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Bischof Kung: Kirche Will "Aus Fehlern Lernen"

Die Presse
February 9, 2012

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Bei der Missbrauchskonferenz im Vatikan ubt der Munchner Erzbischof Marx Kritik an der Ignoranz gegenuber den Opfern. Die Missbrauchsskandale haben der Kirche Schaden in Milliardenhohe verursacht.

Im Vatikan geht die Konferenz gegen Missbrauch zu Ende. Der Vertreter der osterreichischen Bischofskonferenz, Bischof Klaus Kung, sieht ein klares Signal fur den entschlossenen Willen der katholischen Kirche, aus Fehlern im Umgang mit Missbrauch zu lernen und neue Missbrauchsfalle im kirchlichen Bereich zu verhindern. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx sieht hingegen kein Ende der Krise und der Missbrauchsskandale, die die Kirche Milliarden Euro gekostet haben.

Kung lobte die Konferenz, die zeige, dass sich die Kirche dem "schrecklichen" Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen "mit gro?er Ernsthaftigkeit" stelle. "Man spurte den entschlossenen Willen, alle Mittel einzusetzen, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und durch eine umfassende Pravention sowie durch rasche und entschiedene Reaktion auf Vorfalle eine echte Verbesserung zu erreichen", sagte der Diozesanbischof. Ziel sei nun, dass die Kirche fur den Schutz von Kindern und Jugendlichen weltweit beispielgebend werde und dafur geeignete Hilfestellungen und Einrichtungen entwickle, erklarte Kung. "So soll es einerseits zu Heilung kommen; andererseits sollen kirchliche Mitarbeiter durch eine entsprechende Aus- und Weiterbildung bestmoglich lernen, dieses schmerzhafte Thema anzugehen."

"Opfer systematisch ausgeblendet"

Der Munchner Erzbischof Reinhard Marx hat am Donnerstag vor den Teilnehmern der Konferenz gesagt, die Kirche musse den geistlichen Lernprozess fortsetzen, um so wieder neue Glaubwurdigkeit zu gewinnen. Voraussetzung dazu seien Offenheit, Transparenz und Wahrhaftigkeit. Abschottung, Verharmlosung und Relativierung fuhrten nicht zum Ziel.

In den vergangenen Jahrzehnten ware "der Schutz der Institution Kirche allzu sehr im Vordergrund" gestanden, kritisierte der Munchner Kardinal. Die Opfer und ihre Leiden seien "systematisch ausgeblendet" und "die schreckliche Wahrheit verharmlost" worden. Das Schuldbewusstsein habe in diesem Punkt offensichtlich weitgehend gefehlt. Es gehe jetzt nicht um eine nachtragliche Schuldzuweisung, sondern um die "Erkenntnis von Mechanismen", die fur die Zukunft zu beachten seien.

Wichtig sei bei Missbrauchsfallen eine enge Zusammenarbeit von Kirche und Staat, so Kardinal Marx. Die staatliche Gesetzgebung durfe nicht als Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten verstanden werden. Staatliche und kirchliche Rechtskreise mussten sich erganzen. Bei Straftatbestanden von kirchlichen Mitarbeitern sei der Kontakt zur Staatsanwaltschaft je nach Umstanden des Falls notwendig.

Kosten im Milliardenhohe

Die Missbrauchsfalle haben die katholische Kirche nach Schatzungen von US-Experten mehr als zwei Milliarden Dollar (etwa 1,5 Milliarden Euro) gekostet, hie? es bei der Missbrauchskonferenz. In ihre Rechnung bezogen Michael J. Bemi und Patricia Neal die Kosten fur Entschadigungen, Untersuchungen, Prozesse und die Behandlung von Opfern ein.

Diese Summe stehe jedoch "in keinem Verhaltnis" zum Verlust der Unschuld der betroffenen Kinder und Erwachsenen, erklarten sie. "Fur eine einzelne Seele gibt es keinen Preis." Bemi und Neal wiesen die Konferenzteilnehmer auf zahlreiche psychische Krankheiten hin, unter denen die Opfer leiden, ihre langwierige Behandlung und auf die angerichteten innerfamiliaren Schaden. Die beiden Experten leiten ein Kinderschutzprogramm des US-Hilfswerks National Catholic Services.

Papst Benedikt XVI. hatte die viertagige Konferenz "Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung" am Montag in der Papstlichen Universitat Gregoriana eroffnet. Dort diskutieren rund 220 Wurdentrager und Kirchenexperten aus aller Welt hinter verschlossenen Turen uber Ma?nahmen zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs Minderjahriger in der katholischen Kirche.

 

 

 

 

 




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