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The Zeit
July 16, 2010

http://www.zeit.de/2010/29/C-Seitenhieb

Blick auf die Odenwaldschule in Heppenheim

Die Odenwaldschule muss die Missbrauchsopfer entschadigen

An der Odenwaldschule, die vergangene Woche ihr hundertjahriges Jubilaum beging, haben Padagogen schwere Schuld auf sich geladen. Unter der Vorspiegelung der Erziehung zur Freiheit und der Hinwendung zum Einzelnen haben Lehrer und auch Lehrerinnen Schuler auf perfideste Weise manipuliert, um sie sexuell auszubeuten. Andere haben an dem einstigen Vorzeigeinternat der Reformpadagogik die Augen vor den Taten ihrer Kollegen verschlossen oder diese gedeckt. Viele von ihnen hatten keine padagogische Ausbildung, jenseits des Odenwalds hatten sie es schwer gehabt. Um die Schule und ihre Arbeitsplatze zu schutzen, ubten sie Verrat an den Kindern. Internatsleiter haben Schuler, die die Missstande anprangerten, unter Vorwanden der Schule verwiesen.

Nur wenige Opfer sprechen uber das, was ihnen widerfahren ist. Was sie berichten, ist erschutternd. Dass sie an der Schule dazu erzogen wurden, mit Erwachsenen ins Bett zu gehen, und dies viele Jahre fur normal hielten. Sie beschreiben, wie der ehemalige Schulleiter Gerold Becker, der vergangene Woche verstorben ist, ihnen mit seinen Ubergriffen jeden Tag die Wurde nahm. Von uber sechzig Jungen und Madchen, die an der Odenwaldschule zum Teil Furchterliches erlitten haben, wei? man.

Ehemalige und die Juristinnen, die an der Aufarbeitung beteiligt sind, glauben, dass viel mehr Schuler missbraucht wurden. Diese brauchen finanzielle Hilfe. Geld fur Therapien, die die Krankenkassen Jahre spater nicht mehr einfach bewilligen, oder Geld zum Leben, weil das Erlittene sie aus der Bahn geworfen hat. Allen, auch denen, die das Geschehene uberwunden haben, sollte die Schule Schmerzensgeld zahlen, Verjahrung hin oder her. Bis zu diesem Jahr hat die Odenwaldschule es versaumt, den heillosen Missbrauch aufzuklaren. Der neue Vorstand treibt dies voran. Doch Aufarbeitung reicht nicht.

Die Wurde der Opfer muss endlich an erster Stelle stehen. Verkauft die Schule, und gebt den Opfern das Geld! Wer das Geld nicht will, moge es weitergeben an Hilfsorganisationen und die vielen anderen Opfer sexueller Gewalt. Die Schule konnte so ihre Schuld auf achtenswerte Weise eingestehen und versuchen, Wiedergutmachung zu leisten.

 
 

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