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Klasnic-Kommission: Acht Millionen Euro Hilfe Zuerkannt

Die Presse
April 17, 2012

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Zwei Jahre Klasnic-Kommission. Die Opferschutzanwaltschaft entschied bisher 613 Fälle positiv. Etwa zwei Drittel der Opfer waren mit sexuellem Missbrauch konfrontiert.

Die vor zwei Jahren von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte "Unabhängige Opferschutzanwaltschaft" hat von Missbrauch Betroffenen bisher insgesamt acht Millionen Euro finanzielle Hilfe zuerkannt. 613 Fälle habe man positiv entscheiden können, zog die Vorsitzende Waltraud Klasnic am Dienstag in einer Pressekonferenz Bilanz. Bis Ende des Jahres wolle man den Großteil der Meldungen entschieden haben.

Insgesamt sind per Stichtag 3. April 2012 1244 Meldungen bei der Klasnic-Kommission eingelangt, davon betrafen 1129 Gewalt oder Missbrauch durch Vertreter der römisch-katholischen Kirche in Österreich. "Wir sind so etwas wie eine Anlaufstelle des Vertrauens geworden", resümierte Klasnic. Mit 840 Meldungen waren 75,4 Prozent der Betroffenen Männer. Die meisten Fälle wurden in Oberösterreich (239), Tirol (227) und Wien (186) registriert, im Burgenland waren hingegen nur elf Personen betroffen.

40 Prozent der Fälle in den 1960er-Jahren

Insgesamt 702 Beschlüsse hat die Opferschutzanwaltschaft in zwei Jahren gefasst. Neben den 613 positiv abgeschlossenen Fällen gab es auch 19 Ablehnungen. In den restlichen Fällen wurden die Betroffenen etwa zu passenderen Stellen weitergeleitet. Nicht nur finanzielle Hilfestellung, welche die von der Kirche eingerichtete Stiftung Opferschutz übernimmt, wurde geleistet. Auch 23.500 Therapiestunden erkannte die Klasnic-Kommission zu.

Kritik, vor allem der Plattform "Betroffene kirchlicher Gewalt", man befasse nicht nicht mit den Tätern, entgegnete Caroline List, Richterin und Kommissionsmitglied: "Was wir tun ist eine Plausibilitätsprüfung." Entscheidungen der Opferschutzanwaltschaft seien keine Urteile, da die mutmaßlichen Täter nicht angehört würden. Dass, wie die Plattform behauptete, rund 40 verdächtigte Priester nach wie vor im Amt seien, konnte List nicht bestätigen. "Ich würde ganz dringend darum bitten, dass diese Namen bekanntgegeben werden." Nur dann könne "dementsprechend gehandelt" werden.

Klasnic will Präventionsplattform

Rund zwei Drittel der Opfer waren mit sexuellem Missbrauch konfrontiert. Was den Zeitraum der Taten betrifft, fallen 40 Prozent der Fälle in die 1960er-Jahre. Bei den meisten der Betroffenen (46,3 Prozent) begannen die Vorfälle im Alter von zehn bis 13 Jahren, im Volksschulalter waren es rund 31 Prozent. Im Durchschnitt waren die Opfer über eine Dauer von vier Jahren ausgeliefert. Zwei Drittel der Vorfälle ereigneten sich in Ordenseinrichtungen.

Für das erste Quartal 2013 hat sich die Opferschutzanwaltschaft einen umfangreichen Abschlussbericht vorgenommen. "Das ist aber noch kein Schlussstrich", betonte Klasnic. Sie wünscht sich eine Einrichtung, die Missbrauch in öffentlichen und privaten Einrichtungen vorbeugen soll. "Wir brauchen eine Präventionsplattform", lautete ihre Forderung.




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