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  Papst Verspricht Missbrauchs-opfern Aufarbeitung

Reuters
September 24, 2011

http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE78N03N20110924

Erfurt (Reuters) - Papst Benedikt XVI. hat sich nach einem Treffen mit Opfern sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche "bewegt und erschuttert" von der Not der Betroffenen gezeigt.

Nach Angaben des Vatikans versicherte der Papst bei der Begegnung am spaten Freitagabend, den Verantwortlichen in der Kirche sei an der Aufarbeitung aller Missbrauchsdelikte gelegen. Die Kirche sei zudem bemuht, wirksame Ma?nahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu fordern. Opferverbande kritisierten das Treffen dagegen als eine "bedeutungslose Geste". Sie fuhre lediglich dazu, dass sich eine Handvoll misshandelter Personen fur eine Weile besser fuhlten, sagte der Sprecher des internationalen Netzwerks von Missbrauchs-Opfer in der katholischen Kirche (SNAP) am Samstag.

Fur das Treffen waren drei Manner und zwei Frauen aus der gesamten Bundesrepublik ausgewahlt worden, denen der Papst nach Angaben des Vatikans sein "tiefes Mitgefuhl und Bedauern" zum Ausdruck brachte. Dabei habe es sich sowohl um Opfer sexueller Vergehen wie auch um Opfer von Missbrauch in Heimen gehandelt, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, im Deutschlandfunk. Das "hochemotionale und sehr personliche Gesprach" habe den Papst und offenkundig auch die Opfer sehr tief beeindruckt.

Der Beauftragte der Bischofskonferenz fur den Missbrauchsskandal, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, sagte in Erfurt, bei dem Treffen sei "kein Blatt vor den Mund genommen" worden. Die Verfehlungen seien offen angesprochen worden. Dem Heiligen Vater sei seine Beschamung und sein Schmerz deutlich anzumerken gewesen. Trotz seines anstrengenden Tages habe der 84-Jahrige sehr aufmerksam zugehort. Die Begegnung hatte nach der Ruckkehr von der Marienvesper in Etzelsbach stattgefunden.

Opfer-Sprecher Henckens kritisierte, das Treffen sei eine "eher schone, doch letztlich bedeutungslose Geste eines Mannes, der sehr leicht Kinder schutzen konnte, aber sich weigert, dies zu tun". Mit Theologen gegensatzlicher Auffassung gehe er um wie "Gottes Rottweiler", mit "Verbrecher-Priestern" aber wie eine Miezekatze. Priester mussten endlich aufhoren, Kinder zu belastigen. Auch Vertuschungen durch Bischofe mussten aufhoren. Wie schon in Berlin gingen auch in Erfurt Missbrauchsopfer auf die Stra?e, um gegen die aus ihrer Sicht mangelnden Bemuhungen der Kirche zu demonstrieren.

In den vergangenen Jahren waren eine ganze Reihe von Fallen bekanntgeworden, bei denen sich katholische Wurdentrager in Deutschland und anderen Landern an Kindern und Jugendlichen etwa in Internaten vergangen hatten. Das Treffen abseits des vollgepackten offiziellen Besuchsprogramms hatte im Vorfeld bereits als wahrscheinlich gegolten. Ort und Zeitpunkt waren aber geheim gehalten worden. Auch bei Reisen in andere Lander hatte es solche Begegnungen gegeben. In Gro?britannien im vergangenen Jahr hatte sich der Papst bei den Opfern entschuldigt und betont, padophile Geistliche hatten Schande und Erniedrigung uber die katholische Kirche gebracht.

In Reden und Ansprachen wahrend seiner Deutschlandreise war der Papst bislang nur indirekt auf den Skandal eingegangen, in dessen Folge in Deutschland vergangenes Jahr eine Rekordzahl von 181.000 Katholiken aus der Kirche ausgetreten war. Die Mitglieder rief er auf, der Kirche bei aller Enttauschung nicht den Rucken zu kehren. Im Netz des Herrn gebe es gute und schlechte Fische. Koppe versicherte, die Kirche werde ihrer Pflicht nachkommen, materielle Entschadigung zu zahlen.

Der Papst reiste nach einer Heiligen Messe in Erfurt am Samstag weiter nach Freiburg. Auf dem Munsterplatz sollte sich das Oberhaupt der romisch-katholischen Kirche in einem Gru?wort an die Stadtbevolkerung wenden. Anschlie?end stehen Treffen mit dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem Prasidium des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK) auf dem Programm. Beschlie?en soll den Tag am Abend eine Gebetsvigil mit tausenden Jugendlichen auf dem Freiburger Messegelande. Der Deutschlandbesuch des Papstes endet am Sonntag.

 
 

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