BishopAccountability.org
 
  «Ich Bedauere Aufrichtig»

Stern
March 21, 2010

http://www.stern.de/politik/deutschland/benedikts-hirtenbrief-ich-bedauere-aufrichtig-1552394.html

GERMANY -- Papst Benedikt XVI. hat den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche «aufrichtig bedauert», ohne allerdings die Fälle in Deutschland konkret anzusprechen.

In seinem mit Spannung erwarteten Hirtenbrief an die katholische Kirche in Irland drückte der Papst, an die Opfer und ihre Familien gewandt, «im Namen der Kirche offen die Schande und die Reue aus, die wir alle fühlen». Hohe Kirchvertreter in Deutschland und Irland werteten das am Samstag in Rom veröffentlichte Papier als ersten Schritt in die richtige Richtung und lobten die «Entschiedenheit» des Papstes. Laien- und Opferverbänden zeigten sich hingegen enttäuscht. Click here to find out more!

«Erkennt Eure Schuld öffentlich an, unterwerft Euch der Rechtsprechung», lautet die Forderung des Kirchenoberhauptes an die Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht haben. «Ihr habt das Vertrauen, das von unschuldigen jungen Menschen und ihren Familien in Euch gesetzt wurde, verraten und ihr müsst Euch vor dem allmächtigen Gott und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten», erklärt Benedikt. «Wir alle leiden als Folge der Sünde unserer Mitbrüder.»

Den irischen Bischöfen wirft er vor, dass einige darin versagt hätten, die seit langem bestehenden Vorschriften des Kirchenrechts zum sexuellen Missbrauch von Kindern anzuwenden. Nach schwerwiegenden Fehlurteilen sollten die Bischöfe jetzt weiterhin mit den staatlichen Behörden kooperieren. Transparenz und Aufrichtigkeit müssten auch in der Kirche oberstes Gebot sein. Benedikt kündigte einige konkrete Initiativen zum Umgang mit dem Skandal in Irland an.

Der Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch verstand das Papier als klare Weisung auch an Deutschland. Es habe «Geltung für die ganze Kirche und ist eindeutig eine Botschaft auch an uns in Deutschland», erklärte Zollitsch in Bonn. Das Zentralkomitee der Katholiken in Deutschland betonte, die äußerungen könnten helfen, auch hierzulande die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Der Sonderbeauftragte der deutschen katholischen Kirche zur Aufklärung der Missbrauchsfälle, Bischof Stephan Ackermann, sagte: «Die Entschiedenheit, mit der der Papst die Vorgänge und die Untaten beim Namen nennt und auch Aufklärung erwartet - das ist doch sehr deutlich und das werden wir uns auch entsprechend zu Herzen nehmen.» Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle strich heraus, dass Benedikt deutlich gemacht habe, dass sexueller Missbrauch kein rein irisches Problem sei. «Für die Kirche in Deutschland empfinde ich das Hirtenwort als Bestärkung, den Weg der konsequenten Aufklärung und Aufarbeitung weiter zu gehen», sagte Trelle.

Reformbewegungen sowie Opfer- und Laienverbänden sehen das anders. Ihnen geht das Schreiben nicht weit genug. Die Initiative «Wir sind Kirche» bedauerte, dass der Papst in seinem Hirtenbrief «nicht kirchliche Strukturen, sondern gesellschaftliche Tendenzen für das verstörende Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern verantwortlich machen will». Zudem sei es nicht ausreichend, als konkrete Initiativen nur traditionelle spirituelle Wege, aber keine strukturellen Verbesserungen - etwa in der Zölibatsfrage - vorzuschlagen. Der Brief vermittele den Eindruck, es gehe dem Papst hauptsächlich um das Ansehen der Kirche, sagte «Wir sind Kirche»- Sprecher Christian Weisner.

Die «Initiative Kirche von unten» (IKvu) warf dem Papst vor, in seinem Hirtenbrief an die irischen Katholiken bei «verbaler Betroffenheit« stehen zu bleiben. Er verweigere den Blick auf die strukturellen Ursachen und ruhe sich auf der Einzeltäterthese aus.

Scharfe Kritik kam auch aus Irland: Der Papst hätte vor allem die Art und Weise verurteilen sollen, wie die Kirche den Missbrauch systematisch und über Jahre verdeckt gehalten habe, sagte die Leiterin der Opfergruppe «One in Four», Maeve Lewis. «Papst Benedikt hat eine glorreiche Möglichkeit verstreichen lassen, den Kernpunkt des kirchlichen Missbrauchsskandals anzusprechen: Die absichtliche Politik der katholischen Kirche bis in die höchsten Ebenen, Missbrauchs-Täter zu beschützen und damit Kinder zu gefährden.» Opfer Andrew Madden sagte, er habe keine Bestätigung gebraucht, dass Missbrauch eine Straftat und Sünde ist.

Das Oberhaupt der irischen katholischen Kirche Kardinal Sean Brady, lobte indes am Samstag in einer Messe im nordirischen Armagh den Hirtenbrief als einen zentralen Schritt auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche. Er selber steht in der Kritik, weil er in den 1970er Jahren dabei gewesen sein soll, als zwei missbrauchte Kinder ein Schweigegelübde ablegen mussten. Immer wieder wird deshalb sein Rücktritt gefordert. Er selber hat angekündigt, darüber nachdenken zu wollen. «Lasst uns beten, dass dies jetzt der Beginn einer großen Zeit der Wiedergeburt der irischen Kirche wird», sagte der Kardinal am Samstag.

[summary]

Pope Benedict XVI said he regretted sexual abuse of minors in the Catholic Church but had no word on the cases in Germany.

Robert Zollitsch, chairman of the German Bishops' Conference, said he understood the letter as giving clear direction for Germany. The letter covered the scope for the whole church and clearly was a message for Germany, he said.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.