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  Mixas Umstrittene Mission

By Stefan Mayr
The Sueddeutsche
January 22, 2011

http://www.sueddeutsche.de/bayern/ex-bischof-plant-lesereise-mixas-umstrittene-mission-1.1049541

Der Augsburger Ex-Bischof Walter Mixa plant eine bizarre Tournee: Er will mit einem ehemaligen Bodyguard Vortrage halten.

Als emeritierter Bischof hat Walter Mixa rein kirchenrechtlich gesehen nur eine Instanz uber sich: den Papst. Vor neun Monaten musste Mixa wegen einer Prugel- und Lugenaffare zurucktreten, damals gab ihm Benedikt XVI. eine "Zeit des Schweigens und der Heilungen" als Auftrag mit auf den Weg. An dieses Wort des heiligen Vaters fuhlt sich Mixa offenbar nicht mehr gebunden: Er plant eine Vortragsreise mit einem ehemaligen Personenschutzer, der heute eine Selbstverteidigungsschule betreibt und als "Gewaltpraventionsberater" tatig ist.

Des Bischofs neuer Partner: Mit dem ehemaligen Bodyguard Michael Stahl will Walter Mixa auf Vortragsreise gehen

Im Klerus sorgte diese Ankundigung uber das Bistum Augsburg hinaus fur Aufregung. Denn erstens erachtet Mixas Nachfolger als Bischof, Konrad Zdarsa, die Zeit des Schweigens als "noch nicht zu Ende". Zweitens befurchten Mixas Mitbruder, der 69-Jahrige konnte einmal mehr sich selbst und der katholischen Kirche gro?en Schaden zufugen. Bischof Zdarsa bezeichnete Mixas Plane am Freitag am Rande eines Festaktes als "beklagenswerten Fall" und sagte: "Schweigen ware das Gebotenere."

Noch klarer druckt sich Zdarsas Sprecher Markus Kremser aus: "Bischof Zdarsa ist erstaunt und nicht erfreut, uber die Vortrage muss mit Bischof Mixa gesprochen werden." So sehr Zdarsa Mixas Engagement missfallen mag, er hat keine Weisungsbefugnis gegenuber seinem emeritierten Mitbruder. Allerdings konnte er wohl ein Auftrittsverbot in kirchlichen Raumen der Diozese aussprechen. Ob es soweit kommen wird, ist offen. "Ich werde mich huten, dieses Thema zu hoch zu hangen", sagt Zdarsa. "Es ware im Dienst der Nachstenliebe, wenn wir versuchten, die Wogen zu glatten."

Am Dienstag wird sich das Augsburger Domkapitel mit Mixas Tournee beschaftigen, die mit dem Bistum nicht abgesprochen wurde. Dem Vernehmen nach sieht das Bistum Mixas Zusammenarbeit mit Michael Stahl sehr kritisch, da der Geschaftsmann aus dem baden-wurttembergischen Bopfingen eng mit dem sogenannten Missionswerk Karlsruhe zusammen arbeitet. Das Missionswerk verlegt seine Bucher, sein Team referiert in der "Christus-Kathedrale", dem pomposen Bau des Missionswerks. Dieses bezeichnet sich selbst als "uberkonfessionelle christliche Freikirche und Stiftung mit internationaler Sozialarbeit" und wird von einer "gemeinnutzigen Missionsgesellschaft mbH" betrieben.

Hinter der GmbH steckt eine Familie, die seit mehreren Generationen im Namen des Herrn tatig ist. Der Weltanschauungsbeauftragte des Erzbistums Munchen-Freising, Axel Seegers, bezeichnet das Missionswerk als "evangelikales" Unternehmen, dessen Grunder einst durch Heilungs-Gottesdienste bekannt wurde. Inzwischen konzentriert sich die GmbH mehr auf den Vertrieb von heilbringenden Medien.

Nicht minder geschaftstuchtig ist Michael Stahl: Punktlich zu Mixas 70. Geburtstag und zum Start der Tournee will er ein Buch mit dem Titel "Nie allein - und ob wir schon wanderten im finsteren Tal" veroffentlichen. Hat Mixa eine adaquate Aufgabe gefunden, die einem emeritierten Bischof angemessen ist? Oder lasst er sich in seinem ungebremsten Drang in die Offentlichkeit vor den Karren von Menschen spannen, die mit ihm Geld verdienen wollen? Diese Frage wird das Domkapitel am Dienstag erortern - und danach wohl nach Rom berichten.

Der Kontakt zwischen Mixa und Stahl kam bei einer Weihnachtsfeier in der Selbstverteidigungsschule zustande. Dies berichtet Wolfgang Woppmann, der Pfarrer von Gunzenheim im Bistum Eichstatt, wo Mixa neuerdings wohnt. Woppmann hat den Kontakt nach eigenen Angaben vermittelt, Stahl habe Mixa als Ehrengast eingeladen. Im Anschluss an die Feier seien die Plane fur das Projekt geschmiedet worden, so Woppmann. Die Vortragsreise soll unter dem Motto "Nie allein, das Leben hat einen Sinn" den gesamten deutschsprachigen Raum umfassen.

Helmut Mangold, der Vorsitzende des Augsburger Diozesanrates, nahm Mixas neue Plane fassungslos zur Kenntnis: "Ich bin schockiert, Bischof Mixa sollte sich unbedingt zuruckhalten."

 
 

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