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  Einkehr Als Kehraus

Der Tagesspiegel
April 21, 2010

http://www.tagesspiegel.de/meinung/einkehr-als-kehraus/1806122.html

Walter Mixa hat lange die Zeichen der Zeit nicht erkannt, dabei hatte der Bischof sein Amt langst verwirkt. Jetzt hat er ein Einsehen und bietet dem Papst seinen Rucktritt an.

So also sieht ein Misstrauensvotum der Geistlichkeit aus. Was die beiden Erzbischofe Robert Zollitsch und Reinhard Marx, der eine Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, der andere Chef der bayerischen Bischofskonferenz, ihrem Augsburger Amtsbruder Walter Mixa geraten hatten, klang wie „Scher dich fort“. Nur feiner ausgedruckt: Er sollte „geistliche Einkehr und raumliche Distanz“ suchen. Da musste Mixa doch dem Papst seinen Rucktritt anbieten.

Mixa hat lange die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Er kann von den deutschen Amtsbrudern nicht seines Amts enthoben werden; das ist Sache Roms und dauerte lange. Aber man kann ihm auf die eine oder andere Weise den Amtsverzicht nahe legen. Die eine Weise ist offentlich geworden. Die andere war damit verbunden, nur nicht vor Aller Augen.

Der Augsburger Bischof hatte die Autoritat der beiden fuhrenden Katholiken infrage gestellt und sie damit herausgefordert. Das konnte nicht gut gehen. Weil keiner der beiden einen Autoritatsverlust erleiden wollte – und es nach dem Willen der deutschen wie auch der bayerischen Bischofskonferenz auch nicht sollte.

Was die beiden Erzbischofe als Person angeht, ist es so: Zollitsch hat durchaus Ansehen in der deutschen Bischofskonferenz, aber forsche Amtsbruder wie Marx machen ihm immer wieder Druck, sich zu behaupten und zu beweisen. Marx selbst kann wegen seiner Ambitionen auf die Nachfolge Zollitschs keine Schmalerung seines Rufs gebrauchen. Deshalb haben sie im Fall Mixa gemeinsame Sache gemacht.

Selbst Kardinal Meisner hatte sich von Mixa abgewendet

Den Amtsinhaber im Bund und seinen moglichen Nachfolger aus Bayern zu beschadigen – das hatten aber wiederum auch zwei weitere nicht geduldet, die, was die Macht angeht, sogar noch bedeutender sind: der Kardinal in Koln und der Papst in Rom. Aus dem Erzbistum Koln, dem „Rom des Nordens“, der zweitwichtigsten Diozese der Katholiken weltweit nach ebenjenem Rom, kam schon vorher die Kunde, dass Mixa aufgefordert wird, die Leitung seiner Diozese niederzulegen. Wenn sich nun ein so Konservativer wie Kardinal Joachim Meisner vom konservativen Mixa abwendet, war dessen Ende im Amt blo? noch eine Frage der Zeit. Denn Meisner ist auch in Rom einflussreich, beim deutschen Papst, den ins Amt zu bringen er ma?geblich geholfen hat. Und der Papst kann es sich nicht leisten, Mixa zu gestatten, dass er den deutschen katholischen Oberhirten noch mehr Schafchen vertreibt. Benedikt XVI. wird darum Mixa nicht halten.

Und zur Not war da ja auch noch die Politik. Bayerns Ministerprasident und hochster Christsozialer Horst Seehofer hat sich so sehr fur den Fall interessiert, dass er mit der bayerischen Bischofskonferenz sprechen wollte, ohne Mixa. Was Seehofer damit gesagt hat, ist klar. Hinzu kommt der Bundesminister der Verteidigung. Walter Mixa, von seinem Freund „Hasi“ einst „Monsi“ genannt, ist schlie?lich au?erdem Militarbischof. Da hatte der Herr zu Guttenberg ihm nur den Handschlag verweigern, gewisserma?en auf raumliche Distanz gehen mussen… Aber es gibt einen Trost fur Mixa: Bayern hat schone Kloster fur die geistliche Einkehr.

 
 

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