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Missbrauchsopfer Und Kirchenvertreter Diskutieren Auf Katholikentag

Welt
May 18, 2012

http://www.welt.de/newsticker/news3/article106331061/Missbrauchsopfer-und-Kirchenvertreter-diskutieren-auf-Katholikentag.html

Missbrauchsopfer und Kirchenvertreter diskutieren auf Katholikentag

Mannheim (dapd). Der Umgang mit Missbrauchsopfern und den Tatern ist nach wie vor ein gro?es Thema in der katholischen Kirche. Auf dem Katholikentag in Mannheim hat sich der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, am Donnerstag den Fragen fruherer Missbrauchsopfer gestellt. Der Bischof von Trier verteidigte dabei die Praxis, wonach in Deutschland kein generelles Beschaftigungsverbot fur Priester besteht, die wegen Sexualdelikten straffallig geworden sind.

Das hatte ein Opfer unter dem Applaus der Zuhorer zuvor kritisiert. Es sei nicht nachvollziehbar, dass ein solcher Tater weiterhin fur die Kirche arbeite - "und das, obwohl der Tater das Vertrauen der Menschen massiv missbraucht hat." Ackermann selbst war zuletzt in die Kritik geraten, da nach Angaben einer Opferorganisation Padophile als Seelsorger in seinem Bistum eingesetzt waren.

Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass sich die Tater nach dem Verbu?en einer juristischen Strafe einem forensischen Gutachten unterziehen mussten. Dies bilde die Basis fur einen weiteren Einsatz. Die betreffenden Mitarbeiter wurden nicht bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt. "Man muss aber auch sehen, dass es in diesem Bereich eine Vielzahl von Motiven gibt. Es ist daher sinnvoll zu differenzieren, um welche Art Tater es sich handelt. Ansonsten konnten wir in eine Dynamik rutschen, wo es hei?t, die gehoren alle eingesperrt", sagte Ackermann.

Aus diesem Grund sei ein grundsatzliches Beschaftigungsverbot nicht sinnvoll. Dennoch, sagte Ackermann, sei geplant die Leitlinien zu uberprufen. Generell seien die Kirchengemeinden heute viel starker sensibilisiert, wenn es um das Thema sexueller Missbrauch geht, als fruher, fugte der Bischof hinzu.

Pater Stefan Kiechle, Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, unterstutzte die Haltung Ackermanns. So konne es keine gute Losung sein, einen fruheren Tater alleine zu lassen. "Denn wurde man ihn alleine lassen, konnte von ihm noch eine gro?ere Gefahr ausgehen", warnte der Theologe. Dies provozierte Zwischenrufe im Publikum, eine Frau rief etwa: "Das darf doch nicht wahr sein".

Die Mutter eines Jungen, der 2004 in Berlin von einem Ministranten missbraucht worden war, berichtete, dass in ihrer Gemeinde dieses Thema totgeschwiegen und bagatellisiert worden sei. Das sei fur den Jungen und die Familie sehr belastend gewesen, zumal der spater verurteilte Tater weiterhin fur die Gemeinde tatig gewesen sei. Erst nachdem sich die Familie an den zustandigen Bischof gewandt hatte, seien Konsequenzen gezogen worden. Generell drange sich ihr der Eindruck auf, nachdem 2010 zahlreiche Missbrauchsvorwurfe erhoben worden seien und fur eine heftige Diskussion gesorgt hatten, habe das Thema mittlerweile an Brisanz verloren. "Dabei handelt es sich bei sexuellem Missbrauch um ein Verbrechen, dass die Opfer viele Jahr danach noch verfolgt", sagte die Frau.

Wahrend der vergangenen Jahren wurden tausende Missbrauchsfalle in der katholischen Kirche bekannt. Opferverbande werfen dem Vatikan vor, sie lange vertuscht und bisher nicht aufgearbeitet zu haben. Au?erdem stieg die Anzahl der Kirchenaustritte. Mit Aufklarungskampagnen versucht die katholische Kirche, verlorene Glaubwurdigkeit zuruckzugewinnen.

 

 

 

 

 




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