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  Missbrauch Im Vatikan: Tiroler Pater Suspendiert

Die Presse
June 27, 2011

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Der Geistliche soll eine damals 17-Jährige im Vatikan sexuell berührt haben, heißt es in der Sachverhaltsdarstellung. Nun ist er suspendiert worden. Die Klasnic-Kommission prüft nun, ob die Frau entschädigt wird.

Die Anzeige einer 45-jährigen Frau gegen mehrere prominente Geistliche - darunter "Missio"-Nationaldirektor Leo Maasburg - hat nun zur Suspendierung eines Franziskanerpaters geführt: Der Geistliche soll die damals Minderjährige im Vatikan missbraucht haben. In einem Brief an die Ombudsstelle Innsbruck bekannte sich der Pater schuldig. Er ist nun nicht mehr als Schulseelsorger tätig, berichtet die "Tiroler Tageszeitung". Angezeigt wurden außerdem Maasburg wegen angeblicher sexueller Nötigung und Kardinal Christoph Schönborn wegen Vertuschung. Beide weisen die Vorwürfe zurück.

Die Klasnic-Kommission hat der Frau eine Entschädigung in Aussicht gestellt. Dafür muss der Fall noch eingehend geprüft werden; die Frau müsste sich dem Clearing-Verfahren - einem zehnstündigen Gespräch - unterziehen. Bisher wurde ihr seitens der Kommission nur Unterstützung in der Höhe von 11.000 Euro für eine stationäre Therapie gewährt, teilte Kurt Scholz am Montag im ORF-"Mittagsjournal" mit.

Der erste Vorfall, bei dem es zu einer sexuellen Berührung durch den Franziskanerpater gekommen sei, soll sich laut Sachverhaltsdarstellung 1984 beim Weltjugendtreffen in Rom mit Papst Johannes Paul II. zugetragen haben. Das mutmaßliche Opfer war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt und in Begleitung ihrer Schwester. Noch ein weiterer Vorfall, diesmal in Wien, wird darin geschildert, sowie ein späterer angeblicher Übergriff 1997, als die Frau Aussprache über die Vorfälle suchte. 2008 wandte sich die inzwischen Erwachsene an die Ombudsstelle Innsbruck, allerdings ohne Konsequenzen.

"Es tut mir wirklich leid"

Vor Monaten schrieb der beschuldigte Pater erstmals an die Ombudsstelle der Diözese Innsbruck. Darin bestätigt er, dass er die beiden Schwestern im Vatikan in sein Zimmer eingeladen habe. Wie es allerdings zu der Berührung gekommen sei, wisse er nicht mehr. Und in einem weiteren Brief vom 16. Juni heißt es: "Ich habe mich in meinem ersten Brief wirklich herauszureden versucht - sehe aber durch die Mitteilungen von (Name des mutmaßlichen Opfers, Anm.), dass ich im Unrecht bin und ihre Darstellung in allen Punkten richtig ist. Es tut mir wirklich leid, was ich (Name, Anm.) angetan habe und bekenne mich schuldig."

Sein Geständnis soll der Franziskanerpater dem Vernehmen nach nun wieder zurückgezogen haben. Trotzdem will der Orden laut "TT" den Fall prüfen und überlegt, nach den erst kürzlich erlassenen Richtlinien der Bischofskonferenz zu Missbrauchsfällen selbst Anzeige zu erstatten. Die Ordensleitung war vorerst nicht erreichbar.

Wer hat wen gestalkt?

Ungeklärt sind bislang die Vorwürfe, die die Frau gegen den "Missio"-Chef Maasburg erhoben hat - der Beschuldigte hat diese strikt zurückgewiesen und der Frau im Gegenzug vorgeworfen, sie gestalkt zu haben. Nicht sie, sondern der prominente Geistliche habe ihr "Hunderte E-Mails und SMS" geschickt, beteuert die Frau.

Maasburg, der wegen "sexueller Nötigung" angezeigt worden war, ortet in der Anzeige Verleumdungen und ungerechtfertigte Unterstellungen. Er verwies auch auf einen Gerichtsgutachter, der bei der Frau einen dringenden Stalkingverdacht geäußert hatte.

Vorwürfe und eine Anzeige gibt es in der Causa auch gegen Kardinal Christoph Schönborn. Er soll bereits 1994 als Weihbischof von der Frau informiert worden sein. Die Frau habe Schönborn damals gebeten, mit Maasburg Kontakt aufzunehmen und auf ihn einzuwirken. Laut Anwalt Werner Schostal solle die Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang das Delikt "Unterlassung der Verhinderung einer mit Strafe bedrohten Handlung" prüfen. Ein Sprecher Schönborns hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Es hab sich um ein Beichtgespräch gehandelt. Wären dabei schwerwiegende Vorwürfe zu Sprache gekommen, hätte Schönborn weitere Vergehen verhindert und wäre in irgendeiner Form tätig geworden, so der Sprecher des Kardinals.

 
 

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