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  Mixa Wohnt Wieder Im Bischofspalais

Der Tagesspiegel
June 14, 2010

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/mixa-wohnt-wieder-im-bischofspalais/1858870.html

Bischof Mixa. - Foto: ddp

Rucktritt hin oder her: Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa wohnt wieder im Bischofspalais. Der Diozesanrat ist entsetzt.

Eines muss man Walter Mixa lassen. Gute Nerven hat der ehemalige Augsburger Bischof. Funf Wochen nach der Annahme seines Rucktrittsgesuchs durch den Vatikan ist 69-Jahrige wieder in seine Wohnung im Augsburger Bischofspalais zuruckgekehrt - so als ware nichts geschehen. Und naturlich sorgt dies fur neuen Wirbel um den streitbaren Kirchenmann. Entsetzt reagierte der Augsburger Diozesanrats-Vorsitzende Helmut Mangold: „Das ist extrem kontraproduktiv.“ Bistumssprecherin Kathi Marie Ulrich bemuht sich, den Vorgang herunterzuspielen. Es handele sich nur um eine Ubergangslosung, betonte sie am Montag.

Mit Kopfschutteln reagierte man auch bei der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ auf Mixas Ruckkehr in das Bischofspalais. Damit lasse Mixa erneut jedes Fingerspitzengefuhl vermissen, sagt „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner. Mixas Ruckkehr erschwere die dringend notige Beruhigung der Lage im Bistum Augsburg. Auch Mangold sagt: „Mit der Beruhigung im Bistum ist es jetzt wieder vorbei. Das ist ganz schlimm.“ In Anrufen hatten ihm etliche emporte Katholiken gesagt: „Das geht doch nicht.“

Am Samstagabend hatte Mixa wieder seine Wohnung im Bischofspalais gegenuber dem Augsburger Dom bezogen. Kirchensprecherin Ulrich bestatigte einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“. „Wo er seinen zukunftigen Wohnsitz nehmen wird, wird zeitnah geklart“, sagt Ulrich. Und hinter diesen diplomatischen Worten schimmert durch, dass man im Ordinariat nicht glucklich ist uber Mixas Comeback.

Markige Worte fand Mixas Augsburger Rechtsanwalt: „Er wohnt nach wie vor hier, zelten kann er nicht.“ Wie lange Mixa im Bischofspalais bleiben werde, sei dessen eigene Entscheidung, sagte der Anwalt der „Augsburger Allgemeinen“. Mangold nennt dies lacherlich. Auch ein Bischof musse doch in der Lage sein, eine Wohnung zu finden. Au?erdem habe Mixa seines Wissens einen weiteren Wohnsitz im oberbayerischen We?ling. Im Ubrigen habe auch das Bistum genugend Wohnungen, da hatte sich sicher etwas Passendes finden lassen, betonte Mangold.

Will Mixa den Rucktritt vom Rucktritt?

Mixa hatte am 21. April nach Prugel- und Untreuevorwurfen bei Papst Benedikt XVI. um seine Amtsentpflichtung gebeten, die offiziell am 8. Mai angenommen wurde. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwurfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prugelvorwurfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen aber weiter. Diese Vorgange sind strafrechtlich aber verjahrt.

Die Ruckkehr Mixas in das Bischofspalais durfte auch die Spekulationen wieder aufleben lassen, wonach Mixa sich im Vatikan angeblich um einen Rucktritt vom Rucktritt bemuhe. Kirchenrechtlich ware aber sowieso nur eine Neuernennung moglich - und die sei „schlechthin nicht vorstellbar“, wie ein Insider und Theologe in Rom zur causa Mixa sagt. „Wir haben ein vom Papst akzeptiertes Rucktrittsgesuch. Daran sollte man nicht mehr drehen“, sagte Mangold. Schlie?lich habe Papst Benedikt XVI. eine wohluberlegte Entscheidung getroffen. Das Augsburger Ordinariat macht an diesem Donnerstag einen

Betriebsausflug - da werden Mixas Wohnwunsche jedenfalls reichlich fur Gesprachsstoff sorgen.

Das Bistum wies unterdessen Berichte zuruck, Mixa sei das Opfer einer kircheninternen Intrige geworden und au?erte sich erstmals zu den naheren Umstanden des Rucktritts. Weihbischof Anton Losinger berichtete in der „Augsburger Allgemeinen“ uber den Ablauf des Rucktritts: Die Mitglieder der Bistumsleitung hatten Mixa am 21. April mit dem massiven Vertrauensverlust in der Diozese konfrontiert, mit dem enormen Anstieg der Kirchenaustritte und damit, dass selbst standfeste Stadtpfarrer in ihren Sonntagspredigten Mixa Lugen vorgeworfen hatten. Der Bischof habe daraufhin gesagt: „Wenn das so ist, musste ich ja zurucktreten“, zitierte Losinger den Bischof. „Und niemand hat ihm davon abgeraten.“ (dpa)

 
 

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