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  Bilanz Der Klasnic-kommission

By Petra Tempfer
Wiener Zeitung
April 13, 2011

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3941&Alias=wzo&cob=555502

Ausschnitt aus der Opferschutzanwaltschaft: Richterin Brigitte Bierlein, Vorsitzende Waltraud Klasnic, Prasident des "Wei?en Ringes" Udo Jesionek (v. l. n. r.). Foto: apa/Schlager

"Hinter den Zahlen verbergen sich erschutternde Schicksale, die zutiefst betroffen machen." Mit diesem Satz leitete Waltraud Klasnic am Mittwoch die Jahresbilanz der Opferschutzanwaltschaft ein, der sie vorsitzt. Diese war von Kardinal Christoph Schonborn ins Leben gerufen worden – als Antwort auf die steigende Zahl an Meldungen durch Missbrauchsopfer der katholischen Kirche. Bisher haben sich 909 Personen an die Kommission gewandt, von denen laut Klasnic 837 tatsachlich von Missbrauch betroffen waren. Drei Viertel davon sind Manner. 253 Falle gelten als erledigt.

"In den bisher 15 Kommissionssitzungen wurden 199 Beschlusse gefasst, wobei 192 Mal Entschadigungen zwischen 5000 und 25.000 Euro zugesprochen worden sind", prazisierte Klasnic. Verjahrung und Kausalitat wurden zwar nicht gepruft – die sieben Falle seien aber dennoch abgelehnt worden, weil sie unplausibel waren oder das Opfer aus dem Ausland kam. 40 Hilfestellungen seien ohne Kommissionsentscheid erfolgt und 14 Anliegen weitergeleitet worden. Und zwar deshalb, weil sie nicht in die Zustandigkeit der Opferschutzanwaltschaft fallen, so Klasnic.

"Koordination durch den Staat wird es nie geben"

Diese zahlt namlich ausschlie?lich an Opfer der katholischen Kirche Entschadigungen aus – Missbrauchsopfer aus stadtischen Heimen, Einrichtungen der Lander oder des Bundes erhalten hier weder Geld noch Traumatherapien. Damit diese Lucken gefullt werden, unterstutzte die Opferschutzanwaltschaft die Bundeslander dabei, ebenfalls Kommissionen zu formieren – mittlerweile gibt es in jedem Bundesland eine Anlaufstelle. Fur die Opfer aus Internaten des Bundes will das Unterrichtsministerium eine Kommission einrichten.

Die von Udo Jesionek, Mitglied der Klasnic-Kommission und Prasident des "Wei?en Ringes", oft geforderte staatliche Koordinationsstelle wird es jedoch vermutlich nie geben. "Sie scheitert an den Landern, die nicht wollen, dass ihnen der Bund dreinredet", meinte Jesionek im Gesprach mit der "Wiener Zeitung". Au?erdem konne der Staat der Kirche nicht vorschreiben, Gelder zu verteilen.

Die Entschadigungen der Klasnic-Kommission werden jedenfalls zur Ganze aus einer Stiftung und nicht aus Kirchenbeitragen bezahlt. Jesionek gab allerdings zu bedenken, dass die Begleitung der Menschen nicht mit einer Entschadigung ende. Viel wichtiger sei die Therapie, die bis zu 40 Stunden im Jahr oder 80 Stunden in zwei Jahren umfasst. Einige Opfer wollten nur eine Entschuldigung – andere wunschten, dem Tater gegenubergestellt zu werden. "Wenn man missbraucht worden ist, kann das in Wahrheit nie gutgemacht werden", so Jesionek.

Tater sollen sich nicht mehr sicher fuhlen

Daher sei es umso wichtiger, dass der Gang der Missbrauchsopfer an die Offentlichkeit fur die Pravention genutzt wird. "Kunftig muss vor allem darauf geachtet werden, ob etwa Priesterkandidaten fur den pastoralen Dienst psychisch geeignet sind", erganzt Kommissionsmitglied und Jugendpsychiater Werner Leixnering. Supervision und standige Reflexion des eigenen Verhaltens konnten dies ermoglichen. Damit sich die Tater nicht mehr – wie fruher – in absoluter Sicherheit wahnen.

Gehe es doch darum, Verantwortung fur Erziehung und Pastoral zu tragen. Es sei namlich "nicht auszuschlie?en, dass der Zolibat den Missbrauch in der Kirche gefordert hat."

 
 

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