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  Missbrauch: Justiz Ermittelt in Salzburg Und Oo

Die Presse
March 17, 2010

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Der Missbrauch in Kremsmunster und ein neuer Fall im Salzburger Stift Michaelbeuern beschaftigen nun die Polizei und die Justiz. In der Steiermark ist Medienberichten zufolge ein neuer Fall aufgetaucht.

Nach den zahlreichen Missbrauchsvorwurfen in ganz Osterreich haben nun die Behorden in Salzburg und Oberosterreich Ermittlungen aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelt in einem konkreten Fall: Ein mittlerweile 58-jahriger Mann soll von 1963 bis 1970 von einem Monch der Benediktiner-Abtei Michaelbeuern (Flachgau) mehrfach sexuell missbraucht, gezuchtigt und geschlagen worden sein. Das Opfer erstattete am 12. Marz 2010 Anzeige bei der Polizeiinspektion Lenzing (OO), teilte die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, Barbara Feichtinger, am Dienstag mit.

Der Abt des Stiftes habe gegenuber der Polizei erklart, er wisse von Anschuldigungen gegen das ehemalige Klostermitglied. Der Erzieher, Lehrer und Beichtvater sei schon 1970 wegen solcher Vorwurfe zu einer mehrjahrigen Haftstrafe verurteilt worden und habe das Kloster verlassen, zitierte Feichtinger die Angaben des Abtes. Die Staatsanwaltschaft wird sich nun den alten Gerichtsakt ansehen und prufen, ob der Fall des ehemaligen Zoglings mitverhandelt worden ist. Wenn nicht, werde gepruft, ob der Fall verjahrt ist. Die Staatsanwaltin nimmt an, dass sich noch weitere Missbrauchsopfer bei den Behorden melden werden.

Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ist noch ein zweiter Fall von mutma?lichem Kindesmissbrauch anhangig, der erst vergangenen Februar bekanntgeworden war. Ein Ordenspriester in der Erzdiozese Salzburg soll einen siebenjahrigen Buben durch Vorzeigen des Geschlechtsteils und Fotos "sittlich gefahrdet" haben. Es wird noch ermittelt.

Ermittlungen zu Kremsmunster

Auch in Oberosterreich ermitteln nach den Missbrauchsvorwurfen gegen funf Patres des Stiftes Kremsmunster (Bezirk Kirchdorf) nun die Staatsanwaltschaft Steyr und das Landeskriminalamt (LKA). Vorlaufig geht es um drei Beschuldigte, denen Ubergriffe aus den Jahren 1993 bis 1997 zur Last gelegt werden. Ob sich dieser Kreis noch ausweitet, werden die Ermittlungen zeigen, wie Staatsanwalt Andreas Pechatschek mitteilte.

Einer der Patres von Kremsmunster habe am Montag eine schriftliche Sachverhaltsdarstellung an die Polizei ubergeben, erklarte Pechatschek. Das LKA werde nun die "kriminalistische Kleinarbeit" durchfuhren und Beschuldigte, Opfer sowie Zeugen befragen. Zwei Opfer seien in der Sachverhaltsdarstellung namentlich festgehalten, wie viele Geschadigte es gibt, sei derzeit nicht abzuschatzen, so der Staatsanwalt. Bei den Vorwurfen gegen die Patres handle es sich teils um sexuell motivierte Handlungen, teils um andere Gewaltanwendung.

Geklart werden muss noch die Frage, ob bzw. welche Straftatbestande schon verjahrt sind. Bei Sexualdelikten beginne eine zehnjahrige Frist erst mit der Volljahrigkeit des Opfers, bei anderen sei der Strafrahmen ausschlaggebend, erklarte Pechatschek. Au?erdem verjahre eine Tat nicht, wenn der Tater weiter straffallig werde. Zudem seien die gesetzlichen Bestimmungen seit 1993 mehrfach geandert worden, so der Staatsanwalt.

Neuer Missbrauchsvorwurf in der Steiermark

Wie die Wochenzeitung "Falter" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, ist ein neuer Fall in der Steiermark bekannt geworden, obwohl ihn die Kirche jahrelang vertuscht hat. Der Pfarrer soll in den 1980er Jahren mehr als ein Dutzend Kinder und Jugendliche missbraucht haben, berichten sechs Missbrauchsopfer und ein betroffenes Elternpaar. Die Kirche habe mehrfach gegen den Geistlichen ermittelt, die Untersuchungen fallen gelassen und ihn dann versetzt, hei?t es in dem Bericht.

Krisensitzung hinter verschlossenen Turen

Die nach dem Bekanntwerden von immer mehr sexuellen Ubergriffen und Gewalt von der Diozese Innsbruck angekundigte "Konferenz" mit Verantwortlichen der Ordensgemeinschaften hat am Dienstag hinter verschlossen Turen statt gefunden. Die Orden seien dazu aufgerufen worden, die Aufklarung von Fallen von sexuellem Missbrauch und Gewalt innerhalb von kirchlichen Einrichtungen aktiv anzugehen, erklarte Franz Stocker, Sprecher der Diozese Innsbruck.

Generalvikar Jakob Burgler hatte sich am Montag erneut mit einer schriftlichen Stellungnahme an die Medien gewandt. Darin kundigte er die Konferenz an, in der "ein gemeinsames effektives Vorgehen" geplant werden solle. In einigen kirchlichen Einrichtungen des Innsbrucker Diozesangebietes habe es sexuelle Ubergriffe an Kindern und Jugendlichen gegeben, bekraftigte Burgler in seiner Stellungnahme.

Uberdies sei es zu "erzieherischer Gewalt in einem Ausma?" gekommen, "das weit uber die Gewalt fruher ublicher Erziehungsmethoden hinausging". Das hatten bisher eingetroffene Mitteilungen klar gemacht, die Einrichtungen von Ordensgemeinschaften und auch das Bischofliche Studienheim Paulinum in Schwaz betrafen. Er bedauere diese Vorkommnisse zutiefst und bitte im Namen der Diozese die Betroffenen um Verzeihung.

Betroffene wurden ersucht, sich entweder bei den jeweiligen kirchlichen Einrichtungen oder bei der Ombudsstelle der Diozese Innsbruck zu melden (Tel. 0 512 / 2230-2120, hans.tauscher@dibk.at). Die Diozese Innsbruck strebe eine umfassende und entschlossene Aufklarung an, erklarte Burgler. Dies werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Wahrnehmen wurden diese Aufgabe die Diozese bzw. die jeweiligen Institutionen mit Hilfe einer Expertenkommission. Dieser Kommission sollen Fachleute aus dem juridischen und psychotherapeutischen Bereich angehoren.

Platter: Uber Entschadigung nachdenken

Der Tiroler Landeshauptmann Gunther Platter (OVP) hat nach den zuletzt bekanntgewordenen Missbrauchsfallen der katholischen Kirche empfohlen, uber Formen der Entschadigung nachzudenken. Die Verantwortlichen mussten sich mit den "Opfern auseinandersetzen", argumentierte Platter am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Regierungssitzung.

"Ich mahne Aufklarung ein und rate der Kirche, nicht zu mauern", betonte der Landeshauptmann. Die derzeitige Situation mache in "sehr betroffen". Dennoch musse man anmerken, dass es sich bei diesen Verfehlungen, um die Taten von einzelnen Personen gehandelt habe.

[summary]

Authorities in Salzburg and Upper Austria are conducting criminal investigations after numerous allegations of abuse have been made. The Salzburg prosecutor is investigating for a man, now 58, who from 1963 to 1970 was abused by a monk at the Michaelbuern Benedictine Abbey. He was flogged and beaten. The victim reported the incidents on March 12 with the Lenzing police department in Upper Austria.

The monastery abbot told police he knew of allegations against a former abbey member. The educator, teacher and confessor was convicted in 1970 to several years in prison and left the monastery. The prosecutor will now look at the old judicial decision and consider whether the new allegation can be prosecuted of if it is time-barred.

Salzburg prosecutors are looking at a second case of suspected abuse known since February. A priest in the Salsburg archdiocese is said to have abused seven boys.

In Upper Austria, allegations have been made against five priests in the Kremsmunster monastery. The attacks are alleged to have happened between 1993 and 1997. Prosecution will show whether more are involved. One of the monks on Monday presented a written statement of facts to police.

A new case has been made known in Styria though it was concealed for years by the church. The minister during the 1980s abused more than a dozen children and adolescents, according to six victims and parents.

Because of the disclosures, the Innsburck diocese on Tuesday held a closed-door meeting with leaders of religious communities. The orders were called to help tackle investigation of sexual abuse within their institutions.

 
 

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