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  Katholische Kirche: Schonborn Sieht Einheit in Gefahr

Die Presse
November 11, 2011

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Bild: (C) Apa/Roland Schlager (Roland Schlager)

Wien. Kardinal Christoph Schonborn erteilt der Pfarrerinitiative eine klare Abfuhr. Er sieht in vielen Forderungen und im „Kampfwort“ Ungehorsam einen tiefen Widerspruch zur kirchlichen Identitat. Damit werde „die Einheit der Kirche“ aufs Spiel gesetzt. Und der Vorsitzende der Bischofskonferenz lehnt auch einen (erneuten) osterreichweiten Dialog ab, wie er zum Beispiel in Deutschland praktiziert wird.

Dies sind die Ergebnisse der viertagigen Herbsttagung des Episkopats in Salzburg. Dennoch wollen die Bischofe „den Weg des Gesprachs“ weitergehen, wie Schonborn auf der Abschlusspressekonferenz mitgeteilt hat. Allerdings blo? auf diozesaner Ebene. Unter dem Generalthema „Was hei?t Pfarrer-Sein?“ wollen die Bischofe das Gesprach mit den Priestern vertiefen.

„Offener Bruch mit dem Glauben“

Die Verpflichtung zum Zweiten Vatikanischen Konzil musse aber bei allen Erneuerungen beibehalten werden, denn, „wo katholisch d'raufsteht, muss auch katholisch drin sein“. Schonborn weiter: „Die Sorgen um Gegenwart und Zukunft der Kirche nehmen wir Bischofe selbstverstandlich ernst“, doch seien viele Forderungen der Pfarrerinitiative „nicht einlosbar“. Das Leiten einer Eucharistiefeier durch einen Laien sei „ein offener Bruch mit einer zentralen Wahrheit des katholischen Glaubens“. Die Forderung nach einer Aufhebung des Zolibats konne auch nicht in Osterreich, sondern nur von der Weltkirche entschieden werden. Abermals betonte Schonborn, der Aufruf zum Ungehorsam durfe „so nicht stehen bleiben“. Fragen nach Sanktionen wich er aus. Hingegen stimmt Schonborn laut eigenen Angaben beim Umgang mit Geschiedenen, die staatlich neu geheiratet haben, und der Laienpredigt mit den Forderungen uberein.

Unverstandnis bei Schuller & Co.

Pfarrerinitiative und die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ wollen keinen Millimeter von ihren Forderungen zuruckweichen. Auch nicht nach der Absage Schonborns. Helmut Schuller, Kopf der Pfarrerinitiative, stellt am Freitag im Gesprach mit der „Presse“ die rhetorische Frage: „Werden die Identitat und die Einheit der Kirche von den Bischofen nicht mehr durch das laufende Negieren der Erwartungen aufs Spiel gesetzt, die die Pfarrer und die Gemeinden haben?“

Er wollte einen osterreichweiten Dialog zu den Themen Pfarrermangel, Zolibat, Umgang mit Geschiedenen, die wieder geheiratet haben. Diese Gesprache nun nur in den Diozesen zu fuhren schwache die osterreichische Stimme, die die Anliegen in Rom zu artikulieren hatte. Schuller: „Wir sind verwundert, dass den gerade in den letzten Monaten geau?erten Erwartungen, die Fragen auf der Osterreich-Ebene anzugehen, nicht entsprochen wurde.“ Er werde mit der Pfarrerinitiative die Anliegen unermudlich vertreten – und „die Reformpraxis fortsetzen“.

Scharfer formuliert Hans Peter Hurka, Chef der Plattform „Wir sind Kirche“. „Das ist ein Verkennen der Dramatik der Situation. Der Zug in Richtung Reformen ist aus dem Bahnhof. Zu glauben, dass er auf halbem Weg in den Bahnhof zuruckkehrt, ist Realitatsverweigerung.“ Er werde weiter mit den Bischofen im Dialog bleiben. Aber, so Hurka: „Die Menschen werden sich abwenden oder ihren eigenen Glauben leben.“

 
 

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