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  "Der Zolibat Ist Der Schlagendste Gottesbeweis"

By Paul Badde
Welt Online
July 10, 2010

http://www.welt.de/politik/deutschland/article8399715/Der-Zoelibat-ist-der-schlagendste-Gottesbeweis.html

Kardinal Meisner, Erzbischof von Koln, pladiert fur eine Reform der Kirche – und ist froh uber die Missbrauchs-Enthullungen.

Kardinal Joachim Meisner wei?, dass der Zolibat Priester zu Exoten macht. Er verteidigt ihn trotzdem

Welt am Sonntag: Wie sehr sind Sie entsetzt uber all das, was in Ihrer Kirche jungst geschehen ist?

Joachim Kardinal Meisner: Noch im Januar hatte ich mich eher einsperren lassen, als anzunehmen, dass das alles wahr ist. Dass es das auch bei unseren Priestern in Deutschland gibt, das war fur mich eine bittere Wahrheit. Das war ein furchtbarer Schock. Doch eigentlich bin ich auch bestatigt worden, dass dort, wo es um die Heiligung der Priester geht, sofort auch der Diabolos, der Durcheinanderbringer, die Gegenposition einnimmt – der dem Reich Gottes am Ende aber auch nur dienen kann. So ist es nun auch nur gut, dass diese Untaten endlich ans Licht gekommen sind.

Welt am Sonntag: Enttauscht hei?t, dass man eine Tauschung verloren hat. Hatten Sie sich zuvor uber den Zustand der Kirche getauscht?

Meisner: Ja, im ursprunglichen Sinn des Wortes bin ich hier tauschungslos geworden. Daruber bin ich ganz froh. Denn das hat mich ja auch noch einmal neu auf das Wesen des Priestertums hingewiesen. Das Wunder des Priestertums ist, dass es Gott gibt, dass er lebendig ist und dass er Menschen in seinen Dienst zieht, die mit ihrer Person, mit ihrem Leben, mit Haut und Haar Zeugnis geben durfen. Priester durfen keine Funktionare sein, die eine Sache verwalten. Wenn ihre Zeugniskraft verloren geht, dann haben Priester keine Begrundung mehr. Wo Priester zu Genossen des Antichristen werden, ist das eine schwere Sunde.

Welt am Sonntag: Was wird noch alles herauskommen?

Meisner: Ich hoffe zu Gott, dass die Talsohle erreicht ist. Schlimmer kann es nach meiner Vorstellung nicht mehr werden.

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Welt am Sonntag: Was sagen Sie verzweifelten Priestern?

Meisner: Mir haben manche von ihnen gesagt: Nun lassen Sie das Thema, wir horen es permanent und sind ja selbst tief beschamt. Ich habe das naturlich immer angesprochen, wenn wir als Priester zusammen waren. Aber ich habe auch den Eindruck, dass die Glaubigen mit den Fu?en abstimmen. Wir haben noch nie eine so intensive Karwoche gehabt mit solch einer gro?en Beteiligung wie in diesem Jahr. Der Kolner Dom war in der Osternacht voller als zu Weihnachten und so auch Pfingsten! Es war kaum noch reinzukommen in den Dom. Oder jetzt zu Fronleichnam. Da habe ich den Leuten bei der Schlussfeier gesagt: Wir lagen in den letzten Monaten und Wochen buchstablich in der Gosse. Wenn Menschen feiern, gelingt das aber nur, wenn der Gegenstand ihrer Feier gro?er ist als sie selbst. Wir haben heute Christus gefeiert. Wir gehoren nicht in die Gosse. Wir gehoren in die Nahe des Herrn.

 
 

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