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Kirche Bricht Mit Weltbild

N-TV
November 23, 2011

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Die Emotionen schlagen im Weltbild-Verlag hoch

"Schlampen-Internat" oder "Anwaltshure" - mit solchen Buchtiteln macht der katholische Weltbild-Verlag bislang gute Geschäfte. Weil solche lüsterne Literatur jedoch nicht zu den propagierten Wertvorstellungen der Katholiken passt, trennt sich die Kirche nun schnellstmöglich von dem ins Gerede gekommenen Haus. Dafür sorgt auch ein Machtwort aus Rom.

Die katholische Kirche will sich vom Weltbild-Verlag trennen. Die Gesellschafter hätten die Geschäftsführer beauftragt, "ohne jeden Verzug entschlossen" einen Käufer für das Unternehmen zu finden, teilte Weltbild mit.

Der Verlag zählt zu den größten Buchhändlern in Deutschland. Er beschäftigt 6400 Mitarbeiter und erwirtschaftet mehr als 1,6 Mrd. Euro Umsatz im Jahr. Der Verlag ist zur Hälfte auch an der Hugendubel-Kette beteiligt. Auch die Filialen des Antiquariats Jokers gehört zu der Gruppe. Der Weltbild-Verlag steht im Besitz von zwölf deutschen Diözesen und der Soldatenseelsorge Berlin. "Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung verdienen eine besondere Beachtung", hieß es. Der Aufsichtsrat ist mehrheitlich mit kirchlichen Funktionsträgern besetzt, lediglich ein Vertreter des Medienkonzerns Burda und einer von der Commerzbank stammen von außen.

Notbremse

Die Entscheidung steht am Ende einer Reihe wochenlanger Diskussionen über erotische und esoterische Titel im Angebot des Verlags. Der Weltbild-Verlag hatte für Negativ-Schlagzeilen gesorgt, weil er in seinem Internetsortiment auch Bücher mit pornografischem Inhalt anbot. Das Lesen von Erotikliteratur passt jedoch nicht ins Weltbild der katholischen Kirche, die sich gegen die Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts ausspricht.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte bereits die vollständige Trennung der Kirche vom Verlag gefordert. "Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen", sagte Meisner der "Welt am Sonntag". Für die Kirche gehe es darum, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx bezog Stellung: "Wir können noch so große Medienkonzerne haben - wenn sie nicht das Ziel haben, das Evangelium zu verkünden, geht es in die falsche Richtung", teilte er mit.

Sogar Papst Benedikt XVI. schaltete sich in die Diskussion ein. Anfang November mahnte er, es sei an der Zeit, die "Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken". Die katholische Kirche müsse entschiedener und deutlicher gegen solche Missstände vorgehen. Als erste Konsequenz war in der vergangenen Woche bereits der Weltbild-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Donaubauer zurückgetreten.


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