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  Missbrauch in der Kirche: "Können nie Garantie Abgeben"

Die Presse
March 12, 2010

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AUSTRIA -- Angesichts der Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche hält Kardinal Schönborn Selbstmitleid für "unangebracht". Die Kirche plant bei der Prävention weitere Maßnahmen.

"Es muss uns zuerst um das Leid der Opfer und nicht um die eigene Befindlichkeit gehen", sagte Kardinal Christoph Schönborn am Freitag. Angesichts der Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche hält er Selbstmitleid für "unangebracht".


Es sei ihm klar, dass alle Menschen, die sich aktiv zur katholischen Kirche bekennen und für die Missbrauchsfälle keine Verantwortung tragen, mit schmerzlicher Kritik und Anfeindungen konfrontiert würden. Aber: "Das sind 'Peanuts' im Vergleich zu dem, was die Missbrauchsopfer oft ein Leben lang zu ertragen haben", so der Kardinal. Die Kirche stelle sich der Realität von Missbrauchsfällen. Man wolle offen und ehrlich damit umgehen und nichts vertuschen.

Weitere Maßnahmen bei Prävention

"Wir können nie eine Garantie abgeben, aber wir können alles Menschenmögliche versuchen, damit so etwas nicht wieder vorkommt", so Schönborn. Die diözesanen Ombudsstellen sollen in Zukunft besser vernetzt werden und besser mit zivilen Organisationen, die sich um Missbrauchsopfer und Täter kümmern, zusammenarbeiten. Die Kirche plane auch hinsichtlich der Prävention von Missbrauchsfällen weitere Maßnahmen.

Gesellschaftliches Problem

Das Thema Missbrauch sei "auch ein gesellschaftliches Problem, nicht nur ein kirchliches", sagte Schönborn. Dies entschuldige Missbrauchsfälle in der Kirche freilich in keiner Weise: "Dass die katholische Kirche besonders kritisch angesehen wird, liegt an den hohen moralischen Ansprüchen, die sie stellt." Diskussion über den Zölibat

Zur aktuell gewordenen Zölibatsdebatte sagte der Kardinal: "Wenn der Zölibat der Grund für sexuellen Missbrauch wäre, dürfte es überall dort, wo es den Zölibat nicht gibt, auch keinen Missbrauch geben." Er selbst habe nicht den Zölibat infrage gestellt.

Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser spricht sich für eine Diskussion über den Zölibat aus. "Die Zeiten und die Gesellschaft haben sich verändert. Und deswegen wird die Kirche überlegen müssen, wie sie diese Lebensform weiterpflegen kann, oder was sie verändern muss", sagte Kothgasser am Donnerstagabend in der ORF-Sendung "Salzburg heute".

Der Erzbischof bedauerte, dass die Kirche in der Vergangenheit Fehler bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen begangen habe, "das müssen wir leider Gottes sagen." Nach dem Bekanntwerden des Falles Groer habe man aber schon versucht, Dinge aufzuklären und ihnen auf den Grund zu gehen: "Es ist aber noch nicht die nötige Offenheit da. Es gibt noch immer eine gewisse Scheu, die aber unbedingt überwunden werden muss, wenn wir unsere Glaubwürdigkeit nicht verlieren wollen."

 
 

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