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  Ein Skandal Zieht Kreise

The Domradio
August 31 2010

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Chronologie zum Thema Missbrauch an katholischen Einrichtungen

Die katholischen Bischofe stellen heute ihre uberarbeiteten Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche vor. Seit Mitte Januar erschuttert der Missbrauchsskandal die katholische Kirche in Deutschland. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Stationen der Entwicklung aus den vergangenen Monaten.

Mitte Januar 2010: Der Leiter des Canisius-Kollegs der Jesuiten in Berlin, Pater Klaus Mertes, informiert in Briefen rund 500 Schuler der „potenziell betroffenen“ Abiturjahrgange 1975 bis 1983 uber mogliche Missbrauchsfalle. Er entschuldigt sich fur „ein Wegschauen“ im Lehrerkollegium und im Orden. In den folgenden Wochen kommen zahlreiche Missbrauchsfalle durch katholische Priester und Ordensleute ans Licht. Auch das oberbayerische Kloster Ettal und die Regensburger Domspatzen sind betroffen.

6. Februar: Laut Umfrage des „Spiegel“ wurde in der katholischen Kirche Deutschlands seit 1995 gegen 97 Priester und Laien wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt.

8. Februar: Papst Benedikt XVI. verurteilt sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester.

16. Februar: Der Augsburger Bischof Walter Mixa fuhrt den Missbrauch auch auf die zunehmende Sexualisierung des offentlichen Lebens seit 1968 zuruck.

22. Februar: Die Bischofe entschuldigen sich bei ihrer Fruhjahrsvollversammlung wegen der Missbrauchsfalle.

23. Februar: Nach dem von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) geau?erten Vorwurf der mangelnden Rechtstreue der Kirche fordert die Bischofskonferenz ultimativ eine Korrektur.

25. Februar: Die Bischofskonferenz beschlie?t bei ihrer Vollversammlung einen Vier-Punkte-Plan, um Missbrauch konsequent aufzudecken. So sollen die Richtlinien von 2002 uberarbeitet und die Priesterausbildung uberpruft werden. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wird Sonderbeauftragter fur Missbrauchsfalle.

7. Marz: Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert einen Runden Tisch allein zur Aufarbeitung von Missbrauchsfallen in der katholischen Kirche. Die Kirche wehrt sich gegen Einseitigkeiten und fordert auch die Einbeziehung anderer gesellschaftlicher Gruppen.

9. Marz: Der Vatikan lobt die Bischofskonferenzen und Ordensleitungen in Deutschland und Osterreich, sie hatten unverzuglich und entschlossen reagiert.

12. Marz: Erzbischof Zollitsch unterrichtet in Rom den Papst uber die Missbrauchsfalle. Benedikt XVI. reagiert mit gro?er Betroffenheit. Der Missbrauchsskandal erreicht unterdessen den Papst selbst. Das Erzbischofliche Ordinariat in Munchen bestatigt Berichte, wonach in der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. als Erzbischof von Munchen und Freising ein wegen Kindesmissbrauchs vorbelasteter Priester in der Gemeindearbeit der Diozese eingesetzt wurde.

17. Marz: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert im Bundestag eine intensive Aufklarung aller Missbrauchsfalle an Schulen und in kirchlichen Einrichtungen.

24. Marz: Das Bundeskabinett beruft die fruhere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) als Missbrauchsbeauftragte und beschlie?t die Einsetzung eines Runden Tisches.

31. Marz: Die „Suddeutsche Zeitung“ berichtet erstmals uber Prugelvorwurfe gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa. Einen Tag spater dementiert der Bischof.

16. April: Mixa erklart, dass er fur die Zeit als Stadtpfarrer „die eine oder andere Watsch“n nicht ausschlie?en kann„. Dies bedauere er. Geprugelt habe er aber nicht.

21. April: Mixa bietet dem Papst seinen Rucktritt als Augsburger Bischof und Militarbischof an.

23. April: Der Runde Tisch der Bundesregierung zu sexuellem Missbrauch tritt erstmals zusammen.

29. April: Die Erzbischofe Robert Zollitsch und Reinhard Marx sowie der Augsburger Weihbischof Anton Losinger werden von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen. Dabei kommt auch ein Missbrauchsverdacht gegen Mixa zur Sprache.

8. Mai: Der Papst nimmt den Rucktritt des Augsburger Bischofs an.

14. Mai: Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt stellt die Vorermittlungen wegen Missbrauchs gegen Mixa mangels Tatverdacht ein.

27. Mai: Die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, Ursula Raue, legt ihren Abschlussbericht vor. Danach hat der Orden sexuelle und korperliche Gewalt gegen Kinder uber Jahrzehnte systematisch vertuscht und die Tater gedeckt.

23. Juni: Der Missbrauchsskandal hat nach einer Studie die Einstellung der Bevolkerung zur katholischen Kirche verandert. Das betrifft vor allem religios weniger Gebundene. So sank der Anteil derer, die der Kirche moralische Orientierung zutrauen, zwischen Marz und Juni von 29 auf 23 Prozent. 2005 lag er noch bei 35 Prozent.

9. Juli: Der Vatikan rehabilitiert die zuruckgetretene Leitung des oberbayerischen Benediktinerklosters Ettal. Sie habe keine Fehler im Umgang mit Verdachtsfallen gemacht.

15. Juli: Der Vatikan verscharft die kirchlichen Strafnormen zur Ahndung sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. So betragt die Verjahrungsfrist fur sexuellen Missbrauch nun 20 Jahre.

21. Juli: Die Staatsanwaltschaft Konstanz stellt ein Anfang Juni eingeleitetes Ermittlungsverfahren gegen den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch ein.

9. August: Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Bergmann, halt einen Entschadigungsfonds fur Missbrauchsopfer fur denkbar. Sie ermuntert kirchliche und weltliche Einrichtungen, eigene Vorschlage zur Entschadigung vorzulegen.

23. August: Die katholischen Bischofe einigen sich auf eine Neufassung der kirchlichen Richtlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch. Sie beraten auch uber Entschadigungen.

 
 

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