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  Papst Hofft Auf Bu?e, Heilung Und Erneuerung

Focus
March 20, 2010

http://www.focus.de/panorama/welt/missbrauchsskandal/missbrauchsfaelle-papst-hofft-auf-busse-heilung-und-erneuerung_aid_491333.html

Der Hirtenbrief des Papstes zu den Missbrauchsfallen wird veroffentlicht

Der Brief ist geschrieben, der Inhalt unbekannt. Die erste Stellungnahme des Papstes zum Missbrauchskandal ist ausschlie?lich an Katholiken Irlands adressiert. Opferverbande, Therapeuten und Politiker gehen bereits in Angriffsposition.

Am Samstag will der Vatikan einen Hirtenbrief des Kirchenoberhaupts an die irischen Katholiken zu den dortigen Missbrauchsfallen veroffentlichen. Der Papst hofft nach eigenen Worten, dass der Brief zum Prozess der „Bu?e, Heilung und Erneuerung“ beitragt.

Der irische Opferverband forderte eine klare Entschuldigung des Papstes. Benedikt XVI. musse in dem Schreiben „klar und unmissverstandlich“ deutlich machen, dass die Kirche bis zur „hochsten Ebene“ von den Missbrauchsfallen gewusst habe, erklarte der fuhrende irische Opferverband One in Four am Freitag.

„Bewusste Politik der Vertuschung“

Die Organisation verlangte, dass der Papst eine „bewusste Politik der Vertuschung“ durch die Amtskirche eingestehe. Laut einem im Auftrag der Regierung in Dublin erstellten Untersuchungsbericht verheimlichten katholische Wurdentrager in Irland jahrzehntelang Vergewaltigungen und Misshandlungen von Minderjahrigen durch Geistliche. Insgesamt ist von 14 500 Missbrauchsopfern die Rede.

Uber den Inhalt des Hirtenbriefes war in den vergangenen Tagen viel spekuliert worden. Das Rundschreiben ist das erste offizielle Dokument des Vatikan zum sexuellen Missbrauch durch Geistliche. Obwohl sich das Schreiben an die Glaubigen in Irland richtet und dort in den Sonntagsgottesdiensten verlesen wird, entfaltet die Botschaft ihre Wirkung fur die gesamte katholische Kirche.

Unklar war, ob Papst Benedikt in dem Hirtenbrief auch direkt Bezug auf die Missbrauchsskandale in Deutschland und weiteren Landern nehmen wurde. Seit Ende Januar sind weit mehr als hundert Missbrauchsfalle in den meisten der 27 deutschen Bistumer ans Licht gekommen.

Psychotherapeut erhebt schwere Vorwurfe

Im Skandal um sexuellen Missbrauch im Munchner Erzbistum erhob der Psychotherapeut Werner Huth schwere Vorwurfe gegen die katholische Kirche. Mehrmals habe er die Bistumsleitung davor gewarnt, einen aus Essen nach Munchen versetzten padophilen Pater in der Jugendarbeit einzusetzen, sagte Huth dem „Tagesspiegel“. Auch in der Amtszeit von Joseph Ratzinger – dem heutigen Papst Benedikt XVI. – als Munchner Erzbischof von 1977 bis 1981 habe er seine Bedenken leitenden Geistlichen vorgetragen, darunter auch einem Weihbischof, sagte der Psychotherapeut. Die Warnungen seien ignoriert worden. Der heute 80-jahrige Huth hat als Psychiater und Psychotherapeut unter anderem sexuelle Storungen behandelt und war lange Berater fur die katholische und die evangelische Kirche.

Tater zeigt keine Einsicht

Er sei entsetzt gewesen, als er erfahren habe, dass der padophile Pater bis vor zwei Jahren Gemeindepfarrer gewesen sei und Ministranten betreut habe. „Um Gottes willen“, zitiert die Zeitung Huth, der Geistliche „hatte unter keinen Umstanden mit Kindern etwas zu tun haben durfen“. Der Mann habe „weder genugend eingesehen, dass er ein Problem hat, noch dass eine Therapie sinnvoll ist“, sagte Huth weiter.

Der betreffende Priester war erst am vergangenen Montag vom Dienst suspendiert worden. Dem zuletzt als Tourismusseelsorger eingesetzten Geistlichen sei jede Kinder- und Jugendarbeit untersagt gewesen, aber er habe sich „nachweislich nicht an die Auflagen gehalten“, hatte das Erzbischofliche Ordinariat Anfang der Woche mitgeteilt.

Mehrheit fur Abschaffung des Zolibats

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) ermahnte die katholische Kirche unterdessen, rasch und umfassend mit den Strafverfolgungsbehorden zusammenzuarbeiten. „Die Ankundigung der bayerischen Bischofe, in Zukunft jeden Verdachtsfall der Staatsanwaltschaft zu melden, ist ein wichtiger Schritt“, sagte die FDP-Politikerin im Interview des „Hamburger Abendblatts“. Jetzt komme es darauf an, dass diese Regelung schnell von allen Diozesen ubernommen und angewendet werde.

Laut dem ARD-Deutschlandtrend vom Freitag ist die uberwaltigende Mehrheit der Bundesburger fur eine Abschaffung des Zolibates in der katholischen Kirche. Bei der Umfrage von Infratest Dimap au?erten 87 Prozent der 1000 Befragten die Ansicht, dass das Eheverbot fur das Priesteramt nicht mehr zeitgema? sei. Neun Prozent halten die Verpflichtung zur sexuellen Enthaltsamkeit fur sinnvoll. Gleichwohl sind 88 Prozent der Ansicht, Missbrauch sei auch au?erhalb kirchlicher Einrichtungen wie Schulen, Vereinen oder Familien ein weit verbreitetes Problem.

 
 

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