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Missbrauch Auch an Ahrensburger Gymnasium?

By Christoph Heinzle
NDR
April 10, 2012

http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/ahrensburg143.html

Die frühere Schülerin der Stormarnschule, die den Pastor beschuldigt, möchte unerkannt bleiben

Ahrensburg - die Stadt vor den Toren Hamburgs steht auch für den größten Missbrauchs-Skandal in der evangelischen Kirche. Pastor Dieter K. hatte in seiner Gemeinde in den 70er- und 80er-Jahren Mädchen und Jungen missbraucht. Von 13 Fällen spricht die Nordelbische Kirche. Von mehr als hundert geht die Opferinitiative "Missbrauch in Ahrensburg" aus.

Nach Recherchen von NDR Info finden sich diese Fälle nicht nur - wie bisher angenommen - im Umfeld der Gemeinde, sondern auch in der Stormarnschule: dem renommierten Gymnasium in Ahrensburg. Dort war Dieter K. als Religionslehrer tätig. NDR Info Reporter Christoph Heinzle hat eine frühere Schülerin getroffen, die sich als ein Opfer des Pastors bezeichnet.

Ihre Stimme klingt ruhig, fast sachlich, doch immer wieder ist ein Zittern zu hören, kommt die junge Frau ins Stocken. Ute faltet und knetet ihre Hände, ringt sichtlich mit sich und den Ereignissen aus den 90er-Jahren, aus ihrer Schulzeit in Ahrensburg.

"Ein großer, starker Mann gegen ein - sagen wir mal - schwaches Mädchen: Ich hatte wahnsinnige Angst."

Das ist Utes Erinnerung an ihren Religionslehrer, Pastor Dieter K: Immer wieder habe der Geistliche die damals 16-Jährige im Unterricht an Hals und Schulter gefasst. Dann die Kurstreffen bei dem Pastor zu Hause, wo viel Alkohol fließt. Bald habe sie seine Hand auf Knie und Schenkel gespürt. Und bei der Verabschiedung zu zweit an der Haustür dann auch auf dem Rücken und am Po.

Todesängste ausgestanden

"Und dann konnte er auch nicht still stehen und hat sich so bewegt und ich dachte, meine Güte, was ist der hippelig. Und was haben Pastoren für ein großes Schlüsselbund in der Hose. Und schwer geatmet hat er auch. Das ist gefühlte 15 Minuten so gegangen, jedenfalls kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Ich habe Todesängste ausgestanden - weil er mich eben auch so festgehalten hat."

Über zwei Jahre passiert das immer wieder, erzählt Ute - Pastor K. will dazu keine Stellung nehmen. Einen Weg, mit anderen darüber zu sprechen, findet Ute zunächst nicht. Sie verdrängt, will nicht wahrhaben. Doch das Trauma steckt tief und frisst sich tiefer. Ute verändert sich, wird krank an ihren Erlebnissen.

Schuld- und Schamgefühle

"Ich habe damals einen Rock angehabt - und ich trage in der Öffentlichkeit keine Röcke mehr. Weil ich Angst habe, dass es eben zu so etwas herausfordern könnte. Das sind so Sachen, die dann kommen: Es war meine Schuld, ich habe irgendetwas falsch gemacht, dass man das mit mir gemacht hat. Und diese Schuld- und Schamgefühle sind noch immer wahnsinnig groß."

Inzwischen kann Ute als Schuldigen eher den Pastor erkennen - aber auch das damalige Umfeld in der Stormarnschule.

"Das Umfeld, das gegrinst hat und es gesehen hat, aber auch genauso das Umfeld, das Gerüchte gehört hat und denen nicht nachgegangen ist, oder das Umfeld, das einen Lehrer gesehen hat, der sich nicht im Griff hat und ihm nicht mal einen Tipp gegeben hat, etwas dagegen zu unternehmen, wenn man sich nicht so gut im Griff hat."

In den 90er-Jahren gab es diese Gerüchte über den Pastor, der Mädchen und Jungen nachstelle, den Eltern und Ex-Schüler im Gespräch mit NDR Info als schmierig und zudringlich beschreiben, der damals schon bei manchen als "Kinderschänder" verrufen war.




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