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  Zollitsch Entschuldigt Sich Bei Missbrauchsopfern

By Reinhard Bingener
FAZ
March 19, 2010

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, hat sich am Montag erstmals zu den bekanntgewordenen Missbrauchsfallen in der katholischen Kirche geau?ert und dabei einen Zusammenhang mit der Kirchenlehre zuruckgewiesen. Missbrauch sei kein systemisches Problem der Kirche und habe „nichts mit dem Zolibat und nichts mit der Sexuallehre der Kirche zu tun“, sagte Zollitsch zu Beginn der Fruhjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Freiburg. „Es ist eine Frage, wie ein Mensch veranlagt ist.“

Zollitsch zeigte sich erschuttert uber die Missbrauchsfalle; sie seien abscheuliche Verbrechen, fur die er sich bei allen Opfern entschuldige. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz forderte eine „luckenlose und absolut transparente Aufklarung“ und lobte das Vorgehen des Jesuitenordens in dieser Frage. Die im Jahr 2002 von der Bischofskonferenz zum Thema Missbrauch verabschiedeten Leitlinien bezeichnete er als „unverandert wichtig“; sie seien eine bewahrte Grundlage kirchlichen Handelns.

Zollitsch sagte, die Kirche wunsche, dass die staatlichen Behorden so schnell wie moglich eingeschaltet wurden. An den Leitlinien wird bemangelt, dass die Vorschriften zur Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften zu lax seien. Zollitsch kundigte an, die Leitlinien zu uberprufen. Dabei werde man auch uber Anderungen sprechen. „Wir werden uns dem Problem stellen.“ Er schlage vor, eine Arbeitsgruppe einzusetzen.

Zur luckenlosen Aufklarung aufgefordert

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte die katholische Kirche in der Zeitschrift „Spiegel“ zu einer luckenlosen Aufklarung aufgefordert und vorgeschlagen, einen Runden Tisch mit Vertretern von Kirche, Staat und Opfern einzurichten. Sie kritisierte zudem den Augsburger Bischof Walter Mixa: Es sei „wenig hilfreich, wenn sich einige Verantwortliche wie Bischof Mixa hinter polemischen Ausfluchten verstecken, statt zur Sachaufklarung beizutragen“. Bischof Mixa hatte in der Zeitung „Augsburger Allgemeine“ gesagt, die „sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjahrigen gefordert wurde“, sei am Phanomen des sexuellen Missbrauchs „sicher nicht unschuldig“. Erzbischof Zollitsch sagte dazu, „es sei zu schnell zu sagen, die sexuelle Revolution sei schuld“. Es sei aber durchaus moglich, dass sie zu einer „Verminderung der Hemmschwelle“ beigetragen habe.

Ausgehend von der Veroffentlichung von Missbrauchsfallen an dem von Jesuiten getragenen Canisius-Kolleg in Berlin wahrend der siebziger und achtziger Jahre, sind in den vergangenen Wochen bislang mehr als hundert Falle von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen in der katholischen Kirche bekanntgeworden. Der Rektor des Kollegs, Klaus Mertes, der den Missbrauch offentlich gemacht hatte, klagte uber ein jahrzehntelanges „Schweigen und Vertuschen des Systems“ in der Kirche und au?erte die Hoffnung, „dass das derzeitige System erneuert wird“.

 
 

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