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  Augsburg: Bischof Walter Mixa Tritt Zuruck

Augsburger Allgemeine
April 21, 2010

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Augsburg: Bischof Walter Mixa hat seinen Rucktritt eingereicht. Bild: dpa

Bischof Walter Mixa hat am spaten Mittwochabend auf sein Amt verzichtet. Er werde Papst Benedikt XVI. seinen Rucktritt anbieten, erklarte der Augsburger Bischof. Die anhaltende offentliche Diskussion um seine Person habe in den vergangenen Wochen die Priester und Glaubigen im Bistum Augsburg schwer belastet.

Mit seinem Rucktritt wolle er dafur Sorge tragen, weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermoglichen. Wortlich sagte Bischof Mixa: „Ich tue diesen Schritt in unerschutterlichem Vertrauen auf die Gnade Gottes und hoffe zuversichtlich, dass der Vater im Himmel die Kirche von Augsburg in eine gute Zukunft fuhren wird.“

Zuvor hatte ihm der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, offentlich eine „vorubergehende raumliche Distanz“ zu seinem Bistum in einer „Zeit der geistlichen Einkehr“ nahegelegt. Alles spricht dafur, dass dieses in der jungeren deutschen Kirchengeschichte einmalige Vorgehen mit dem Berliner Apostolischen Nuntius und dem Vatikan abgestimmt war.

Bischof Mixa war vorgeworfen worden, als ehemaliger Stadtpfarrer von Schrobenhausen hauptsachlich in den 1970er und 1980er Jahren einige Heimkinder korperlich gezuchtigt sowie Stiftungsvermogen der katholischen Waisenhausstiftung Schrobenhausen veruntreut zu haben. Walter Mixa hatte bis zuletzt kategorisch bestritten, irgendwann schwere korperliche Gewalt gegenuber Kindern und Jugendlichen angewandt zu haben. Die angeblichen finanziellen Unregelma?igkeiten sollten seine Rechtsanwalte aufklaren.

In den letzten 24 Stunden vor seinem Rucktritt uberschlugen sich die Ereignisse. Vor Journalisten erhohte der Vorsitzende der Bischofskonferenz in Freiburg am Rande des bundesweiten „Freiburger Medienkreises“ den Druck auf den Augsburger Bischof. Mittags erklarte Zollitsch, zusammen mit dem Munchner Erzbischof Reinhard Marx rate er Bischof Mixa, wahrend einer vorubergehenden raumlichen Distanz „nach sehr erhitzten Wochen“ neue Krafte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken. Der Augsburger Diozesanrat der Katholiken gab gestern bekannt, angesichts zahlreicher Absagen seiner Mitglieder finde der Festgottesdienst zu seinem 40-jahrigen Bestehen, den ursprunglich Bischof Mixa zelebrieren sollte, am Samstag nicht im Dom statt.

Schon der Priesterrat des Bistums Augsburg hatte von Bischof Mixa in einer vierstundigen Sitzung am Montag die luckenlose Aufklarung aller Vorwurfe verlangt. Offen berichteten ihm die Priester von einer dramatisch verschlechterten Atmosphare unter den Glaubigen im Bistum. Mixa genie?e bei ihnen kein Vertrauen mehr. Einzelne Pfarrer hatten sich am vergangenen Wochenende in der Messe in ihrer Predigt fur einen Rucktritt des Bischofs ausgesprochen. Manche bezeichneten ihn sogar als einen Lugner.

Am Freitag hatte Mixa erstmals eingestanden, in seiner Zeit als Stadtpfarrer und Religionslehrer in Schrobenhausen von 1975 bis 1996 konne er nicht ausschlie?en, die „ein oder andere Watsch’n“ ausgeteilt zu haben. Vorher hatte Mixa immer beteuert, er habe „zu keinem Zeitpunkt“ korperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt. In dieser Hinsicht habe er „ein reines Herz“.

Sieben ehemalige Heimkinder des katholischen Kinderheims St. Josef in Schrobenhausen hatten in eidesstattlichen Erklarungen ausgesagt, sie seien vom damaligen Stadtpfarrer mit der Hand, mit der Faust und mit dem Stock ins Gesicht und auf den Hintern geschlagen worden. Der vom Kinderheim eingesetzte Sonderermittler bestatigte zum Teil diese Vorwurfe. Au?erdem stellte er „finanzielle Unregelma?igkeiten“ in der Buchhaltung der Waisenhausstiftung fest. Bezahlt worden sei aus deren Vermogen unter anderem ein Kupferstich fur 43 000 Mark, ein Bischofsring Mixas fur 3854,34 Mark sowie Wein fur 5386,51 Mark in der Zeit zwischen 1993 und 1996.

Nach der Erklarung von Zollitsch hauften sich gestern die Rucktrittsforderungen von Priestern, Laienorganisationen sowie von Landes- und Bundespolitikern. Der Vizeprasident des Bayerischen Landtags, Maget (SPD), sagte, Mixa fuge seiner Kirche Schaden zu. Deswegen sei ein Rucktritt zwingend erforderlich.

Bayerns Ministerprasident Horst Seehofer (CSU) au?erte sich dazu nicht. Daniel Wirsching und Alois Knoller

 
 

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