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Abt Kassian Lauterer Blieb Trotz Missbrauchs Untatig

Skydaddy's Blog
March 20, 2012

http://skydaddy.wordpress.com/2012/03/20/abt-kassian-lauterer-blieb-trotz-missbrauchs-untatig/

Anlasslich zweier Zivilklagen weist Altabt Kassian Lauterer darauf hin, dass er einen Pater seiner Abtei 1982 sofort aus dem Schuldienst entfernt habe, als er von Eltern uber sexuellen Missbrauch informiert wurde. Im Fall eines anderen Paters blieb Abt Kassian allerdings jahrzehntelang untatig. Es handelt sich dabei um einen Fall, uber den ich 2010 mehrfach berichtet habe.

Die osterreichische Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau am Bodensee, die auch ein Internat betreibt, sieht sich Zivilklagen von Missbrauchsopfern gegenuber, die bis Marz 1982 von einem Pater des Klosters missbraucht worden sein sollen. Der betreffende Pater war bereits 1967 wegen Missbrauchs von Minderjahrigen verurteilt worden.

Altabt Kassian Lauterer, der die Abtei von 1968 bis 2009 leitete, hat jetzt zu den Vorwurfen Stellung genommen. In einer Pressemitteilung der Abtei (erstellt von Krisenkomunikationsberater Harald Schiffl von der Agentur preventK) hei?t es:

Vorganger, Abt Heinrich Groner, gab sein mogliches Wissen nicht weiter

Pater Kassian betont, dass sein 1968 verstorbener Vorganger sein mogliches Wissen nicht an ihn weitergegeben hat und ihm keinerlei Informationen uber eventuelle Verurteilungen von Pater J. hinterlassen hat. Auch in den Personalakten gab es keinerlei Unterlagen oder Hinweise. „Zur damaligen Zeit war es bedauerlicher Weise ublich, dass uber derartige Ereignisse einfach geschwiegen wurde.“, so Pater Kassian.

1982 wurde sofort gehandelt

Pater Kassian weist zudem darauf hin, dass er 1982, als er von den Eltern des nunmehrigen Klagers uber den sexuellem Missbrauch durch Pater J. informiert wurde, sofort gehandelt hat. Pater J. wurde aus dem Schuldienst entfernt, als Priester suspendiert und versetzt. Die Eltern des Opfers haben deshalb auf eine Anzeige verzichtet.

Die obigen Aussagen beziehen sich freilich nur auf den betreffenden, einen Pater, Johannes B. (Der zwar aus dem Schuldienst entfernt, aber in Tirol weiter eingesetzt wurde. und zwar auch als Pfarrer.) Kassian Lauterer hat aber fast die ganze „Europareise“ von Pater Gregor Muller zu verantworten, einem Zisterzienser, der Ende der 1960er Jahre in Birnau am Bodensee (Erzbistum Freiburg) mehrere Messdiener missbraucht hat. Muller wurde 1968 ins Kloster Oelenberg (Elsass) strafversetzt. Von Februar 1969 bis Ende 1970 war Muller im Kloster Himmerod in der Eifel, 1971 wurde er ins Bistum Basel versetzt – mit der Auflage, libidodampfende Medikamente zu nehmen. Das dortige Bistum hat bestatigt, dass es damals von „unerlaubten sexuellen Handlungen“ des Paters in Deutschland und Osterreich wusste. Schwer vorstellbar, dass Abt Kassian Lauterer davon keine Kenntnis gehabt haben soll. 1987 kam Pater Gregor dann noch einmal nach Birnau – den Ort, wo er zwei Jahrzehnte zuvor mehrere Kinder missbraucht hatte. 1992 wurde Muller nach Schubelbach im Bistum Chur (Schweiz) versetzt.

Ende 2006 informierte eines der Opfer aus Birnau das Bistum Freiburg (Update: und die Abtei Wettingen-Mehrerau, s.u.) uber den Missbrauch durch Pater Gregor Muller. Das Bistum will daraufhin noch „2006 sofort den zustandigen Abt [also Kassian Lauterer] im Kloster Mehrerau verstandigt [haben] – mit der Aufforderung, die erforderlichen Schritte einzuleiten. Der Abt hat uns zugesichert, dies zu tun und sofort auch das Bistum Chur verstandigen.“

Abt Kassian Lauterer muss demzufolge spatestens seit Ende 2006 gewusst haben, dass Pater Gregor Muller ein Missbrauchstater ist. (Der Pater hatte den Missbrauch des betreffenden Opfers damals zugegeben.) Trotzdem lie? er Gregor Muller noch jahrelang weiter in Schubelbach – offenbar ohne Auflagen – mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. (Von „Pizza-Parties“ und Video-Abenden war die Rede.) Erst, nachdem das Opfer 2010 im Zuge des Missbrauchsskandals erfuhr, dass sein Peiniger immer noch in Schubelbach tatig war, und schlie?lich drohte, sonntags in vor der Kirche des Taters mit einem Schild „Hier zelebriert ein Kinderschander“ zu demonstrieren, wurde Pater Gregor Muller aus Schubelbach abberufen – durch Kassians Nachfolger, Abt Anselm van der Linde.

Kassian Lauterer hat also Gregor Muller, nachdem dieser bereits wegen Missbrauchs strafversetzt worden war und zeitweise libidodampfende Medikamente nehmen musste, jahrzehntelang weiterhin eingesetzt – z.T. sogar in derselben Pfarrei, wo er schon einmal Kinder missbraucht hatte –, wobei das Bistum Chur nicht einmal uber dessen Vorgeschichte informiert wurde. Selbst, nachdem das Erzbistum Freiburg Abt Kassian Ende 2006 uber den Missbrauch in Birnau informierte und der Pater diesen Missbrauch zugab, belie? Kassian Lauterer den Tater weiter in der Gemeinde Schubelbach.

Ich wunsche den Missbrauchsopfern viel Erfolg bei ihrer Klage.

Update: Das Opfer aus Birnau hat mir mitgeteilt:

“2006 habe ich neben Freiburg auch die Abtei verstandigt! Und erst keine Antwort erhalten. Erst als ich in einem Gastebucheintrag auf der Homepage der Abtei offentlich nach Pater Gregor suchte, hat der Abt meine Mail an den Tater weiter geleitet.”

Und:

“Bischof Ackermann hatte ich auch im Januar 2010 informiert, dass Pater Gregor Muller noch im Amt ist und habe ihn aufgefordert, etwas zu unternehmen – trotzdem blieb der “Missbrauchsbeauftragte” untatig.”

 

 

 

 

 




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