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  Reformbewegung Wir Sind Kirche Fordert Dialog Ohne Denkverbote

EPD
October 24, 2010

http://www.epd.de/west_index_80580.html

Essen (epd). "Wege aus der Sackgasse" sind das zentrale Thema der Bundesversammlung der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche" am Wochenende in Essen. "Die Krise in der römisch-katholischen Kirche ist noch lange nicht vorbei, weder in Deutschland noch weltweit", sagte Christian Weisner als Sprecher der innerkirchlichen Reforminitiative am Freitag vor der Presse. An der 28. öffentlichen Bundesversammlung, bei der Themen wie Priestermangel, Pfarreienfusionen und Gemeindesterben auf dem Programm stehen, nehmen rund 100 Katholikinnen und Katholiken aus ganz Deutschland teil.

Vor allem in punkto sexualisierte Gewalt haben sich die Bischöfe nach Ansicht Weisners bisher sehr zögerlich und halbherzig gezeigt. "Es reicht nicht aus, einfach nur ein Pflaster drauf zu tun. Die Katholische Kirche braucht eine Art Psychoanalyse, um den Zusammenhang von Macht und Sexualität insgesamt zu untersuchen", lautet die Forderung des Kirchenkritikers. Dann würden auch andere Reizthemen wie Frauenfeindlichkeit und Zölibat endlich neu in den Blick kommen. Es gehe darum, einen Dialog auf Augenhöhe und ohne Denkverbote zu führen.

Die 1995 gegründete KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" feiert beim diesjährigen Bundestreffen ihr 15-jähriges Bestehen. "Die Probleme heute hängen damit zusammen, dass sich die Reformideen des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht durchgesetzt haben", sagte der Würzburger Theologe Magnus Lux. Er kritisierte vor allem den Priestermangel und die dadurch bundesweit entstandenen Großpfarreien mit bis zu 40.000 Mitgliedern. Gleichzeitig wies Weisner darauf hin, dass die Kirchenvolksbewegung mit ihren kritischen Themen insgesamt stärker im Gespräch sei, als sie je zu hoffen gewagt habe, auch wenn sie keine kirchenrechtlichen Erfolge verbuchen könne.

Als "radikalstes Beispiel" für Strukturreformen auf Kosten der Gemeinden und der Stadt bezeichnete Christel Darmstadt von der Bürgeraktion "Rettet Bochumer Kirchen" das Bistum Essen. Hier wurden in den letzten Jahren insgesamt 96 Kirchen verkauft, umgewidmet oder abgerissen. "Damit hat das Bistum Essen im Verhältnis zu seinen Mitgliedern die geringste Zahl an Kirchen in allen Bistümern bundesweit, kritisierte die Bochumer Kunsthistorikerin. Aus 259 Pfarreien seien 43 gemacht worden. Die Art und Weise wie das zum Teil gegen den Widerstand der Betroffenen geschehen sei, bezeichnete Darmstadt als "Christenverfolgung durch den Klerus".

 
 

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