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Wenn Kloster Mauern

By Jutta Berger
Der Standard
March 29, 2012

http://derstandard.at/1332324043111/Missbrauch-in-Mehrerau-Wenn-Kloester-mauern

Die Abtei Wettingen-Mehrerau am Bregenzer Bodenseeufer war fur viele Schuler kein idyllischer Ort.

Mutter Kirche beweist im Umgang mit straffallig gewordenen Sohnen Langmut. Nach Missbrauch ist in Klostern Versetzungspolitik und Intransparenz ublich, wie zwei Falle aus der Abtei Mehrerau zeigen

Bregenz - Uber Fragen des Daseins lange nachzudenken, ist eine der Aufgaben von Kirchenmannern. Die Frage, wann und wie lange ein wegen Missbrauchs verurteilter Priester suspendiert wurde, scheint zu den ganz kniffligen zu gehoren. Kassian Lauterer, Altabt der Bregenzer Abtei Mehrerau, brauchte zur Beantwortung neun Tage. Am 19. Marz teilte er den Medien mit, er habe "Pater J." 1982, nachdem er von den Eltern eines missbrauchten Schulers informiert worden war, "sofort aus dem Schuldienst entfernt, als Priester suspendiert und versetzt". Wie lange die Suspension dauerte, wollte er nicht sagen.

Am 28. Marz lie? Lauterer dem Standard uber Sprecher Harald Schiffl ausrichten: "Die Suspendierung wurde im Herbst 1982 mit ausdrucklicher Genehmigung des Bischofs von Innsbruck aufgehoben." In der Diozese Innsbruck sind jedoch keine Daten dazu auffindbar. Pressesprecher Michael Gstaltmeyr: "Wir wissen nur, dass der Pater am 1.9.1982 in Sautens als Priester angefangen hat und am 10.3.2010 suspendiert wurde. Uber Gerichtsverfahren vor 2010 wurde die Diozese nicht informiert."

Versetzung in "zufallig freie Pfarre" statt Suspendierung

Emeran B., im Kloster "Bruder Johannes", wurde wahrend der Osterferien des Jahres 1982 von Bregenz ins Stift Stams/Tirol versetzt. "Die Mehrerauer haben uns gefragt, ob eine Pfarre frei ware", sagt Prior Heinrich Ofner. "In Sautens war zufallig eine frei." Von einer Suspendierung sei keine Rede gewesen, "dann hatte er ja gar keine Pfarre ubernehmen konnen". Emeran B. blieb bis 2010 Priester im Otztal.

B. wurde bereits 1967 einschlagig verurteilt, 1982 wurde ein weiterer Missbrauchsfall bekannt, 2004 wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verjahrung eingestellt. Zurzeit lauft gegen das Kloster ein Schadenersatzprozess, den ein Opfer des Paters angestrengt hat. Der Aufenthaltsort von B. ist unbekannt.

Rom lasst sich Zeit

Gegen einen weiteren Mehrerauer Pater lauft seit 2010 ein Laiisierungsverfahren. Aber Rom lasst sich mit dem Rausschmiss von Christian H. Zeit. Als Priester hatte er 2001 in Innsbruck einen Nachhilfeschuler missbraucht. "Einen Burschen aus dem Drogenmilieu" nannte Abt Anselm van der Linde das Opfer, den 13-jahrigen Sohn einer Sakristanin in einem Zeitungsinterview. H. zog nach Linz, warb - auch uber das Kirchenblatt -, weitere Nachhilfeschuler, missbrauchte sie, wurde verurteilt, war bis 2010 in Haft. Nun sucht er per Inserat wieder Nachhilfeschuler und uber Internet Investoren fur sein Projekt "Gasthof Pontifex". (Jutta Berger, DER STANDARD, 29.3.2012)

 

 

 

 

 




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