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  Glaubige Fordern Reformen

The Zeit
April 25, 2011

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-04/kirche-krise-umfrage

Ob Aufhebung des Pflichtzolibats oder das Priestertum fur Frauen: Glaubige fordern Veranderungen in der Kirche. Das geht aus einer reprasentativen ZDF-Umfrage hervor.

Mit einem Rosenkranz in der Hand beten Glaubige im Dom in Koln

Die katholische Kirche steckt in einer Krise. Grund sind vor allem die Missbrauchsskandale des vergangenen Jahres, denen zahlreiche Austritte folgten; schatzungsweise 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Reformen konnten helfen, Anhanger zu halten. Und sie werden seitens der Glaubigen auch gefordert, wie eine reprasentative Politbarometer-Umfrage zeigt, die im Auftrag der ZDF-Sendung sonntags durchgefuhrt worden ist.

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Wahrend die Kirchen die Deutschen an Ostern also zu einem neuen Lebensstil aufrufen, – die Menschen hierzulande mussten nachhaltiger und solidarischer leben – gehen die Glaubigen ihrerseits hart mit ihr ins Gericht. So antworteten 80 Prozent der Katholiken, beziehungsweise 73 Prozent der Gesamtbevolkerung, mit "Ja" auf die Frage, ob die katholische Kirche Reformen durchfuhren sollte. Oberste Prioritat hat laut der befragten Katholiken, dass Priester heiraten durfen. So sprachen sich 75 Prozent fur die Aufhebung des Pflichtzolibats aus. Ein Thema, dass in den Aufgabenbereich des Vatikans fallt.

Dennoch sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dem ZDF, dass er in diesem Dialog auch bereit sei, uber den Zolibat zu sprechen. Die Bischofe wollten dann darlegen, dass es gute Grunde fur die Ehelosigkeit der Priester gebe, hei?t es weiter. "Wir werden in solchen wichtigen Fragen nicht so schnell zu einer Entscheidung kommen."

Auf dem zweiten Platz rangiert mit 16 Prozent der Wunsch, dass Katholiken und Protestanten ein gemeinsames Abendmahl feiern durfen. Nur 8 Prozent fordern, dass Frauen Priester werden durfen. Auch in der Gesamtbevolkerung ist letztere Forderung stark abgeschlagen – 14 Prozent sind hier dafur.

Kritisch wird es, wenn es darum geht, ob sich die katholische Kirche an den traditionellen Glaubensinhalten orientieren sollte. Denn auch wenn 46 Prozent der regelma?igen Kirchganger dafur und nur 22 Prozent dagegen sind, zeigt sich bei den gelegentlichen Besuchern das genaue Gegenteil: Hier wollen 43 Prozent die Abkehr von der Tradition. Wen will die katholische Kirche nun halten? Ein echtes Dilemma, bedeutet es doch, dass weitere Austritte vorprogrammiert sind, da mit Sicherheit eine der beiden Seiten mit eventuellen Kursanderungen nicht zufrieden sein wird.

Fest steht auch, dass das Vertrauen in die Institution noch immer erschuttert ist. Denn 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die katholische Kirche nicht genug tut, um die Missbrauchs- und Misshandlungs-Vorfalle aufzuklaren und nur 9 Prozent halten die Hilfe fur die Opfer fur ausreichend.

Da kommt gerade recht, dass Zollitsch in seiner Osterpredigt im Freiburger Munster sagte: "Wir kennen heute den 'Wutburger': das ist derjenige, der sich uber vieles aufregt, vieles als ungerecht und falsch brandmarkt. Doch das eine ist: eine berechtigte Kritik. Sie darf nicht verdrangt, sondern muss gehort und integriert werden."

 
 

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