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  Katholiken-Präsident Tief Besorgt Wegen Mixa-Debatte

The Welt
June 21, 2010

http://www.welt.de/aktuell/article8127978/Katholiken-Praesident-tief-besorgt-wegen-Mixa-Debatte.html

Die öffentliche Debatte um den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa belastet weiterhin die katholische Kirche in Deutschland. Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sprach am Montag von einem „schwerem Schaden für Mixa und die katholische Kirche".

Mixas Interview in einer Tageszeitung habe zu einer neuen Eskalation der Vorgänge geführt. „Das ist eine bittere Entwicklung, die zu einer vergifteten Situation führt", sagte Glück der Nachrichtenagentur dpa. Jetzt müsse mit Hilfe des Vatikans die ganze Angelegenheit um Mixa geklärt werden, sonst bleibe eine „unerträgliche Atmosphäre von Verdächtigungen und Vorwürfen".

Mixa war in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt" in die Offensive gegangen und hatte erklärt, er sei nur unter massivem Druck von Münchens Erzbischof Reinhard Marx und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zurückgetreten. In einem Brief an den Vatikan drei Tage nach seinem Rücktrittsangebot hatte Mixa dieses am 24. April widerrufen. Der Papst nahm den Rücktritt am 8. Mai dennoch an. Der Vatikan hat zwischenzeitlich klargemacht, dass für Mixa eine Rückkehr auf den Augsburger Bischofsstuhl nicht infrage kommt. Im Juli wird der 69-Jährige aber eine Audienz beim Papst bekommen.

Der Augsburger Diözesanrat forderte Mixa auf, das Bistum zu verlassen und sich einen Wohnsitz außerhalb davon zu suchen. „Das ist der einzig vernünftige Weg, wieder Ruhe in die Diözese zu bringen", sagte der Vorsitzende des Rates, Helmut Mangold, der Nachrichtenagentur dpa. Nach Angaben aus Kirchenkreisen drängt die Spitze des Bistums gegenwärtig Mixa, das Bischofshaus möglichst schnell zu verlassen. Mixa war vor kurzem nach einem Schweizer Klinikaufenthalt überraschend ins Augsburger Bischofspalais zurückgekehrt. Das Ordinariat in Augsburger erklärte, keine Stellungnahmen mehr zum „Fall Mixa" abgeben zu wollen.

Zu einem angeblichen „Geheimdossier Mixa", das laut Medienberichten den 69-Jährigen mit Alkoholismusvorwürfen und dem Vorwurf sexueller Annäherungen an Männer belasten soll, äußerte sich der Vatikan nicht. „Der Papst hat natürlich seine Entscheidung zum Rücktritt Walter Mixas auf der Basis von Informationen getroffen. Woher er diese bekommen hat, ist zweitrangig", erklärte Vatikansprecher Padre Fedrico Lombardi am Montag auf dpa-Anfrage.

Nach Berichten der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) und der „Süddeutschen Zeitung" (Montag) war eine „Akte Mixa" am 27. April an den päpstlichen Nuntius in Berlin und dann nach Rom gegangen. Sie habe auch Papst Benedikt XVI. bei der Entscheidung über das Rücktrittsgesuch des umstrittenen Bischofs vorgelegen.

In den Medienberichten ist von Zeugen aus dem engsten persönlichen Umfeld Mixas die Rede, deren Aussagen über seinen Lebenswandel dem Dossier beilägen. So gebe es Mitarbeiter, die den heute 69-Jährigen als „Spiegeltrinker" beschrieben, der seinen Alkoholpegel über den Tag hinweg halten müsse. Andere Zeugen sollen von homosexuellen Übergriffen Mitte der 1990er Jahre gesprochen haben. Außerdem soll Mixa laut FAS Stiftungsgelder für Waisenkinder an eine in Rom lebende Person aus fragwürdigem Milieu gesandt haben.

Mixas Rechtsanwalt Gerhard Decker (Augsburg) erklärte zu den Vorwürfen, er halte es mit den Grundsätzen des Rechtsstaates unvereinbar, sich auf angebliche Quellen zu berufen, die niemand nachprüfen kann. Die genannten Quellen seien „ebenso nebulös wie das berichtete Geschehen". Mixa könne und wolle sich zu den angeblichen Inhalten nicht äußern.

 
 

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