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  Justizministerin Warnt Bischofe Vor Alleingang

The Sueddeutsche
January 28, 2011

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Berlin - Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat die katholische Kirche eindringlich aufgefordert, bald einen konkreten Vorschlag zur Entschadigung von Opfern sexuellen Missbrauchs vorzulegen. Zugleich appellierte die Ministerin an die Bischofe, bei den Hilfen fur Opfer keine eigenen Wege zu gehen, sondern sich an einem gemeinsamen Fonds zu beteiligen.

'Ein konkreter Vorschlag der katholischen Kirche am runden Tisch (gegen Missbrauch) ware ein Signal fur die Betroffenen. Die katholische Kirche kann als am starksten betroffene Institution Dynamik in die Debatte bringen', sagte die Ministerin der SZ.

Sie rief die Kirche auf, dem Beispiel der Jesuiten zu folgen, die einen Entschadigungsbetrag von jeweils 5000 Euro vorgeschlagen haben. Zugleich warnte sie die Bischofe, das wichtige Projekt des runden Tisches - einen gemeinsamen Entschadigungsfonds aller von Missbrauch betroffenen Institutionen - platzen zu lassen. 'Die Sorge ist gro?, dass verschiedene Institutionen und Organisationen einzelfallbezogene Losungen suchen', sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Der runde Tisch musse einen Vorschlag verabschieden, der 'gemeinsame Standards beinhaltet'. Ziel sei eine 'Gesamtlosung in der Entschadigungsfrage' mit konkreten Hilfen fur die Betroffenen.

Auch die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, die Anfang Marz am runden Tisch einen Entschadigungsvorschlag prasentieren will, mahnte eindringlich gemeinsame Losungen aller von sexuellem Missbrauch betroffenen weltlichen und kirchlichen Institutionen an. Zwar stehe es jeder Einrichtung frei, den Opfern als Anerkennung ihres Leidens eine Entschadigung anzubieten, sagte Bergmann der SZ. Doch musse es das Ziel aller sein, dass es 'keine unterschiedliche Behandlung von Betroffenen bei Hilfen und Therapien gibt', sagte sie. 'Ich gehe davon aus, dass alle Institutionen einem gemeinsamen Fonds zustimmen, aus dem den Betroffenen - unabhangig von individuellen Losungen der Einrichtungen - Hilfe gewahrt werden kann', sagte die einstige Bundesfamilienministerin.

Eine Entschadigungslosung ist die letzte gro?e offene Frage, uber die der runde Tisch zu beraten hat. Der Kreis, dem zahlreiche Experten, Juristen und Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen angehoren, war von der Bundesregierung nach Bekanntwerden der systematischen Missbrauchsfalle im vergangenen Jahr ins Leben gerufen worden. Betroffene fordern seit langerem, dass endlich eine Entschadigungslosung gefunden wird. Bergmann hatte immer wieder darauf verwiesen, dass ein Vorschlag, der allen Betroffenen moglichst gleicherma?en gerecht werde, schwierig sei und Zeit brauche.

Die katholischen Bischofe hatten am vergangenen Montag uber eine Entschadigung beraten, sich aber nicht auf ein gemeinsames Vorgehen verstandigen konnen. Der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte, weder Hohe noch Zeitpunkt der Entschadigung stunden fest. Der Trierer Bischof Stefan Ackermann hatte nach einem Bericht des Trierischen Volksfreundes zugleich durchblicken lassen, dass er nicht mehr an eine Losung am runden Tisch glaube: 'Es wird schwieriger, eine Verbundlosung hinzubekommen', wurde Ackermann zitiert. (Seite 3)

 
 

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