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Schwere Vorwürfe Gegen Früheren Dechanten

Saarbrucker Zeitung
March 17, 2012

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Der ehemalige Völklinger Dechant Klaus Leist sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Er soll Missbrauchsfälle verharmlost und einen Priester, der sie anzeigte, im Regen stehen gelassen haben. (Veröffentlicht am 17.03.2012)

Köllerbach. Im Februar 2010 wurde der Trierer Bischof Stephan Ackermann zum Beauftragten der katholischen Kirche für sexuellen Missbrauch ernannt. Kurz darauf erhielt der damalige Pfarrer der Köllerbacher Herz-Jesu-Gemeinde, Johannes Ittmann, einen Anruf vom Bistum, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass es auch im Bereich seiner Gemeinde Hinweise auf Missbrauch gebe. Man wolle die Sache aber aus dem Bistum heraushalten.

Ittmann und Pater Gorges von der traditionalistisch-katholischen Martinsgemeinde, die zu Ittmanns Gemeinde gehört, erhielten damals auch selbst Hin weise darauf, dass sich ein früherer Priester der Martinsgemeinde Ende der 90er Jahre an einem Mädchen vergangen haben soll. Derartige Vorwürfe gab es auch gegen einen Laien der Traditionalisten- Gemeinde. Ittmann erstattete deshalb im Mai 2010 Anzeige. Das Opfer bestätigte die Vorwürfe sowie Übergriffe eines weiteren Geistlichen auf ihren Bruder. Jedoch stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Verjährung ein.

In einer „Fallbeschreibung" von Ittmann für die Kripo, die der SZ vorliegt, schreibt dieser, der damals zuständige Völklinger Dechant Klaus Leist habe die Vorwürfe als bloße „Gerüchte" abgetan, wodurch in beiden Gemeinden rasch der Unmut gegen ihn und Gorges gewachsen sei. Und er habe Gorges als psychisch krank hingestellt. Dieser wurde im Juli 2010 dienstentpflichtet und durch einen anderen Pastor ersetzt. Er ist seither ohne Anstellung.

Als sich im Sommer in der Herz-Jesu-Gemeinde ein Konflikt um die mögliche Schließung einer Filialkirche zuspitzte, nahm der Druck auf Ittmann zu (wir berichteten). Einzelne Mitglieder machten mit Unterschriftensammlungen und Schreiben an das Bistum Front gegen entsprechende Sparbeschlüsse des Verwaltungsrats. Sie gaben an, von Leist in ihrem Widerstand bestärkt worden zu sein, wie aus einem der SZ vorliegenden Schreiben des Pfarrgemeinderats an Bischof Ackermann hervorgeht.

Ittmann erhielt ab November 2010 nach eigenen Angaben „Briefe mit beleidigendem Inhalt und eindeutigem Bezug zu den Missbrauchsfällen in der Martingemeinde". Es folgten anonyme Drohbriefe. Irgendwann fand der Pfarrer vor der Wohnungstür einen Müllsack mit Tierkadavern. Als der Sprecher des Pfarrgemeinderats, Alois Himbert, einmal nach dem Gottesdienst ins Weihwasserbecken griff, entdeckte er dort eine tote Fledermaus.

Es dauerte nicht lange, da gingen in der Gemeinde Gerüchte um, Ittmann habe sich bei seiner früheren Tätigkeit in der Jugendseelsorge in Berlin etwas zu Schulden kommen lassen. Gerüchte, die das Bistum erst über ein halbes Jahr später auf Anfrage von Mitgliedern der Laiengremien zurückweisen sollte. Ittmann wirft Leist vor, diese Behauptung selbst gestreut zu haben. In der Nacht auf Ostersonntag 2011 verließ Ittmann, fluchtartig die Gemeinde. Das Bistum berief Hans Maria Thul zum Pfarrverwalter für die Herz-Jesu-Gemeinde. Ende 2011 verzichtete Ittmann auf die Leitung der Gemeinde. Mittlerweile ist er in Nordrhein-Westfalen tätig.

Leist wies die Vorwürfe gegen seine Person auf SZ-Anfrage allesamt zurück. Er habe mitnichten negative Gerüchte über Ittmann und Gorges gestreut. Er habe auch keineswegs Laien der Herz-Jesu-Gemeinde dazu ermuntert, gegen Sparmaßnahmen der Pfarreigremien Front zu machen. Es entspreche ferner nicht den Tatsachen, dass er Missbrauchsvorwürfe als bloße „Gerüchte" abgetan habe.




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