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  Missbrauchsfall Im Verantwortungsbereich Von Zollitsch

Badische Zeitung
March 19, 2010

http://www.badische-zeitung.de/freiburg/hat-robert-zollitsch-einen-missbrauchsfall-vertuscht--28550688.html

Vorwurfe im Missbrauchsskandal gegen Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch.

Im Missbrauchsskandal in der katholische Kirche werden schwere Vorwurfe gegen den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch erhoben. Er soll vor knapp 20 Jahren nur zuruckhaltend auf einen Fall sexueller Gewalt reagiert haben. Die Erzdiozese weist das zuruck.

Dabei handelt es sich um Vorgange in der Schwarzwaldgemeinde Oberharmersbach. Der dortige Gemeindepfarrer Franz B. soll in den 80er- und fruhen 90er-Jahren Kinder sexuell missbraucht haben. Nachdem Geruchte daruber aufgekommen waren, hatte Robert Zollitsch als damaliger Personalreferent des Erzbistums den Pfarrer im Juni 1991 in den vorzeitigen Ruhestand geschickt mit der Auflage, sich von Kindern und Jugendlichen fernzuhalten.

Auf das Einschalten der Staatsanwaltschaft verzichtete Zollitsch. Im Nachhinein begrundet das Ordinariat dies mit damals fehlenden Beweisen. Erst vier Jahre spater habe sich ein Opfer gemeldet. Danach sei der Pfarrer erneut mit den Vorwurfen konfrontiert worden. Kurze Zeit spater habe dieser sich das Leben genommen.

Vorwurfe gegen Zollitsch

Wegen seines Verhaltens im Missbrauchsfall von Oberharmersbach sieht sich Zollitsch inzwischen Vorwurfen ausgesetzt. "Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht gegen einen Toten. Fur uns ist die Sache erledigt." Mit diesen Worten habe Zollitsch im Sommer 1995 einen Anrufer abgewiesen, der kurz nach dem Suizid des fruheren Gemeindepfarrers Hilfen fur die Missbrauchsopfer eingefordert habe, hei?t es in einem Schreiben eines Oberharmersbacher Burgers an Erzbischof Zollitsch. Der Brief liegt der Badischen Zeitung vor.

Tatsachlich nahm die Kirche seinerzeit erst zweieinhalb Monate spater in einem Gottesdienst offiziell Stellung, entschuldigte sich fur die Taten des Pfarrers und bot finanzielle Hilfe zur therapeutischen Betreuuung der Opfer an. Ihre Zahl wurde spater mit 17 benannt.

Der Generalvikar der Erzdiozese, Fridolin Keck, wies am Freitag den Vorwurf zuruck, im Missbrauchsfall von Oberharmersbach sei unzulanglich gehandelt und vertuscht worden. Wer das behaupte, surfe auf der aktuellen Kirchen-Kritik-Trendwelle. Dass es ein solches Telefonat im Jahr 1995 gegeben habe, konne man nicht bestatigen, erklarte das bischofliche Ordinariat in einer Stellungnahme an die Badische Zeitung.

Untersuchung in Kommission

Uber die Frage des richtigen Umgangs mit Missbrauchsfallen wird derzeit innerhalb und au?erhalb der Kirche heftig debattiert. "Wo kein wirklicher Aufklarungswille vorhanden war und Tater einfach nur versetzt wurden, mussen wir in einer ganzen Reihe von Fallen gestehen, dass vertuscht worden ist", hatte erst am Mittwoch der Missbrauchsbeauftragte der Katholischen Kirche in Deutschland, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, gemahnt.

Grundsatzlich werden Hinweise auf sexuellen Missbrauch im zweitgro?ten Bistum der Bundesrepublik von einer Kommission untersucht, der kunftig auch die fruhere Sozialministerin des Landes Baden-Wurttemberg, Barbara Schafer-Wiegand angehoren wird. Auch das gab das Erzbistum am Freitag bekannt. In Oberharmersbach will die Kirche erneut gezielte Hilfsangebote unterbreiten.

Hirtenbrief des Papstes

Derweil hat Papst Benedikt XVI. den mit Spannung erwarteten Hirtenbrief zum Missbrauchsskandal unterzeichnet. Veroffentlicht wird er aber erst an diesem Samstag. Primar soll sich das Schreiben an die Kirche in Irland richten. In Deutschland wird erwartet, dass sich der Papst auch zu den hiesigen Fallen au?ert.

Die Deutsche Bischofskonferenz verscharft ihre Leitlinien. Die von den bayerischen Bischofen am Donnerstag beschlossene Meldepflicht soll bald in allen Bistumern gelten. Dann muss jeder Verdacht auf sexuellen Missbrauch Minderjahriger der Staatsanwaltschaft angezeigt werden.

 
 

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