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  Papst Beendet " Eine Zeit Oft Maßloser Polemik" Im Fall Mixa

The Welt
July 2, 2010

http://www.welt.de/die-welt/politik/article8270931/Papst-beendet-eine-Zeit-oft-massloser-Polemik-im-Fall-Mixa.html

udienz bei Benedikt XVI.: Für den zurückgetretenen Augsburger Bischof gibt es keine Rückkehr ins Amt - Rüge für deutsche Glaubensbrüder

von Gernot Facius

Bonn/Rom - Mit dem Rückzug von Walter Mixa zu einer "Zeit des Schweigens, der Sammlung und des Gebets" wird aus vatikanischer Sicht ein Schlussstrich unter die seit Monaten schwelende, die katholische Kirche belastende Affäre um den früheren Augsburger Diözesanbischof gezogen. Bei dem Gespräch, zu dem der Geistliche gestern von Papst Benedikt XVI. in Rom empfangen worden ist, wurde nochmals die "Endgültigkeit" von Mixas am 8. Mai verkündetem Amtsverzicht bestätigt.

Für das Gespräch mit Mixa hatte Benedikt laut Radio Vatikan fast eine Stunde angesetzt, "mehr als für andere Audienzen dieses Tages". In der nach der Begegnung veröffentlichten vatikanischen Mitteilung kommt der Wunsch des Kirchenoberhaupts und seines Gastes zum Ausdruck, dass in dem von Spaltungstendenzen bedrohten Augsburger Bistum bald Ruhe einkehren möge. So wird die angekündigte "Zeit des Schweigens" als "Periode der Heilungen und der Versöhnung" definiert.

Danach werde Mixa wie andere emeritierte Bischöfe "für Aufgaben der Seelsorge im Einvernehmen mit seinem Nachfolger zur Verfügung stehen". Das bedeutet: Mixa wird seiner ehemaligen Diözese verbunden bleiben können.

In den vergangenen Wochen hatten Priester und Laienvertreter immer wieder verlangt, der abgelöste Oberhirte solle einen Wohnsitz außerhalb des Bistums nehmen, um den Prozess der innerkirchlichen Verständigung nicht zu stören. Das war auch der öffentlich geäußerte Wunsch der derzeitigen Bistumsleitung, der aber offenbar nicht durchzusetzen ist.

Auf jeden Fall erhält Mixa nicht, wie verschiedentlich spekuliert, vom Papst eine neue Aufgabe zugewiesen. Er wiederholte gestern seine Erklärung, dass er "Fehler und Irrtümer" begangen habe, die einen Rücktritt vom Augsburger Bischofsamt "unvermeidlich werden ließen". Gleichzeitig sprach Benedikt XVI. von "einer Zeit oft maßloser Polemik" in der Causa Mixa. Bemerkenswert ist seine Aufforderung an die deutschen Bischöfe, ihrem Mitbruder "mehr als bisher" Verständnis und Hilfe spüren zu lassen. Mixa hatte sich in einem WELT-Interview über wenig brüderliches Verhalten von Bischofskollegen beklagt.

Unterdessen ist die Diskussion über einen neuen Oberhirten für das Augsburger Bistum (rund 1,5 Millionen Katholiken) entbrannt. Das Domkapitel hat nach zuverlässigen Informationen Weihbischof Anton Losinger und Domkapitular Bertram Meier auf eine Vorschlagsliste gesetzt. Meier war vor mehreren Jahren aus dem vatikanischen Staatssekretariat nach Augsburg versetzt worden. Nach dem Bayernkonkordat hat der Papst weitgehend freie Hand bei der Besetzung des Bischofsstuhls. Er ist lediglich gehalten, aus den diversen Listen, die von den bayerischen Bistümern nach Rom geschickt werden, einen Kandidaten auszuwählen.

Anders als in den Diözesen, für die das Preußenkonkordat gilt, haben die Domkapitel in Bayern kein Wahlrecht. Schon unmittelbar nach Mixas Rücktritt war der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke für die Nachfolge ins Gespräch gebracht worden. Der ehemalige Benediktinerabt hat Fürsprecher in der Münchner Landesregierung, die der Vatikan bei der Ernennung eines neuen Oberhirten konsultieren muss. Auch eine spezifische "römische Lösung" wird auf dem Markt der Spekulationen gehandelt: Es fielen die Namen des Papstsekretärs Georg Gänswein, der aus der Erzdiözese Freiburg stammt, und des deutschen Kurienbischofs Josef Clemens vom Päpstlichen Laienrat. Der Abtpräses der Benediktiner, Notker Wolf, wurde ebenfalls genannt. Wolf, der jetzt sein 70. Lebensjahr vollendete, hat im WELT-Interview die Übernahme eines Bischofsamtes ausgeschlossen.

Auch der Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, Prälat Wilhelm Imkamp, hat öffentlich Ambitionen auf die Mixa-Nachfolge dementiert. Imkamp, ein Vertrauter von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis (Regensburg), die über gute Verbindungen in den Vatikan verfügt, gilt vielen in Augsburg wegen seiner streng konservativen theologischen Positionen als nicht vermittelbar.

Gewisse Chancen werden dagegen dem Fuldaer Weihbischof Karlheinz Diez, dem Münchner Domdekan Lorenz Wolf, der seit Kurzem das einflussreiche Katholische Büro Bayern leitet, gegeben. Daneben tauchen an der Spekulationsbörse auch drei weitere Augsburger Namen auf: Professor Franz Sedlmeier, Karlheinz Knebel (bis zu Mixas Rücktritt Generalvikar) und Bernhard Ehler, Sprecher des Priesterrates. Noch ungeklärt ist überdies, wer Walter Mixa auf dem Posten des katholischen Militärbischofs der Bundeswehr mit Amtssitz Berlin nachfolgt.

 
 

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