BishopAccountability.org
 
 

"Ein Tater-schutzsystem"

SR
March 29, 2012

http://www.sr-online.de/nachrichten/1668/1397089.html

[mit Video]

Wie viele Missbrauchsfalle werden noch ans Licht kommen?

"Ein Tater-Schutzsystem"

Verurteilte Padophile im Priestereinsatz - erneut steht das Bistum Trier deswegen in der Kritik. Und nach Angaben der Opfer-Organisation "MissBit" soll es sogar noch weitaus mehr Falle geben als bisher bekannt. Das Bistum kundigte nun an, die Leitlinien auf den Prufstand zu stellen.

(29.03.2012) Geistliche, die trotz sexueller Ubergriffe auf Kinder weiterhin in der Seelsorge eingesetzt werden - das sorgt seit Wochen im Saarland und bundesweit fur Schlagzeilen. Jetzt wurde bekannt, dass ein vorbestrafter Priester im Nordsaarland ausgerechnet einen Gottesdienst mit Kindern gehalten hat.

Das Bistum Trier verteidigt den Einsatz verurteilter Straftater und rechtfertigt ihn damit, dass die betroffenen Personen nicht so eingesetzt wurden, dass Gefahr fur Kinder bestehe.

Opferorganisation: "Moralische Unverforenheit"

In den Augen der Opfer-Organisation "MissBit" zeugen solche Aussagen von "moralischer Unverfrorenheit". Dr. Thomas Schnitzler, Sprecher der Organisation, sagte im Gesprach mit SR-online, das Verhalten des Bistums sei vollig "empathielos". Fur Opfer beginne und ende der Missbrauch nicht mit der eigentlichen Tat - es sei eine Demutigung wenn solche Straftater weiterhin ihre Tatigkeit ausubten.

Bereits vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass im Trierer Bistum mehrere padophile Geistliche weiter als Priester beschaftigt sind. Laut "Spiegel" sind es sieben. "Bistumssprecher Kronenburg nennt keine offiziellen Zahlen", sagt Schnitzer. "Doch unsere Recherchezahlen sind hoher. Das Vertuschen geht weiter."

"Ein Schutzsystem fur die Tater"

Scharfe Kritik ubt die Organsiation vor allem an Bischof Ackermann. Er habe bei Bekanntwerden der Missbrauchsfalle behauptet, es ginge ihm um Opfernahe. "Doch dieses Verhalten zeugt vom Gegenteil," sagt Schnitzler. "Der Kirche geht es vor allem darum, die Tater zu schutzen und zu resozialisieren. Aus unserer Sicht ist das ein Tater-Schutzsystem."

Seine Organisation habe den Werdegang verschiedener Tater im Bistum nachrecherchiert. Dabei habe man festgestellt, dass diese schon kurz nach ihrer Entlassung wieder auf Stellen im Bistum eingesetzt worden seien, z.B. in Krankenhausern.

Kirche will Leitlinien auf den Prufstand stellen

Unterdessen zeigt das Bistum Trier erste Reaktionen. Bistumssprecher Stephan Kronenburg sagte dem Kolner domradio, die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Umgang mit Missbrauchstatern mussten uberpruft werden. Im kommenden Jahr werde man "schauen, ob es da Verbesserungs- und Anpassungsbedarf gibt." Es sei in der Tat "eine Frage, inwieweit jemand weiter glaubwurdig als Priester arbeiten kann, wenn er Missbrauchstater geworden ist," so Kronenburg. (epd/red)

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.