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  Bischof Will Zolibat Lockern

By M. Maier-Albang u. J. Hackober
Sueddeutsche
January 21, 2011

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/vermischtes/katholische-kirche-bischof-will-zoelibat-lockern-1.1049165

Ein Gottesmann redet Klartext: Priester, die sich mit dem Zolibat schwer tun, sollen eine Familie grunden konnen, sagt Weihbischof Berhard Ha?lberger - vor einer Schulklasse.

Am Tag danach erreicht man ihn daheim in Freising, wo Weihbischof Bernhard Ha?lberger auch sein Buro hat. Und wenn man ihn fragt nach den Satzen, die er am Mittwoch bei einem Schulbesuch in Weichs im Landkreis Dachau gesagt hat, antwortet er zwar etwas gebremst, aber ja, sagt Ha?lberger, es stimme schon, er habe sich tatsachlich fur eine Liberalisierung des Zolibats ausgesprochen.

Weihbischof Bernhard Ha?lberger beim Besuch der 10. Klasse der Klosterrealschule Weichs im Landkreis Dachau. (© Niels P. Jorgensen)

In der kirchlichen Theresa-Gerhardinger-Realschule war Ha?lberger am Mittwoch zu Gast in der 10. Klasse. Der Weihbischof, der fur den Norden des Erzbistums zustandig ist, macht solche Besuche regelma?ig und doch, sagt er, komme die Frage nach dem Zolibat nicht jedes Mal. Diesmal aber kam sie, und bei solch heiklen Fragen stecken katholische Wurdentrager jedes Mal in einer Zwickmuhle, zumal wenn Journalisten anwesend sind: Sollen sie ehrlich sagen, was sie denken? Oder drumherum reden, weil es ansonsten Arger geben konnte?

Der geburtige Ruhpoldinger Ha?lberger ist von Natur aus kein Taktierer; die Menschen im Norden des Erzbistums mogen ihn gerade, weil er so unkompliziert ist. Und so hat Ha?lberger geantwortet, was er denkt: Dass "diese Lebensform nicht einfach sei", dass es Priester gebe, die "leiden" an dieser Lebensform. Und fur "die, die sich damit schwertun, war's wohl gut", meint Ha?lberger, wenn sie Priester bleiben und trotzdem eine Familie grunden konnten. So hatte die Kirche "dann auch sicher wieder mehr Pfarrer".

Es ist dies eine Haltung, die Ha?lberger mit vielen Katholiken teilt, die nun froh sein werden, diese Worte auch aus dem Mund eines Bischofs zu horen. Zuletzt hatte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick es gewagt, laut uber den Zolibat nachzudenken, allerdings in einem Spiegel-Interview, wo er davon ausgehen konnte, dass es Widerhall geben wurde. Er "ware dafur, dass man ernsthaft daruber nachdenkt", ob jeder Pfarrer das Zolibat leben muss, so hatte Schick in dem Interview gesagt, klug im Konjunktiv, damit es nicht zu reformerisch klingt. Dennoch scheint es, als wurden sich, aufgeweckt durch die Missbrauchsskandale des vergangenen Jahres, immer mehr Kirchenvertreter auch offentlich trauen, echte Reformen anzudenken.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hatte im vergangenen Jahr fur die Zulassung von "viri probati", bewahrter, verheirateter Manner, zum Priesteramt pladiert. Noch weiter geht der neue Provinzial der deutschen Jesuiten, der in Munchen lebende Stefan Kiechle. Er hatte im Sommer 2010 vor Mitgliedern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sogar ein Nachdenken uber die Priesterweihe von Frauen angeregt. Doch einhellig sind die Meinungen zum Thema Zolibat unter den deutschen Bischofen keinesfalls. In der Bischofskonferenz wurde eine "Steuerungsgruppe" gebildet, die sich bis 2012 Gedanken uber die Kirche in der modernen Welt machen soll. Einer der drei Denker ist der Munchner Kardinal Reinhard Marx - und der will am Zolibat nicht rutteln.

 
 

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