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Zölibatsabschaffung - Ein Katholischer Bischof Spricht Klartext

By Peter Lachnit
Suite 101
May 12, 2012

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Der Bischof des Burgenlands Paul Iby stellt den Pflichtzölibat infrage. Er würde es sehr begrüßen, wenn man die Priesterweihe verheirateter Männer zulasse.

Der Eisenstädter Bischof Paul Iby hat im Jänner 2010 mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren sein Rücktrittsgesuch an den Vatikan abgegeben. Dieses wurde von Papst Benedikt XVI. "nunc pro tunc", "jetzt für später" angenommen. Der Rücktritt des burgenländischen Oberhirten werde zu einem noch offenen Zeitpunkt wirksam.

Ein unliebsamer Kritiker

1959 wurde Paul Iby zum Priester geweiht . Promotion in Rom 1967, danach Caritas-Chef und Schulamtsleiter und später Generalvikar in Eisenstadt. 1992 wurde er zum Bischof der Diözese Burgenland bestellt. Möglicherweise wird sein Rücktrittsgesuch vom Vatikan jetzt noch schneller angenommen als erwartet. Mit der Infragestellung des Pflichtzölibats machte sich der Bischof in einem am 12. Mai in der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" erschienenen Interview auch unter seinen Glaubensbrüdern im Bischofsrang keine Freunde. Jahrhundertelange Dogmen werden nicht gerne in Frage gestellt.

Notwendiger Zölibat in der katholischen Kirche

Für Bischof Paul Iby gibt es die Notwendigkeit eines Zölibats nicht. "Es wäre für Weltpriester sicher eine Erleichterung, wenn der Pflichtzölibat aufgehoben würde." Iby verweist auf die zahlreichen verheirateten Diakone in der katholischen Kirche. "Wenn man die zu Priestern weihen könnte, würden wir uns angesichts des Priestermangels viel leichter in der Seelsorge tun. Es sollte jedem Priester anheimgestellt werden, ob er freiwillig zölibatär lebt oder mit einer Familie." Auch das Thema Priesterweihe für Frauen ist für Bischof Iby "mittelfristig" nicht unantastbar.

Umdenken in der katholischen Kirche?

Laienorganisationen begrüßen den Vorstoß von Bischof Paul Iby. So meinte etwa Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche", dass sich im Katholizismus offensichtlich ein Umdenken breitmacht. Gleichzeitig zeigte er sich allerdings wie Herbert Kohlmaier von der "Laieninitiative" skeptisch, was die Umsetzung betrifft. "Wir sind Kirche"- Vorsitzender Hurka befürchtet, dass sich in Rom in mittelbarer Zukunft nicht all zu viel ändert. Denn Ibys Vorstoß ist auch unter dem Aspekt zu sehen, dass der Bischof bereits sein 'Rücktrittsgesuch" eingereicht hat. Damit ist er nicht mehr der strengen Rechenschaftspflicht untergeordnet.

Zum Nachdenken aufgefordert

Bischof Paul Iby wurde schon einmal in den Vatikan zitiert. In der offiziellen Kirchensprache: Es wurde ihm der Rat gegeben, nach Rom zu fahren um mit dem Präfekten der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., zu sprechen. Damals ging es um die Diskriminierung Homosexueller und die Möglichkeit, dass auch Geschiedene an den Sakramenten teilnehmen können, sowie die Möglichkeit der Diakonatsweihe für Frauen im "Dialog für Burgenland". Bischof Iby musste daraufhin auf die "römische Linie" zurückschwenken. Er wird das 50-jährige Jubiläum der Diözese Eisenstadt/Burgenland im Herbst noch als Bischof feiern dürfen - danach wird der Vatikan seinen Rücktritt gerne annehmen.




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