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Katholikentag: Missbrauch? Schwamm Drüber

The Rheinneckarblog
May 18, 2012

http://www.rheinneckarblog.de/2012/05/18/katholikentag-missbrauch-schwamm-druber/

Der Regensburger Journalist Stefan Aigner nimmt kein Blatt vor den Mund bei seiner Berichterstattung über den bis heute skandalösen Umgang des Bistums Regensburg mit Opfern sexueller Gewalt durch Kirchenangehörige. Bischof Müller bezeichnet das als "Kampagne" und vergleicht die Bericherstattung mit "Schalmeien wie 1941" - was auch immer er damit meint.

Berichtet aus Sicht der katholischen Kirche "nicht angemessen" und wurde deshalb von der Diözese Regensburg verklagt - der Journalist Stefan Aigner. Das Oberlandesgericht Hamburg bestätigte in zweiter Instanz, dass Aigner Zahlungen an ein Missbrauchsopfer in seinem Berichtsgebiet als "Schweigegeld" bezeichnen darf.

Wie die katholische Kirche in Regensburg weiterhin Opfer sexueller Gewalt verhöhnt, deckt der Journalist Stefan Aigner durch seine kritischen Berichte auf.

Mannheim/Regensburg, 18. Mai 2012. (red) Der Regensburger Journalist Stefan Aigner kommentiert in seinem Gastbeitrag das Thema Missbrauch von Schutzbefohlenen und sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche. Aigner hat auf seinem Blog Regensburg-digital.de ausführlich über Missbrauchsfälle berichtet. Das Ergebnis: Er wurde wie der Spiegel auch von der katholischen Kirche verklagt, weil er Zahlungen an ein Missbrauchsopfer als "Schweigegeld" bezeichnet hatte.

Anm. d. Red.: Stefan Aigner ist verantwortlich für Regensburg-digital.de und zusammen mit dem für das Rheinneckarblog.de verantwortlichen Redakteur Hardy Prothmann Mitbegründer des bundesweiten lokaljournalistischen Netzwerkes istlokal.de. Der Regensburger Journalist Aigner betreibt eine sehr kritische Berichterstattung und wurde deshalb in der Vergangenheit schon mehrfach abgemahnt und verklagt. Von Rüstungskonzernen und eben auch von der katholischen Kirche, die ihn mundtot machen wollte. Zunächst wurde ihm durch das Hamburger Landgericht (bekannt für pressefeindliche Entscheidungen) in erster Instanz verboten, Zahlungen an ein Missbrauchsopfer als Schweigegeld zu benennen. Durch einen Spendenaufruf konnte er sich die Fortführung des Prozesses leisten. Das Hamburger Oberlandesgericht hob die Entscheidung in zweiter Instanz auf.

2014 wird der nächste Katholikentag in Regensburg stattfinden. Der dortige Bischoff Müller hat sich als pressefeindlich erwiesen und durch den "Umgang" mit Aigner gezeigt, was man in Regensburg als "angemessen" empfindet. Wir empfehlen, die von Stefan Aigner eingefügten Links auf seine Berichte ebenfalls mit Interesse zu lesen. Aigner hat aufgedeckt, wie beschämend die katholische Kirche im Bistum Regensburg Opfer sexueller Gewalt bis heute verhöhnt.

Kommentar: Stefan Aigner

Alois Glück gibt die Marschrichtung vor. Der Präsident geht mit gutem Beispiel voran. Er spricht es an. Dieses unangenehme Thema. „Beim Missbrauchsskandal reagierten die Bischöfe letztlich angemessen", so der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) im Vorfeld des Katholikentages

Dieses große Treffen des katholischen Laienapostolats findet gerade in Mannheim statt Und dort will man gemeinsam „einen neuen Aufbruch" wagen. An fünf Tagen. Voller Kraft, Hoffnung und Zuversicht. Bei Workshops, Vorträgen, Diskussionen. Zu den drängendsten Fragen der katholischen Kirche.

Angemessener Umgang?

Der Missbrauchsskandal wird dabei natürlich nicht totgeschwiegen. Gott bewahre! Man hat einen "angemessenen" Rahmen gefunden. Auf dem Programm stehen dazu mehrere Veranstaltungen. Fünf oder sechs sogar. Von 1.200 insgesamt.

Zielsicher hat sich das Zentralkomitee auch schon den „Austragungsort" für den nächsten Katholikentag 2014 gewählt: Regensburg.

Hier ist der Aufbruch schon in vollem Gange. Hier residiert Bischof Gerhard Ludwig Müller. Hier kann man beobachten, wie ein Bischof auf den Missbrauchsskandal „angemessen" reagiert.

Angemessen ist es im Bistum Regensburg, Geld zu zahlen, wenn Missbrauchsopfer schweigen. Wird das Schweigen gebrochen, erscheinen diese Zahlungen weniger angemessen.

Demütigung statt Demut

Angemessen ist es in Regensburg, Winkeladvokaten zu engagieren, die Missbrauchsopfern erklären, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn ein erwachsener Mann einem Kind ins Genick wichst – und ganz bestimmt kein sexueller Missbrauch.

Angemessen ist es im Bistum Regensburg, Opfer von Prügel, Demütigung und Vergewaltigung mit Serienbriefen abzuspeisen, die sie zu Lügnern stempeln und in die Depression treiben

Wie viele Empfänger solcher Briefe es gibt, erfährt man nicht. Das ist nämlich, sagt das Bistum, eine angemessene Methode des Opferschutzes.

Angemessen scheint es in Regensburg generell zu sein, nichts zu wissen, nichts wissen zu wollen von diesem „Missbrauchsskandal", diesen „Vorgängen aus alter Zeit" (Zitat: Bischof Müller), diesen ewigen Vorwürfen und und diesen Missbrauchsopfern, die partout nicht den Mund halten wollen.

Bis heute lässt sich die "Interpretation" des Bischofs Müller nachlesen – er sieht die Kirche als Opfer und bezeichnet eine Aufklärung der hundertfachen Missbrauchs als "Kampagne gegen die Kirche":

Es geht darum heute, die Glaubwürdigkeit der Kirche zu erschüttern. Das ist das Ziel dieser Kampagne gegen die Kirche. Die Leute, die vorm Fernsehen sitzen, die Zeitung aufschlagen, denen wird dann suggeriert, und sie werden manipuliert durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte, durch ständige Wiederholungen von Vorgängen aus alter Zeit, wo dann der Eindruck erweckt wird, die Kirche – das ist ein Nest, wo die Leute völlig verdorben sind und wo alles drunter und drüber geht. Und dann sagt unser Zeitgenosse: Da melde ich mich jetzt ab, da mache ich nicht mehr mit. Das ist das Ziel. Hier kommt es darauf an, Reife des Glaubens zu haben, nicht auf all diese Schalmeien wie 1941 hereinfallen, so auch heute nicht.
„Beim Missbrauchsskandal haben die Bischöfe letztlich angemessen reagiert"?

Das kann man auch kürzer ausdrücken: Die Karawane zieht weiter! Thema erledigt! Schwamm drüber!




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