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  Ehemalige Heimkinder Konnen Auf Entschadigung Hoffen

Frankfurter Allgemeine
December 13, 2010

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Ehemalige Heimkinder, die zwischen 1949 und 1975 in westdeutschen Kinder- und Jugendheimen untergebracht waren, konnen auf Entschadigungen hoffen. Der vom Deutschen Bundestag eingesetzte „Runde Tisch Heimerziehung“ empfiehlt nach zweijahrigen Beratungen einstimmig die Einrichtung eines Fonds, der mit 120 Millionen Euro ausgestattet werden soll. Das Geld soll zu gleichen Teilen von Bund, Lander und Kirchen aufgebracht werden.

Die Moderatorin des Runden Tisches, die fruhere Bundestagsvizeprasidentin Antje Vollmer (Grune), sagte bei der Vorstellung des Abschlussberichts am Montag in Berlin, es habe bis in die siebziger Jahre ein „System Heimerziehung“ gegeben, das mangelhaft und demokratisch unreif war.

Es habe sich dabei aber nicht um ein „Unrechtssystem“ gehandelt. Im Bericht hei?t es, insgesamt hatten etwa 800 000 Kinder und Jugendliche in der fruhen Bundesrepublik in Heimen gelebt. Die Anlasse fur Heimeinweisung seien oft nichtig gewesen; Madchen etwa seien eingewiesen worden, weil sie kurze Rocke trugen. In Heimen habe es Arbeitszwang und Rechtsbruche gegeben, unter denen viele Betroffene bis heute litten: Zuchtigung, sexuellen Missbrauch, Arrest, Demutigung, Essensentzug, religiosen Zwang, Kontaktsperren und Briefzensur. Verantwortlich werden in dem Bericht gemacht: Eltern, die eine Unterbringung oft anregten, Vormunder, Jugendamter, Vormundschaftsgerichte, die meist kirchlichen Trager, das Heimpersonal sowie der Gesetzgeber.

Der einzurichtende Fonds soll aufgeteilt werden: Mit 100 Millionen Euro sollen unter anderem Therapien oder Mietzuschusse finanziert werden. 20 Millionen Euro sollen in einen „Rentenersatzfonds“ flie?en, aus dem Heimkinder Einmalzahlungen fur geleistete Arbeit von etwa 4000 Euro, in Einzelfallen allerdings auch mehr erhalten konnten. Alle Hilfen sollen nach einer moglichst unburokratischen, Einzelfallprufung geleistet werden.

Bund und Lander haben dem Abschlussbericht allerdings Protokollnotizen beigefugt, in denen festgehalten wird, dass finanzielle Zusagen einzig von den Parlamenten beschlossen werden konnen. Moderatorin Vollmer forderte, „das Ganze sollte 2011 zum Stehen kommen.“

 
 

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