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  Missbrauchsfalle Ohne Ende

NZZ
March 11, 2010

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/medien/missbrauchsfaelle_ohne_ende_1.5195283.html

Nach Deutschland gibt es auch in Osterreich immer mehr Enthullungen uber zum Teil Jahrzehnte zuruckliegende Missbrauchsfalle. Sogar bei den weltberuhmten Wiener Sangerknaben soll es sexuellen Missbrauch gegeben haben.

(sda/dpa) Zwei ehemalige Chormitglieder der Wiender Sangerknaben berichteten der Zeitung «Der Standard» von sexuellen Ubergriffen und ubertriebenen Disziplinarmassnahmen in den 60er und 80er Jahren. Es habe eine «Terror- und Angstatmosphare geherrscht», sagten die heute 33 und 51 Jahre alten Betroffenen.

Einer der Manner, der als Orthopade und Chirurg in Berlin arbeitet, erzahlte von Duschritualen unter Anwesenheit der «Prafekten» genannten Erzieher. Diese hatten nackten Schulern Tipps gegeben, wie sie sich die Genitalien waschen sollten. Zudem wurde er selbst als Neunjahriger von einem alteren Schuler zu oralem Sex gezwungen.

Rucktritte und Amtsenthebungen

Gleichzeitig wurden weitere Falle innerhalb der katholischen Kirche Osterreichs bekannt. Neben den Missbrauchsfallen in Salzburg – wo ein Erzabt zurucktrat – und in Vorarlberg gab es am Mittwoch und Donnerstag auch Vorwurfe gegen kirchliche Einrichtungen in Oberosterreich und der Steiermark.

Im Stift Kremsmunster bei Linz werfen fruhere Klosterschuler mehreren Geistlichen vor, sie in den 1980er Jahren vor anderen gedemutigt, geschlagen und sich an ihnen vergriffen zu haben. Das Stift entschuldigte sich am Mittwoch bei den Betroffenen, drei beschuldigte Geistliche hatten die Vorwurfe bestatigt und seien ihres Amtes enthoben worden.

In der Oststeiermark soll ein Pfarrer in den 1970er und 1980er Jahren bis zu 20 Knaben und Madchen bei Firm- und Nachhilfestunden sexuell missbraucht haben. Der im Burgenland als Priester tatige Mann legte am Mittwoch sein Amt nieder. Er gab die Vorwurfe in einem Interview mit der Wochenzeitung «Falter» zu.

Ansturm auf Beratungsstellen

Bei den Beratungsstellen fur Opfer sexuellen Missbrauchs meldeten sich deutlich mehr Menschen als sonst, berichteten osterreichische Medien. Der Kardinal und Wiener Erzbischof Christoph Schonborn forderte eine genaue Ursachenforschung fur sexuellen Missbrauch und erwahnte in diesem Zusammenhang erstmals auch den Zolibat.

Die Kirche in Osterreich kratzt sogar am Tabu-Thema Zolibat: Man musse die Opfer vor die Tater stellen und Schuld beim Namen nennen, schrieb Schonborn in einem Kommentar fur ein Mitarbeitermagazin der Kirche. Es sei notwendig, nach den Ursachen sexuellen Missbrauchs zu fragen.

Immer mehr Falle in deutschem Internat

Auch das Ausmass des sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule im sudhessischen Heppenheim wird immer grosser. «Wir wissen inzwischen von 33 Betroffenen», sagte Direktorin Margarita Kaufmann am Donnerstag. Der Zeitraum reiche inzwischen von 1966 bis 1991.

Bisher war das deutsche Elite-Internat von 24 Schulern in den 1970er und 80er Jahren ausgegangen. Inzwischen wurden acht ehemalige Lehrer verdachtigt. Fast 40 Prozent der Missbrauchten seien Madchen gewesen. Das Alter der Opfer reiche von 10 bis 19 Jahren.

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More and more revelations about past abuse are coming to light. Two former members of the Vienna Chamber Boys' Choir told of sexual assault and excessive use of disciplinary measures during the 1960s to 1980s. They told of an atmosphere of terror and fear.

One of the men, who worked as an orthopedic surgeon and surgeon in Berlin, told of shower rituals in the presence of the prefect. Naked students were given tips on how they should was their genitals. The man said he was forced into oral sex by an older student.

Other cases are also reported within the Catholic Church in Austria. Allegations have been made against clergy in Salzburg, Vorarlberg, Upper Austria and Styria.

 
 

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