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Sexueller Missbrauch: Papst Will Erneuerung Der Kirche

Die Presse
February 9, 2012

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Mehr als 100 Bischofe nehmen bis Donnerstag an der Konferenz "Heilung und Erneuerung" in der Gregoriana-Universitat in Rom teil. Benedikt XVI. fordert den effektiven Schutz und Hilfe fur die Opfer.

Zum Auftakt einer Konferenz der katholischen Kirche zum Thema Kindesmissbrauch hat Papst Benedikt XVI. eine "tiefgehende Erneuerung" der Kirche gefordert. Die "Heilung" der Opfer musse fur die christliche Gemeinschaft von gro?ter Bedeutung sein und Hand in Hand mit einer Erneuerung der Kirche "auf allen Ebenen" gehen, hie? es in einem Gru?wort des Papstes an die Teilnehmer der am Montag in Rom begonnenen Konferenz. Benedikt XVI. mahnte in der vom Vatikan veroffentlichten Botschaft zudem eine "rigorose Kultur des effektiven Schutzes und der Hilfe fur Opfer" an.

Bei der viertagigen Konferenz diskutieren Wurdentrager und Kirchenexperten aus aller Welt hinter verschlossenen Turen uber Ma?nahmen zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs Minderjahriger in der katholischen Kirche. An dem seit etwa zwei Jahren geplanten Kongress an der von Jesuiten gefuhrten Papstlichen Universitat Gregoriana nimmt der St. Poltner Diozesanbischof Klaus Kung teil. Missbrauchsskandale in mehreren Landern hatten die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine tiefe Krise gesturzt.

An der Konferenz nehmen unter anderem die Bischofe aus 110 Staaten und die Fuhrer von 34 Religionsorden teil - aber nur ein Missbrauchsopfer, die Irin Marie Collins. Opferverbande ubten am Montag heftige Kritik an der Konferenz. Sue Cox von der Opfervereinigung Survivors Voice sprach von einer "PR-Aktion". "Das ist wirklich nur Theater. Das ist sinnlos." Roberto Mirabile von der italienischen Opfergruppe La Caramella Buona sagte, es musse eine "konstruktive Debatte geben". Collins dagegen sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung".

"Kirche muss sich Verantwortung stellen"

Der Missbrauchsskandal hatte in den vergangenen Jahren vor allem in Europa und den USA die katholische Kirche in schwere Bedrangnis gebracht. "Die Kirche muss sich ihrer Verantwortung stellen", sagte der deutsche Jesuitenpater und Psychologe Hans Zollner, ein Mitorganisator der Konferenz, dem Radio Vatikan. Der Missbrauch sei verdrangt worden, man habe Opfer und Tater falsch behandelt und Schuld auf sich geladen, erklarte Zollner. Vermieden werden soll, das Problem nur aus europaischer und nordamerikanischer Sicht zu sehen. Deshalb hat der Kongress die gesamte Weltkirche im Blick.

Der Prafekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, hat ein starkeres Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch gefordert. Der "Ernst dieser Verbrechen" durfe nicht aus den Augen verloren werden. Sexuell ubergriffige Geistliche machten zwar nur eine kleine Minderheit unter Klerikern aus, hatten aber den Opfern und der Kirche gro?en Schaden zugefugt.

Kardinal Levada rief die Bischofskonferenzen weltweit zu mehr Eigeninitiative beim Erstellen von Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf. Viele Konferenzen hatten schon eigene Normen erlassen, beispielsweise die USA, Deutschland, Frankreich, Sudafrika und Australien. Oft seien sie aber erst in Reaktion auf die Aufdeckung skandaloser Falle durch die Medien entstanden, so Levada.

Mit zivilen Behorden zusammenarbeiten

Die Kirche musse bei der Aufklarung mit zivilen Behorden zusammenarbeiten, unterstrich der Kardinal, bei dessen Kongregation auch die kirchenrechtliche Strafverfolgung angesiedelt ist. Das Beichtgeheimnis musse aber weiterhin unantastbar bleiben. Seelsorgliche Aufgabe der Kirche sei es, den Opfern zuzuhoren und sie zu begleiten. Ein personliches Beispiel habe Benedikt XVI. durch seine Treffen mit Missbrauchsopfern wahrend verschiedener Auslandsreisen gegeben.

Zum Schutz Minderjahriger musse die Kirche ihre Mitarbeiter schulen und fur das Thema starker sensibilisieren, sagte Levada. Zugleich musse sie Eltern und Kinder uber sexuellen Missbrauch in der Gesellschaft aufklaren. Der Kardinal forderte eine angemessene Ausbildung kunftiger Priester. Vor allem beim Wechsel von Priesteramtskandidaten in andere Diozesen sei Aufmerksamkeit geboten.

Durch die gro?ere offentliche Aufmerksamkeit fur das Thema ist in den vergangenen Jahren die Zahl der an seine Behorde gemeldeten Falle von sexuellem Missbrauch an Minderjahrigen deutlich gestiegen, berichtete Levada. Seit 2001 seien bei der Glaubenskongregation mehr als 4000 Falle gemeldet worden, sagte der Prafekt. Dies mache deutlich, dass eine nur kirchenrechtliche Antwort unangemessen sei. Neben Normen fur straffallige Kleriker gehe es auch um den bestmoglichen Beistand fur Opfer, Forderung von Kinderschutzprogrammen und die Ausbildung von kunftigen Priestern.

 

 

 

 

 




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