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  Missbrauchsopfer Bereiten Klage Gegen Katholische Kirche Vor

Der Standard
March 19, 2010

http://derstandard.at/1268701042263/Entschaedigung-Missbrauchsopfer-bereiten-Klage-gegen-katholische-Kirche-vor

Fur die Kirche in Osterreich wird es eng: Entweder man greift tief in die Klingelbeutel, oder es droht der Gang vor den Kad

Missbrauchsopfer haben sich jetzt erstmals zusammengeschlossen und planen rechtliche Schritte gegen die Kirche: Ihr Anwalt fordert bis zu 80.000 Euro Entschadigung pro Opfer

Fur den Wiener Anwalt Werner Schostal ist es "einfach eine Schweinerei, was da in den letzten Jahren und Jahrzehnten innerhalb der katholischen Kirche passiert ist". Die deutlichen Worte machen schnell klar, warum der Advokat derzeit intensiv an den rechtlichen Details zu einem Prazedenzfall feilt: Erstmals haben sich jetzt kirchliche Missbrauchsopfer aus ganz Osterreich zusammengeschlossen, um gemeinsam rechtliche Schritte gegen die katholische Kirche hierzulande zu unternehmen.

Konkret wurde der Verein "Opfer kirchlicher Gewalt" gegrundet, dem aktuell zehn Mitglieder angehoren. Der Hintergrund der Vereinsgrundung ist ein rechtlicher. Schostal: "Es gibt zwei Varianten: ein 'Sammelklage-Verein', wobei die Mitglieder ihre Anspruche an den Verein abtreten und dieser dadurch klagslegitimiert ist. Oder es klagen Einzelpersonen nebeneinander, und diese Klagen werden aber letztlich, etwa aus Grunden der Verfahrensokonomie, gemeinsam gefuhrt." Prinzipiell wolle man aber die katholische Kirche in Osterreich nicht mit unzahligen Klagen "in die Knie zwingen". Schostal: "Zunachst machen wir einmal die Anspruche au?ergerichtlich geltend. Zeigt sich die Kirche nicht kompromissbereit oder sind die angebotenen Zahlungen zu gering, dann bringen wir die Klage ein."

Diese wurde sich primar gegen die Schadiger, aber auch gegen die katholische Kirche als "ubergeordnete Organisation" richten.

Vonseiten des Vereins "Opfer kirchlicher Gewalt" hat man jedenfalls konkret auch eine Klage gegen zwei Bischofe ins Auge gefasst: den Eisenstadter Diozesanbischof Paul Iby und den Grazer Altbischof Johann Weber. Hintergrund durfte sein, dass auch Opfer jenes obersteirischen Pfarrers, der in den spaten 1970er- und 1980er-Jahren bis zu zwanzig Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht oder belastigt hatte und bis Anfang Marz im Burgenland tatig war, unter den klagswilligen Vereinsmitgliedern sind.

"Die besten Chancen rechne ich mir aber beim unmittelbaren Schadiger aus. Spannend wird da die Frage der Verjahrung: Die strafrechtliche Verjahrung, wenn es bei einem sexuellen Missbrauch zu einem Geschlechtsverkehr kam, betragt 20 Jahre. Wenn jemand strafrechtlich verurteilt wird, dann nur, wenn es noch nicht verjahrt ist. Und dann kann man gegen die Person auch zivilrechtlich vorgehen - da verjahrt der Anspruch erst nach 30 Jahren". Schostal geht aber davon aus, dass sich unter den "hunderten Opfern", die sich dem Verein anschlie?en werden, etliche Falle sind, die noch nicht verjahrt sind.

Und es muss vonseiten der Kirche ordentlich Geld flie?en, um eine drohende Klage abwenden zu konnen. Schostal: "Wir lassen uns nicht mit 20.000 Euro abspeisen. Das ware schlicht und einfach lacherlich. Was diesen Leuten widerfahren ist, ist einfach ein absoluter Wahnsinn. Das muss der Kirche entsprechend Geld wert sein. Im Fall eines jahrelangen Missbrauchs sind 80.000 Euro mehr als angemessen." (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.2.2010)

[summary]

Abuse victims have joined together for the first time and are planning legal actions against the Catholic Church. A lawyer is calling for 80,000 euros in compensation for each victims. Viennese lawyer Werner Schostal said the situation is a mess that has gone for for decades within the church.

 
 

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