sexuellen Missbrauchs fanden im familiaren Umfeld und in anderen Bereichen au?erhalb der Kirche statt.

Ubrigens: Indirekt hat der Kardinal den „Presse“-Recherchen recht gegeben, wonach es im Vorjahr acht Falle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Osterreichs gegeben hat. Die (spater) von der Erzdiozese Wien genannte Zahl von osterreichweit 17 Fallen im Jahr 2009 seien in den Medien missverstanden worden. Da seien auch blo?e Verdachtsfalle, die sich als unrichtig herausgestellt hatten, mitgezahlt worden, so Schonborn.

Zum „Presse“-Bericht uber die Pfarrgemeinderatsstudie (Zukunftsangste der Mitarbeiter, absolute Mehrheit gegen den Zolibat) merkte der Erzbischof an, es gebe eine „ganz hohe Zufriedenheit“ unter den 30.000 Ehrenamtlichen. Der Kongress der Pfarrgemeinderate von 13. bis 15. Mai in Mariazell sei ein Zeichen der Dankbarkeit und Ermutigung.

[summary]

Austrian bishops have admitted their past errors in dealing with perpetrators of sexual abuse and have a plan in which the fight against abuse will be strengthened. Victims of abuse are explicitly encouraged to contact the ombudsman for the Vienna diocese at Vienna, Tel: 01/319 664 524.

The bishops said they regret that sexual abuse was often concealed. In the past, the bishops said perpetrators were often more protected than the victims. The statement was read out on Friday by the bishops who have been meeting at St. Polten for their spring meeting. Cardinal Christoph Schonborn is chairman of the episcopate.

Between now and the summer meeting in Mariazell, a group of experts who Schonborn did not name will prepare a detailed overall plan for more effectively deal with cases of sexual abuse.

The bishops want development of standards and rules for Austria which is expected to be based on the "Vienna Model" with a staff of ombudsmen and regulations to prevent sexual abuse. The ombudsmen will be the point of contact for victims. Prevention will be strengthened through education and training of church workers, whether they are employeed or volunteer their services.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.