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  Vatikan Schweigt Zu Mixa

N-TV
June 21, 2010

http://www.n-tv.de/politik/Akte-Mixa-beim-Papst-article931365.html

Ein angebliches "Geheimdossier Mixa" belastet den zurückgetretenen Augsburger Bischof Mixa. Die Akte, in der Mixa Alkoholismus und sexueller Missbrauch junger Priester vorgeworfen wird, soll dem Papst bei der Entscheidung über das Rücktrittsgesuch vorgelegen haben.

Der Vatikan schweigt zum angeblichen "Geheimdossier Mixa", das laut Medienberichten den zurückgetretenen Augsburger Bischof mit Alkoholismus- und Missbrauchsvorwürfen schwer belasten soll. "Der Papst hat natürlich seine Entscheidung zum Rücktritt Walter Mixas auf der Basis von Informationen getroffen. Woher er diese bekommen hat, ist jedoch zweitrangig", erklärte Vatikansprecher Fedrico Lombardi.

Nach Berichten der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und der "Süddeutschen Zeitung" war eine geheime "Akte Mixa" am 27. April an den päpstlichen Nuntius in Berlin und dann nach Rom gegangen. Sie habe auch Papst Benedikt XVI. bei der Entscheidung über das Rücktrittsgesuch des umstrittenen Bischofs vorgelegen.

"Es ist klar, dass die Presse spekuliert, aber wir wollen zu diesen Spekulationen nicht auch noch beitragen", wollte Lombardi die Veröffentlichungen über Alkoholmissbrauch und sexuelle Übergriffe auf jüngere Priester durch Mixa nicht weiter kommentieren. Es gebe nichts Neues zu berichten, so Lombardi.

Am "Morgen danach" erst zur Beichte

In den Medienberichten ist von Zeugen aus dem engsten persönlichen Umfeld Mixas die Rede, deren Aussagen über seinen Lebenswandel dem Dossier beilägen. So gebe es Mitarbeiter, die den heute 69-Jährigen als "Spiegeltrinker" beschrieben, der seinen Alkoholpegel über den Tag hinweg halten müsse.

Der Beistand für Mixa hält sich bislang in Grenzen (Archivbild)

Andere Zeugen schilderten homosexuelle Übergriffe aus den 90er Jahren, "weiche Vergewaltigungen" des Bischofs in seiner Zeit als Stadtpfarrer, der "am Morgen danach erst zur Beichte ging, ehe er wieder die Messe zelebrierte", heißt es in der FAS. Außerdem soll Mixa Stiftungsgelder für Waisenkinder an eine in Rom lebende Person gesandt haben, die in einem Milieu verkehrte, mit dem man ihn nicht in Verbindung bringen sollte.

Anwalt: Quelle ist nebulös

Der Rechtsanwalt von Mixa, Gerhard Decker, teilte zu den neuen Vorwürgen dem katholischen Nachrichten-Portal "kath.net" mit: "Dass Teile der Presse Zugang zum Archiv des Vatikan oder des päpstlichen Nuntius haben, halte ich für eher unwahrscheinlich." Damit bleibe die Quelle ebenso nebulös wie das berichtete Geschehen.

"Das war schon bei der Missbrauchsanzeige gegen meinen Mandanten so, die zur eindeutigen Verfahrenseinstellung führte: Einer beruft sich auf den anderen und am Schluss war alles ein Missverständnis", erklärte der Mixa-Anwalt.

Am Rücktritt ändert sich nichts

Papst Benedikt XI. hatte am 8. Mai das am 21. April eingereichte Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs angenommen. Mixa war in der vergangenen Woche in einem Interview mit der "Welt" in die Offensive gegangen und hatte erklärt, er sei nur unter massivem Druck zurückgetreten. Dabei erhob er massive Vorwürfe gegen den Münchner Erzbischof Reinhard Marx und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

Woher der Papst seine Informationen über Mixa hat, ist nach Auffassung des Vatikans zweitrangig.

In einem Brief an den Vatikan drei Tage nach seinem Rücktritt hatte Mixa sein Rücktrittsangebot wieder zurückgezogen. Mix machte im "Welt"-Interview deutlich, dass er eine neue seelsorgerliche Aufgabe anstrebt. Der Vatikan hat zwischenzeitlich klargemacht, dass eine Rückkehr auf den Augsburger Bischofsstuhl nicht in Frage kommt. Im Juli wird Mixa aber ein Gespräch beim Papst bekommen.

Situation ist "vergiftet"

Die öffentliche Auseinandersetzung um Mixa hat nach Ansicht des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, zu "schwerem Schaden für Mixa und die katholische Kirche" geführt. Mit Mixas Interview sei eine neue Eskalation der Vorgänge eingetreten. "Das ist eine bittere Entwicklung, die zu einer vergifteten Situation führt", sagte Glück. Jetzt müsse mit Hilfe des Vatikans die ganze Angelegenheit um Mixa geklärt werden, sonst bleibe eine "unerträgliche Situation von Verdächtigungen und Vorwürfen".

Nach Auffassung des Diözesanrats soll Mixa das Bistum verlassen. "Das ist der einzig vernünftige Weg, wieder Ruhe in die Diözese zu bringen", sagte der Vorsitzende des Rates, Helmut Mangold. Nach Angaben aus Kirchenkreisen drängt die Spitze des Bistums gegenwärtig Mixa, das Bischofshaus möglichst schnell zu verlassen. Mixa war vor kurzem nach einem Schweizer Klinikaufenthalt überraschend ins Augsburger Bischofspalais zurückgekehrt.

 
 

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