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  Auch Ordensschwestern Vergingen Sich an Ihren Zoglingen

Die Presse
March 11, 2010

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Die Niederlande und Deutschland setzen auf externe Ermittler und neue Gesetze.

Den Haag/Berlin.Nicht nur Priester und Patres haben Kinder sexuell missbraucht – auch Nonnen stehen zunehmend unter Verdacht. In den Niederlanden, wo sich binnen weniger Tage mehr als 350 Opfer sexueller Ubergriffe Geistlicher gemeldet haben, werden Ordensschwestern beschuldigt, sich an kleinen Buben vergangen zu haben.

In einem Bericht des „Telegraaf“ schildert ein heute 63-Jahriger, wie er mit knapp elf Jahren von Nonnen in der katholischen Internatsschule „De Munt“ in Tegelen nahe der Grenze zu Deutschland sexuell missbraucht wurde.

Auch in dem Zwischenbericht der Berliner Anwaltin Ursula Raue, die im Auftrag der Jesuiten Missbrauchsfalle aufklart, finden sich unter den Beschuldigten Frauen. Schwere Vorwurfe erhebt au?erdem ein fruheres Heimkind der Einrichtung „Sancta Maria“ in Wannsee gegen eine Nonne der Hedwigschwestern – die Frau berichtet, uber sechs Jahre hinweg mit Schlagen auf das nackte Gesa?, intimen Korperpflegeritualen und unangemessenen Beruhrungen traktiert worden zu sein.

Erziehung mit Gewalt

Erziehungsmethoden mit Schikanen und Schlagen waren in den 50er- und 60er-Jahren nicht nur an kirchlichen Einrichtungen gang und gabe. Dass aber ebenfalls Frauen ihre Schutzlinge nicht nur geschlagen, sondern auch sexuell missbraucht haben sollen, verstort die Offentlichkeit besonders, da dies dem Bild des fursorglichen Muttertyps vollig entgegensteht. Aber der Missbrauch werde „von Mannern wie Frauen begangen“, so der Berliner Sozialpadagoge Manfred Kappeler. Unzahlige ehemalige Heimkinder, mannliche wie weibliche, haben ihm gegenuber davon Zeugnis abgelegt.

Aufsehen erregte in dem Zusammenhang ein Leitartikel im gestrigen „Osservatore Romano“, in dem die Historikerin Lucetta Scaraffia die These vertritt, Frauen seien eher bereit, Kinder und Jugendliche vor Missbrauch zu verteidigen. Scaraffia macht den Ausschluss von Frauen aus kirchlichen Leitungsamtern mitverantwortlich fur die Missbrauchsskandale. Gro?ere weibliche Prasenz in der Entscheidungsebene hatte wohl „den Vorhang mannlicher Verschwiegenheit“ angesichts derartiger Verbrechen zerrissen.

In den Niederlanden hat nun die Bischofskonferenz den Opfern ihr „tiefes Bedauern“ ausgesprochen und eine „breite, externe und unabhangige“ Untersuchung angeordnet. Geleitet wird diese vom fruheren Vorsitzenden des niederlandischen Parlaments und Ex-Burgermeister von Den Haag, Willem Joost (64, Christdemokrat).

Die meisten Falle gehen auf die 50er- und 60er-Jahre zuruck, ab den 70ern wurden die katholischen Internate in den Niederlanden geschlossen, das letzte 1981. Rund ein Viertel der hollandischen Bevolkerung ist katholisch.

Neue Gesetze in Vorbereitung

In Deutschland, wo die Lawine losgetreten wurde, die nun auch Nachbarlander uberrollt, will Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) noch vor der Sommerpause eine Verlangerung der zivilrechtlichen Verjahrungsfrist von Missbrauchsfallen in die Wege leiten, Familienministerin Kristina Schroder (CDU) will die Auflagen bei der Anstellung von Erziehern verscharfen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wurde fur nachste Woche ins Justizministerium geladen; am heutigen Freitag halt Zollitsch in Rom ein Krisentreffen mit Papst Benedikt XVI. ab. Dieser beklagte indes am Donnerstag einen „Teufelskreis“ von Glaubensschwund und Verlust eines Sundenbewusstseins. Die „lustbezogene“ Gegenwartskultur helfe keineswegs bei der Unterscheidung zwischen Gut und Bose oder der „Reifung eines Sinns fur die Sunde“.

 
 

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