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Vatikan Will Keinen Direkten Dialog Mit Der „ungehorsamen" Pfarrer-Initiative

The Nachrichten
April 19, 2012

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Rom beschäftigt sich mit der Pfarrer-Initiative, gelöst werden soll das Problem aber in Österreich.

ROM. Eine Aussprache mit dem Papst wird Helmut Schüller, Sprecher der reformorientierten Pfarrer-Initiative, wohl so bald nicht haben. Denn seine Hoffnung, nach der Erwähnung des „Aufrufs zum Ungehorsam" am Gründonnerstag durch den Papst einen direkten Kontakt zu Benedikt XVI. zu bekommen, wird von Insidern in Rom als unbegründet gesehen.

Auch die jüngste Kritik an der Pfarrer-Initiative von Kurienkardinal Kurt Koch ändert daran nichts.

Mit seiner Erwähnung des „Aufrufs zum Ungehorsam" in der Chrisam-Messe habe der Papst Probleme, die es auch in anderen Teilen der Weltkirche gebe, anhand eines Beispiels aufgezeigt, relativiert etwa der Leiter des Vatikanischen Presseamtes, Federico Lombardi, in Rom vor österreichischen Journalisten. Immerhin vermutet Lombardi, sei die Pfarrer-Initiative am besten bekannt. Der Jesuit sieht die Zuständigkeit für die Auseinandersetzung mit der Pfarrer-Initiative bei Österreichs Bischöfen: „Wenn es ein Problem in einem Land gibt, wird der Papst zu den Bischöfen sagen: Das ist eure Arbeit, diese Probleme zu lösen."

Andere Insider in Rom betonen, dass man sich beim Vatikan unter Kirchenreform zumeist etwas anderes vorstelle als in den Reformbewegungen der deutschsprachigen Länder. Und, dass man in Rom in anderen Zeithorizonten denke.

„Ungeheuerlicher" Ungehorsam

„Ungehorsam" sei in den Ohren von Geistlichen in romanischen Ländern wie Italien etwas Ungeheuerliches, sagt der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari, der die österreichischen Journalisten in Rom begleitet. Der Bischof betonte, dass der Papst bei der Erwähnung des „Aufrufs zum Ungehorsam" keine Türen zugeschlagen habe. Das könne von der Pfarrer-Initiative aber nicht als „Einladung zum Fortfahren" verstanden werden.

Auch außerhalb der Vatikanmauern ist die Pfarrer-Initiative Thema in der italienischen Kirche: So berichtet Benedikt Steinschulte vom Päpstlichen Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel, dass er eine Messe in einer römischen Pfarre erlebt habe, bei der für die Pfarrer-Initiative gebetet wurde. Wobei „für sie beten" bedeutete: Dafür beten, dass die ungehorsamen Pfarrer von ihrem Weg ablassen. In Rom ist auch zu erfahren, dass der Fall des Pfarrgemeinderats in Stützenhofen, der in einer eingetragenen Partnerschaft mit einem Mann lebt, bis hin nach Südamerika bekannt geworden ist.

Da in Österreich die Bischofssitze von Feldkirch (Vorarlberg), Salzburg und in weniger als einem Jahr auch jener von Kapellari in Graz neu zu vergeben sind, stellt sich die Frage, wen Rom schicken wird. Egon Kapellari wünscht sich jedenfalls einen „Mann der Mitte" als Nachfolger – wobei er von einer unbequemen Mitte spricht, weil sich eine solche Person den Unwillen von konservativen und progressiven Personen zuziehe.

Aufregung in der Heimat

Eine andere Art von Ungehorsam verfolgte den Grazer Bischof Kapellari übrigens bis nach Rom. Der südsteirische Pfarrer Karl Tropper hatte mit Aussagen zum Islam und zu Homosexualität (laut Tropper eine „Triebverwirrung") für Aufregung in der Heimat gesorgt. Bei Tramezzini und kleinem Bier verfasste Bischof Kapellari in Rom mit seinen Mitarbeitern eine Aussendung, in welcher Tropper indirekt und allgemein zurechtgewiesen wurde. In einem persönlichen Brief an den Pfarrer wurde der Bischof deutlicher. Er zieh Tropper des „Altersstarrsinns" und kündigte für den Wiederholungsfall „kirchenrechtliche Konsequenzen" an.




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