BishopAccountability.org

„massive Anfeindungen" in Österreich

News@orf
May 19, 2012

http://orf.at/stories/2121242/2121247/

„Wir haben keine Glaubenskrise und wir haben auch keine Kirchenkrise. Wir habe eine Krise der Kirchenleitung“, so Schüller in Mannheim.

Der widerständige österreichische Priester Helmut Schüller hat der Führung der katholischen Kirche Reformunfähigkeit vorgeworfen. „Wir haben keine Glaubenskrise und wir haben auch keine Kirchenkrise. Wir habe eine Krise der Kirchenleitung", sagte er am Samstag beim Alternativprogramm des Katholikentages in Mannheim.

Schüller ist Kopf einer Pfarrer-Initiative, die sich für Reformen einsetzt, unter anderem die Priesterzulassung für Verheiratete und Frauen. Die Forderung steht vor dem Hintergrund zunehmenden Priestermangels.

Bisher sei sie weitgehend ins Leere gelaufen, sagte Schüller. Die Bischöfe und die Glaubenskongregation in Rom hätten sie freundlich angehört - „ohne weitere Folgen". In Österreich würden die widerständigen Priester von der Kirchenleitung massiv angefeindet, aber bisher noch nicht sanktioniert. In Irland und der Slowakei jedoch müssten Priester, die sich den Ansichten anschließen, mit beruflichen Konsequenzen rechnen.

„Probleme in Deutschland sehr ähnlich"

In Österreich gehörten der Initiative etwa 400 Priester und damit mehr als zehn Prozent der Geistlichen an. Allerdings bekenne sich kein Bischof offen dazu - er würde das auch keinem empfehlen, der sich nicht vorher vernetzt habe. In Irland stünden rund 800 Priester der Initiative nahe. In Deutschland gebe es noch keine Strukturen. „Aber ich bin sicher, dass sie kommen werden, denn die Probleme sind hier sehr ähnlich."

Die Bischöfe haben nach Schüllers Ansicht noch keinen Weg gefunden, angemessen mit den Gemeindegliedern ins Gespräch zu kommen. Hauptproblem sei, dass es in der katholischen Kirche keine „Grundrechte für Getaufte" gebe. Sie seien aber Voraussetzung für ein Gespräch mit der Führung auf Augenhöhe. „Im Moment ist der Dialog ein Gnadenakt von einer Seite, der jederzeit unterbrochen werden kann."

Derzeit sieht Schüller die katholische Kirche nicht in der Lage, der modernen Gesellschaft gerecht zu werden. „Es gibt drei große Herausforderungen, auf die wir reagieren müssen: Individualität, Rationalität und Pluralität." Das Zweite Vatikanische Konzil habe erste Schritte in diese Richtung unternommen. Inzwischen drehten Kirchenleitungen das Rad aber zurück.

Initiative versteht Schönborn-Androhung nicht

Allfällige Disziplinarmaßnahmen, wie von Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview in Aussicht gestellt, würden die Anhänger der Pfarrer-Initiative nicht hinnehmen und sich wehren, so Schüller. „Ich weiß nicht, was an Pfarrern, die ihre tägliche Arbeit tun, zu disziplinieren wäre." Die Initiative verstehe die Androhung nicht. Er wisse auch nicht, wie weit die Disziplinarmaßnahmen gehen würden, sagte Schüller. „Wir werden uns die Maßnahmen ansehen und werden uns von Experten beraten lassen."

Die Pressekonferenz fand nicht im Rahmen des offiziellen Katholikentages statt, sondern als Teil des Alternativen Katholikentags in der Johanniskirche in Mannheim. Schüller kam 48 Minuten zu spät zur Pressekonferenz, was jedoch bloß auf Missverständnisse bei der Terminorganisation zurückzuführen gewesen sei und nicht auf mögliche Behinderungen, wie er sagte.




.


Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.